Auch Windenergie, Klimaschutz und Energiewende auf der Agenda
Seit November vergangenen Jahres läuft ein umfassendes Artenschutzprojekt zum Blauschillernden Feuerfalter (Lycaena helle) im FFH-Gebiet „Hoher Westerwald“, das sich insbesondere auf die Region rund um die Fuchskaute konzentriert. Die Stiftung „Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz“ fördert das Vorhaben mit Mitteln aus Ersatzzahlungen für Eingriffe in Natur und Landschaft. Das Gebiet zählt zu den bundesweit bedeutendsten Vorkommen dieser gefährdeten Schmetterlingsart.
Im Rahmen der Sitzung des Fachbeirats Naturschutz des Westerwaldkreises nahmen die Mitglieder an einer Exkursion in das Projektgebiet teil. Unter fachkundiger Leitung von Diplom-Biologe Philipp Schiefenhövel, Naturschutzreferent der Masgeik-Stiftung, erhielten die Teilnehmer vor Ort einen eindrucksvollen Einblick in die ökologischen Maßnahmen und Herausforderungen, die mit dem Schutz des Falters einhergehen.
Ziel des Feuerfalter-Projekts, das die Masgeik-Stiftung mit vielen lokalen Akteuren vor Ort umsetzt, ist es, die spezifischen Lebensraumansprüche der Art langfristig zu sichern und an die veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen. Der Blauschillernde Feuerfalter legt seine Eier bevorzugt am Schlangenknöterich ab, der auf feuchte, nährstoffarme Standorte angewiesen ist. Durch gezielte Beweidung und regelmäßige Mahd mit Entnahme des Mahdguts soll die Nährstoffarmut der Flächen erhalten bleiben. Zusätzlich sorgen gezielt erhaltene Gehölzstrukturen wie Weiden für den notwendigen Windschutz – allerdings in einem ausgewogenen Maß, um die Offenlandbereiche nicht zu beeinträchtigen.
Im Anschluss an die Exkursion setzte der Fachbeirat Naturschutz seine Sitzung im Dorfgemeinschaftshaus Willingen fort. In konstruktiver Atmosphäre diskutierte er unter anderem eingereichte Anträge zur Ausweisung von Naturdenkmalen.
Ein Schwerpunkt der Sitzung war der Klimaschutz auf Kreisebene. Der Klimaschutzmanager der Kreisverwaltung stellte die aktuellen Energie- und Emissionsbilanzen der kreiseigenen Liegenschaften vor. Die erfreuliche Botschaft: Sowohl der CO₂-Ausstoß als auch der Strom- und Gasverbrauch sind in den letzten Jahren zurückgegangen. In der anschließenden Diskussion wurden weitere Potenziale zur Emissionsreduktion identifiziert – etwa durch den verstärkten Einsatz klimafreundlicher Baustoffe wie Holz bei Neubauten sowie durch energetische Sanierungen.
Auch das Thema Windenergie stand auf der Tagesordnung. Derzeit befinden sich im Westerwaldkreis 15 Genehmigungsverfahren für insgesamt 41 Windkraftanlagen in Bearbeitung. Ein Teil dieser Projekte umfasst so genannte Repowering-Maßnahmen, bei denen veraltete Anlagen durch moderne, leistungsstärkere ersetzt werden. Mit einer geplanten Leistung von jeweils 4,2 bis 7,2 Megawatt leisten die neuen Anlagen einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. Der Fachbeirat diskutierte intensiv die naturschutzfachlichen und gesellschaftlichen Aspekte dieses Ausbaus.
Abschließend informierte die Untere Naturschutzbehörde über aktuelle ordnungsbehördliche Verfahren, wie zum Beispiel das Abschieben von circa 3 ha gesetzlich geschütztem Grünland und der kompletten Gehölzbeseitigung entlang eines Baches. Die Sitzung bot insgesamt eine wertvolle Plattform für Austausch, Information und die gemeinsame Entwicklung zukunftsorientierter Naturschutzstrategien im Westerwaldkreis.
Über den Fachbeirat Naturschutz
Der Naturschutzbeirat ist ein unabhängiges, ehrenamtliches Gremium, das die Untere Naturschutzbehörde des Westerwaldkreises in fachlichen Belangen des Natur- und Artenschutzes berät. Seine Mitglieder werden für eine Amtszeit von fünf Jahren berufen und repräsentieren ein breites Spektrum an Fachkenntnissen – etwa aus den Bereichen Botanik, Zoologie, Landschaftspflege, Jagd, Forst- und Landwirtschaft, Gemeinde- und Städtebund, Industrie- und Handelskammer sowie aus anerkannten Naturschutzverbänden. Der Beirat wurde im Februar neu konstituiert und hat mit Markus Mann vom BUND einen neuen Vorsitzenden.
Zu den zentralen Aufgaben des Beirats gehören die Mitwirkung bei der Ausweisung und Betreuung von Schutzgebieten, die Beratung bei naturschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren (zum Beispiel im Bereich Windenergie, Eingriffe in Natur und Landschaft, Bauvorhaben) sowie die fachliche Unterstützung von Arten- und Biotopschutzprojekten. Der Beirat fungiert als wichtiges Bindeglied zwischen Verwaltung, Fachwelt und Öffentlichkeit und bringt dabei nicht nur Fachwissen, sondern auch unterschiedliche Perspektiven in Entscheidungsprozesse ein. Ziel ist es, den Natur- und Umweltschutz im Kreisgebiet aktiv mitzugestalten und langfristig zu sichern. (Westerwaldkreis)