Kreis Altenkirchen. Intensiv, beeindruckend, nachwirkend und – leider – mitten aus dem Leben: Dieses Schauspiel dürften die Schülerinnen und Schüler der IGS Hamm (Sieg) so schnell nicht vergessen, eben weil aus der Fiktion jederzeit Wirklichkeit werden kann. In der eigenen Familie. Im Freundeskreis. Bei den Nachbarn. Das Ensemble „theaterspiel“ aus Witten gastierte in dieser Woche mit dem Stück „Alkohölle“ an der Schule, in dem es um Sucht, Träume und Familiengeheimnisse geht. Das alles ist perfekt für die „Gen Z“ inszeniert, der mahnende Zeigefinger ist mal ein lockerer Spruch, mal ein Rap.
Kurz zur Story: Die 19-jährige Lena (grandios bei ihrer Premiere gespielt von Megan Fast) macht ein Praktikum in der Werbeagentur ihrer Tante Maxi (Beate Albrecht). Sie ist allein im Büro, als der Auftrag einer Spirituosen-Firma hereinkommt. Ein neuer Alkopop mit dem bezeichnenden Namen „Devils first kiss“ soll beworben werden. Lena kennt sich aus - sie und ihre Clique trinken viel. Als Maxi jedoch von diesem Auftrag erfährt, lehnt sie ihn kategorisch ab: Alkohol wird von ihrer Agentur nicht beworben. Lena versteht nicht warum. Ein Streit entsteht und Lena erfährt eine weitere Geschichte, die das Publikum bereits kennt: Denn ihr verstorbener Vater Ernst (Kevin Herbertz), der mit 3,5 Promille am Steuer bei einem Autounfall starb, liefert sich noch im Tod ein verbales Duell mit dem leibhaftigen Alkohol (Michel Mardaga). „Al“ ist es auch, der den neuen Alkopop auf den Markt bringen will.
Und so bekommen die Jugendlichen vor Augen geführt, wie schmal der Grat ist, wie schnell der Weg vom „harmlosen“ Mixgetränk zur Abhängigkeit sein kann und wie verführerisch und subtil die Werbung in diesem Bereich vorgeht. Am Ende macht „Al“ klar, um was es ihm einzig und allein geht: Macht! Und zwar zu jedem Preis.
Das ebenso wichtige wie komplexe Thema wurde im Anschluss an die Aufführung mit den Schülerinnen und Schülern ausführlich besprochen. Organisiert hatte das Theaterstück der regionale Arbeitskreis Suchtprävention mit Yvonne Berndt (Jugendschutz der Kreisverwaltung, zugleich Kostenträger), Elke Richter (Caritas Betzdorf) und Miriam Ottweiler-Jaeger (Diakonisches Werk Altenkirchen) mit Unterstützung der Schulsozialarbeit. Mit dabei waren auch Mitglieder des Freundeskreises Suchtkrankenhilfe Wissen. (IGS Hamm)