Stadtbürgermeister Michael Thiesen mahnte in seiner Ansprache, mit dem Wort „Gedenken“ nicht den Eindruck von längst vergangenen Ereignissen zu verbinden, welche uns heute nicht mehr betreffen. „Vielmehr sei es sehr wichtig, dass wir uns Jahr für Jahr zusammenfinden und erinnern, so Thiesen. „Damit stellen wir einen Bezug zu unserem heutigen Leben her, um das unsagbare Leid, was den Menschen damals geschehen ist, nicht zu vergessen. So geht es nicht alleine um die Vergangenheit, sondern auch um das Heute und das Morgen.“
Das zentrale Thema des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in diesem Jahr lautet „Flucht und Vertreibung“. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges waren Millionen Menschen auf der Flucht oder wurden vertrieben und viele verloren dabei ihr Leben. Auch diese Menschen sind Opfer des Krieges geworden. Aktuell sind weltweit mehr als 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Erschreckende Bilder erreichen uns aus Bürgerkriegen und Flüchtlingslagern.
Der Stadtbürgermeister erinnerte daran, dass wir hier in Deutschland das große Glück haben, seit mehr als 70 Jahren in Frieden und Freiheit zu leben. Gleichzeitig richtete er die Bitte an alle Bürgerinnen und Bürger, die Botschaft des Volkstrauertages als Mahnung zu verstehen. Als Mahnung, den Wert des freiheitlichen Lebens als unser höchstes Gut zu schätzen, verbunden mit der Forderung, die Würde eines jeden Menschen anzuerkennen. Worte wir Verständigung, Versöhnung und Freundschaft sind nicht nur zu bewahren, sondern zu vertiefen, um friedlich miteinander zu leben.
Auch in diesem Jahr beteiligten sich wieder Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums im Kannenbäckerland an der Gestaltung der Gedenkfeier. Mit einer eindrücklichen Rede, die ergänzt wurde durch den Zeitzeugenbericht einer nach dem Zweiten Weltkrieg Geflüchteten und einem Mädchen, das 2015 aus Syrien flüchtete, machten die Schüler des Leistungskurses Geschichte der Stufe 11 deutlich, dass gerade das Thema des diesjährigen Volkstrauertages - nämlich Flucht und Vertreibung - aktueller ist denn je. In ihrer Rede gingen die Schüler darauf ein, dass Werte wie Mitgefühl Toleranz und Akzeptanz unerlässlich seien, um Krieg und Gewalt zu vermeiden. Zudem sei es nötig im Hinblick auf Flüchtlinge, die nach Deutschland kämen, Vorurteile hinter sich zu lassen, da diese eine Integration der Menschen schwierig mache. Die Aufklärung über Vergangenes erschien den Schülern ebenso besonders wichtig um der Gefahr vorzubeugen, dass sich die Geschichte wiederhole. Sehr treffend schlossen die Schüler ihre Rede mit einem Zitat Weizsäckers über den Zweiten Weltkrieg, der nämlich sagte: „Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was geschehen ist. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird.“
Ein großer Dank für diesen gelungenen Beitrag geht an die Schüler des Geschichte Leistungskurses der Stufe 11: Lena Baczinski, Maike Bergerhoff, Kester Fritz, Linda Hasani, Nuri Isik, Caroline Kober, Laura Lehn, Linus Neufeld und Lorenz Thiede sowie an ihre Lehrerin, Frau Neidhardt.
Musikalisch begleitet wurde die Feierstunde vom Musikverein Hillscheid, u.a. mit dem Trauermarsch von Saul“ und „Ich hatt‘ einen Kameraden“. Der Chor der Kannenbäckerstadt Höhr-Grenzhausen sang das „Grablied“ und „Ich bete an die Macht der Liebe“
Abschließend folgten die Kranzniederlegungen am Ehrenmal.Stadtbürgermeister Thiesen dankte Pfarrer Much und Pfarrerin Christ, den Schülern des Gymnasiums Kannenbäckerland, dem Musikverein Hillscheid, dem Chor der Kannenbäckerstadt Höhr-Grenzhausen, der Reservistenkameradschaft Kannenbäckerland sowie den Helfern von der Johanniter Unfallhilfe für die Gestaltung und Betreuung der Gedenkstunde.
Am Volkstrauertag wird jährlich der Toten von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht und zur Versöhnung und Völkerverständigung aufgerufen.