Außen hat sich das Gebäude nur auf einer Seite verändert, und dann auch noch auf der Rückseite. Die Veränderungen finden im Innern statt. Aus einem Rathaus, dass 1896 in Dienst gestellt wurde, wird ein Rathaus, das den Anforderungen der Gegenwart und natürlich auch der Zukunft genügen soll. Das erfordert eine komplett neue Versorgungsstruktur, aber auch Wege, die barrierefrei gestaltet sind.
Das Aufatmen ist Markus Saal deutlich anzuhören. Seine Dienstzeit bei der Stadt Limburg geht dem Ende entgegen und die Sanierung des alten Rathauses ist sein letztes großes Projekt als Leiter der Abteilung Hochbau und Denkmalschutz. Aufatmen deshalb, weil die Sanierung möglichst abgeschlossen sein soll, wenn er in den Ruhestand tritt. Und es deutet sich an, dass das Ende der Arbeiten naht, vor allem dort, wo das Bürgerbüro einmal die erste Anlaufstation für die Limburger sein soll.
„Es gibt schon etliche Räume, da stehen die neuen Schreibtische schon drin“, sagt Saal. Das Mobiliar ist zwar noch in einer Schutzhülle, aber immerhin schon an Ort und Stelle. Die finalen Installationsarbeiten stehen noch aus, hier und dort fehlt noch eine Verkleidung. Doch der Gesamteindruck zeigt an, dass sich die Arbeiten auf der Zielgerade befinden, im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss.
Bis zur Sommerpause sollten die Arbeiten so weit sein, dass das Bürgerbüro umziehen kann. Das ließ sich nicht umsetzen. Es gab doch einige zusätzliche Arbeiten und Verzögerungen im Bauablauf. Mit die größte unvorhergesehene Baustelle war die Außentreppe. Durch die Treppe war Wasser in den Keller und die dortige Decke gedrungen. Die Konstruktion unter der Treppe zeigte deutliche Schäden und musste daher mit zusätzlich gemauerten Pfeilern und Stürzen gesichert werden. Natürlich wurden auch die Stufen außen neu verlegt und die komplette Konstruktion abgedichtet. Rund 150.000 Euro hat das zusätzlich an Kosten verursacht.
Über die Treppe zur Werner-Senger-Straße verläuft der Hauptzugang zum alten Rathaus und dem künftigen Bürgerbüro. Wer in seiner Mobilität eingeschränkt ist, kann den Aufzug nutzen, der auf der Rückseite des Gebäudes angebaut wurde. Er verbindet mit dem Kellergeschoss sowie mit allen anderen Ebenen des Hauses mit Ausnahme des Dachgeschosses. Der Verbindungsbau zum sognannten neuen Rathaus musste mit als erstes weichen, auch die Öffnungen des neuen Rathauses sind inzwischen geschlossen. Das neue Rathaus wird der Landkreis übernehmen, der Vertrag ist geschlossen und sieht einen Besitzübergang bis spätestens Weihnachten vor.
In dem sogenannten neuen Rathaus befindet sich noch das Bürgerbüro, das umziehen soll. Der Umzug wird auf Wunsch der Mitarbeitenden des Büros erst nach der Landtagswahl stattfinden, da das Wahlamt für die Landtagswahl im Oktober dort eingerichtet wird. Und in der Phase vor der Wahl umzuziehen und damit Wahlamt und Bürgerbüro auf zwei Gebäude zu trennen, macht auch keinen Sinn.
Damit das Bürgerbüro und seine Mitarbeitenden in dem seit 1896 genutzten Rathaus auch bürgernah und zeitgemäß arbeiten können, mussten Räume getrennt werden, sind zugemauerte Öffnungen wieder geöffnet worden, verfügen alle Büroräume über eine zeitgemäße Technik (Telekommunikation, Strom, Licht, Klima), gibt es Archiv- und Lagerräume und natürlich auch moderne Toilettenanlagen, deren Türen sich per Sensor öffnen. „Hier und da fehlen noch einige Glaselemente, die zur Raumtrennung genutzt werden“, sagt Saal.
Die Fenster zur Außenseite sind unverändert, der Anstrich wird später nachgeholt. Damit die historischen Fenster weiter genutzt werden können und gleichzeitig auch der Wärmeschutz deutlich verbessert wird, haben die historischen Fenster eine Art Vorfenster erhalten. Diese sind Bestandteil der Vorwandkonstruktion und lassen sich verschieben. Die Oberlichter hingegen sind noch einfach verglast. Ob dort noch Verbesserungen vorgenommen werden müssen, die Fensterfläche ist zum Verhältnis der dahinter liegenden Räume doch sehr klein, soll sich erst im Betrieb klären, erläutert Saal.
Das Treppenhaus zeigt sich in alter Fassung. Nach Angaben von Saal orientiert sich die Farbgebung an den historischen Befunden und dabei an der älteren von zwei Fassungen. Abgestimmt wurde dies mit dem Landesamt für Denkmalpflege. Die Wand ist farblich in zwei unterschiedlichen grün-grau Tönen mit einem schwarzen Begleiter gehalten, die verschiedenen Wappen unter der Decke sind farblich erneuert und haben ihre ursprüngliche Schrift für die Bezeichnung der Familien oder Institutionen wieder erhalten. Markus Saal vermutet, dass die neue Schrift nach dem Zweiten Weltkrieg kam, als das Wappen von Mährisch-Neustadt (Stadt im heutigen Tschechien) hinzukam. Was im Treppenhaus noch fehlt, ist die Aufarbeitung des Steinfußbodens.
Farblich ins Auge fallen auch die Türen der Büros in dem historischen Gebäude. Sie sind in einem kräftigen Rot gehalten. Auch dies entspricht den historischen Befunden. Die Tür zum Sitzungssaal dagegen ist in einem dunklen Farbton. Der Raum dahinter ist bei der aktuellen Sanierung außen vor geblieben und dient nach wie vor als Abstellraum. „Hier wird es noch eine komplett neue Medientechnik geben, ansonsten ist der Sitzungssaal ja vor wenigen Jahren saniert worden“, macht Saal deutlich.
Das erste Obergeschoss sieht Räume für die Fraktionen, für Bürgermeister, 1. Stadtrat und Stadtverordnetenvorsteher vor, denn das alte Rathaus wird der Ort der politischen Meinungsbildung und der Entscheidungen bleiben. Diese Nutzung führte noch einmal zu einer deutlichen Erweiterung der Kommunikationstechnik, so dass nun alle Räume entsprechend in die Versorgungsstruktur eingebunden sind und damit können funktionale Änderungen in Zukunft unproblematisch und mit geringem Aufwand vorgenommen werden.
Im Obergeschoss befinden sich ein Schulungsraum, Lager, Toilettenanlage sowie Büroräume. Auch dort gibt es ein Schaufenster zurück in die Vergangenheit. In einem Zimmer ist der umlaufende Begleiter an der Wand zur Decke hin mit einem Blümchenmuster wieder in seiner ursprünglichen Form zu finden. An einer Stelle zeigt sich der Begleiter in einer nicht restaurierten Fassung. Im Obergeschoss blieb der Sanierungsaufwand recht gering, denn dort gab es erst im Jahr 2008 umfassende Arbeiten.
Größte Baustelle ist der Keller. Das wird auch bis zum Schluss so bleiben. Dort ist die Zentrale der gesamten Haustechnik und Versorgung, laufen alle Telekommunikationskabel zusammen und dort soll es weitere Räume für Fraktionen und das Ortsgericht geben. Im Keller befinden sich noch zwei ehemalige Zellen der Polizei. Geht es nach Markus Saal, soll zumindest eine von ihnen möglichst unverändert als „Zeitzeugnis“ bestehen bleiben. (Quelle Stadt Limburg)