Wie stark treffen die Energieknappheit und Lieferengpässe die heimischen Westerwälder Betriebe und in welcher Weise kann Kommunalpolitik Betriebe bei ihrer künftigen Entwicklung unterstützen? Das waren unter anderem aktuelle Fragen, die bei einem Besuch von „Systemceram“ in Siershahn mit der CDU-Kreistagsfraktion besprochen wurden.
Die geschäftsführenden Gesellschafter Kevin Göbel und Felix Engel berichteten in diesem Zusammenhang, dass die Verbundenheit mit der heimischen Wirtschaft und die Bevorzugung regionaler Partner ein deutliches Plus in den aktuellen Krisensituationen sei. Wer seine Vorprodukte und Dienstleistungen bei heimischen Partnern beziehe, sei eben sehr viel weniger auf internationale Partner und deren Bezugsquellen angewiesen. Insofern sei Systemceram bisher recht gut durch die Problematik der Lieferketten gekommen, auch wenn es natürlich an manchen Stellen aufgrund fehlender Zubehörteile doch einmal zu Engpässen kommen könnte.
Die Zukunft im Blick
Dennoch sprachen die Geschäftsführer von einer durchaus erfreulichen Geschäftsentwicklung für ihr Spezialunternehmen. Damit korrespondieren auch geplante Erweiterungs- und Umbauvorhaben auf dem ehemaligen Gelände der Keramchemie in Siershahn. Geplant sind Investitionen von ca. 30 Millionen Euro, darunter ein neues Verwaltungsgebäude und eine neue Produktionshalle. Für das Logistikzentrum wurde zwischenzeitlich eine Lösung durch die Nutzung der ehemaligen Ritzwerke in Wirges gefunden.
Das Unternehmen ist in den letzten Jahren stark gewachsen und hat neben der Keramik für Küche und Bad nun auch von einem früheren Wettbewerber den Bereich Laborkeramik übernommen. Bei einem Betriebsrundgang konnten sich die Kommunalpolitiker einen Überblick über den hochtechnisierten jedoch immer noch handwerklichen Produktionsprozess verschaffen. Dabei finden insbesondere heimische Rohstoffe (Ton, Schamotte) Verwendung.
Bei der Thematik Energieknappheit berichteten Göbel und Engel davon, dass das Unternehmen zurzeit vor allem Gas als Energieträger nutze. Wenn es zu Gasrationierungen komme, sei es für die heimischen Brennunternehmen existentiell wichtig, dass es nicht zu andauernden Reduzierungen komme. Für diese Unternehmen sei es eher verkraftbar, einmal die Brennöfen für einen gewissen Zeitraum ganz runterzufahren. Ein dauerhafter Mangelbezug würde gerade die Keramikindustrie dagegen hart treffen. Man habe bereits in den letzten Jahren die Energieeffizienz deutlich gesteigert und es wurden zusätzliche Solarflächen errichtet. Mittelfristig werde auch der Einsatz alternativer Energieträger geprüft. Derzeit gebe es jedenfalls für den Energieträger Gas für die Keramikindustrie bei dem Betrieb der Öfen keine Alternative.
Ortsnahe Beratung und Forschung für Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen vorteilhaft
CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Stephan Krempel brachte zum Ausdruck, dass die Region erfreut und stolz darauf sei, dass im Westerwald eine Vielzahl von am Weltmarkt führenden Firmen beheimatet sind. Die Kreispolitik sei bestrebt möglichst gute Rahmenbedingungen vorzuhalten, so auch bei der schulischen und beruflichen Bildung. Im Bereich der Keramik seien hier sicherlich das Forschungsinstitut für Anorganische Werkstoffe - Glas/Keramik (FGK) und die Hochschule Koblenz Westerwaldcampus mit dem Ingenieur-Studiengang Werkstofftechnik Glas und Keramik in Höhr-Grenzhausen zu nennen.
Göbel und Engel berichteten von einer ausgesprochen guten Zusammenarbeit mit beiden Instituten. Eine ortsnahe Beratung und Forschung sei für Unternehmen und Wissenschaftseinrichtung für die Entwicklung innovativer Produkte nur von Vorteil. Kreisbeigeordnete Gabriele Wieland machte deutlich, dass der Westerwaldkreis auch künftig hier seinen eigenen Beitrag zu leisten wolle. Die regionale Verbundenheit komme auch dadurch zum Ausdruck, so Göbel und Engel, dass bei den Baumaßnahmen und im laufenden Produktionsprozess insbesondere heimische Handwerksunternehmen zum Einsatz kommen. (Quelle CDU WW)