Woher kommt unser Trinkwasser? Wo wird es gewonnen? Wie wird es aufbereitet? Wie verteilt? Wie sieht die Zukunft der Wasserversorgung in der Verbandsgemeinde (VG) Montabaur aus? All diese Fragen waren Thema und Wegweiser bei einer Wasserwanderung, zu der die Verbandsgemeindewerke interessierte Bürger nach Welschneudorf eingeladen hatten. Rund 60 Teilnehmer hatten sich am Dorfplatz getroffen, um unter der fachkundigen Führung des Teams der Wasserversorgung den alten Hochbehälter am Dielkopf zu besichtigen und den Standort für den neuen Hochbehälter kennenzulernen. Auch die neue interkommunale Zusammenarbeit der Verbandsgemeinden rund um die Montabaurer Höhe war Thema, denn eine neue Versorgungsleitung wird von dort bis nach Welschneudorf geführt.
Wasserversorgung heute
Die Werke unterteilen das Gebiet der VG Montabaur in mehrere Versorgungsgebiete, die untereinander vernetzt sind. Im Versorgungsgebiet Süd liegen die Elbertgemeinden Niederelbert, Oberelbert und Welschneudorf sowie die Buchfinkengemeinden Gackenbach, Horbach und Hübingen. Dort wohnen rund 5.500 Menschen. Zur Trinkwasserversorgung in dem Bereich gehören 5 Hochbehälter, in denen das Rohwasser aus 8 Tiefbrunnen und Quellen gesammelt, aufbereitet und verteilt wird. Dazu zählt auch das alte „Wasserwerk Welschneudorf“ von 1967, eine der Stationen bei der Wasserwanderung. Bis zu 900 Kubikmeter Rohwasser pro Tag werden in dem Bereich gewonnen; der Verbrauch ist allerdings oft höher als die Gewinnung. Schon heute werden täglich bis zu 500 Kubikmeter Trinkwasser aus anderen Versorgungsgebieten zugeführt. Die Hochbehälter wurden alle in den 1960er Jahren gebaut, ebenso die meisten Versorgungsleitungen, so dass hier erheblicher Sanierungsbedarf besteht. Neben dem täglichen Versorgungsdefizit und dem Sanierungsbedarf ist auch die Kleinteiligkeit des lokalen Netzes ein Problem: Es besteht aus 14 Betriebspunkten, also Hochbehälter, Quellen, Brunnen und so weiter. Sie alle müssen ständig betreut, gepflegt, gewartet werden. Das ist ein enormer Aufwand an Personalzeiten und Betriebskosten. Deshalb hatte der Werkausschuss bereits 2020 eine Studie in Auftrag gegeben, um den Bereich neu zu ordnen. Ziel war es außerdem, die Wasserversorgung interkommunal mit der benachbarten VG Bad Ems Nassau zu vernetzen, um sich bei Wasserknappheit gegenseitig aushelfen zu können.
Wasserversorgung künftig
Oberhalb des „Wasserwerk Welschneudorf“, dem heutigen Hochbehälter am Dielkopf, wird ab 2027 ein neuer großer Hochbehälter mit einem Fassungsvermögen von 2.000 Kubikmetern gebaut. Dieser wird nach und nach alle anderen kleinen Hochbehälter im Versorgungsgebiet ersetzen. Es werden teilweise neue Zuleitungen von den Tiefbrunnen und Quellen gebaut und auch eine Zwei-Wege-Verbindung zum Trinkwassernetz der VG Bad Ems-Nassau. Der neue Hochbehälter wird so zum zentralen Punkt in der Wasserversorgung im Süden der VG. Nach aktuellem Stand der Planungen soll er rund 4 Mio. Euro kosten und 2028 ans Netz gehen. Auf der Suche nach neuen Grundwasservorkommen hatten die VG-Werke im letzten Jahr am Dielkopf eine Erkundungsbohrung durchgeführt – mit Erfolg, wie die Teilnehmer der Wasserwanderung vor Ort erfuhren. Der Bohrpunkt wird nun zu einem neuen Tiefbrunnen ausgebaut, der täglich bis zu 96 Liter Rohwasser liefern kann.
Interkommunale Wasserversorgung
Vier Verbandsgemeinden – ein Projekt. Die Verbandsgemeindewerke aus Höhr-Grenzhausen, Montabaur, Ransbach-Baumbach und Wirges haben sich zusammengeschlossen, um eine gemeinsame neue Wasserleitung vom Rhein auf die Montabaurer Höhe zu bauen. Im Bereich von „Thiels Hütte“ auf der Gemarkung von Höhr-Grenzhausen entsteht ein gemeinsamer Hochbehälter. Er soll 2.500 Kubikmeter fassen und als interkommunales Drehkreuz das Wasser vom Rhein an die beteiligten VGs verteilen. Den Standort konnten die Wasserwanderer unterwegs am Horizont erkennen und auch grob den Verlauf der neuen Transportleitung, die von „Thiels Hütte“ zum neuen Hochbehälter am Dielkopf führen wird. Die Vereinigten Wasserwerke Mittelrhein (VWM) gewinnen in den Uferzonen des Rheins bei St. Sebastian große Mengen Rohwasser. Dort wird derzeit ein neuer Düker gebaut, also eine dicke Rohrleitung unter dem Rhein (Innendurchmesser 1,60 Meter). So gelangt das Wasser von St. Sebastian nach Vallendar und wird von da weiter auf die Montabaurer Höhe gepumpt. Ziel ist eine resiliente Wasserversorgung für den südlichen Westerwald, also für rund 100.000 Bürger in den vier VGn. Diese interkommunale Zusammenarbeit hat landesweit Vorbildcharakter und wird deshalb großzügig gefördert: Von 30 Mio. Euro gemeinsamen Projektkosten trägt das Land 10 Mio. Euro als Zuschuss und 10 Mio. Euro als zinsloses Darlehen. Beim Blick vom Dielkopf hinüber zur Montabaurer Höhe konnten die Teilnehmer der Wasserwanderung die Dimension des Projekts erahnen, das die Versorgungssicherheit für die Menschen in der Region erhöht. Schließlich ist das Grundwasservorkommen im Bereich der Montabaurer Höhe in den letzten Jahren um rund 25% zurückgegangen; mit einer deutlichen Erholung ist auf absehbare Zeit nicht zu rechnen. So ist der Zukauf von Trinkwasser von den VWM für die Anlieger der Montabaurer Höhe eine sichere Ergänzung in der Versorgung. Nähere Informationen dazu unter www.wasser-mt-hoehe.de (Quelle VG Montabaur)