Fußball-Bundesligist und Westerwälder Traditionsverein besiegeln intensivere Partnerschaft ab 1. Juli
Nentershausen/Mainz/Limburg. Als im Januar 2010 ein damals gerade aufstrebender André Schürrle vor 350 Zuschauern im Holzland Jung in Weroth als Spieler des 1. FSV Mainz 05 Platz nahm, da stand sie noch ganz am Anfang, die Kooperation zwischen den Sportfreunden Eisbachtal und dem Nachwuchsleistungszentrum des Fußball-Bundesligisten.
„Wir wollen eine möglichst durchlässige Struktur für Talente aus Eisbachtal nach Mainz und umgekehrt bieten", hatte seinerzeit Stefan Hofmann, der damalige Sportliche Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des Bundesligisten, erklärt. Eine Prophezeiung, die sich erfüllt hat. Über 13 Jahren später haben sich beide Seiten weiterentwickelt. Hofmann, der jüngst 60 Jahre alt wurde, steht den 05ern mittlerweile als Vereins- und Vorstandsvorsitzender vor und Schürrle hat seine Karriere, unter anderem mit dem Weltmeistertitel 2014 gekrönt, mittlerweile beendet. Doch geblieben ist die Partnerschaft zwischen dem Klub aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt und dem Westerwälder Traditionsverein. Zum 1. Juli soll mit dem Start in die neue Saison die Kooperation auf eine neue, deutlich intensivere Ebene gehoben werden: Die Eisbachtaler werden offizielles Ausbildungszentrum des Fußball-Bundesligisten.
Beide Seiten besiegelten unlängst die neue Partnerschaft in der Baumaschinenwerkstatt der Bauunternehmung Albert Weil AG in Limburg, die beide Vereine als Sponsor unterstützt. „Wir wollen unser Know-how in die Breite tragen“, erklärte Meikel Schönweitz, Direktor Fußballentwicklung bei den 05ern, bei der Vorstellung eines der übergeordneten Ziele, die der Bundesligist verfolgt. Im Fokus des Ausbildungszentrum steht dabei der untere Jugendbereich, der Aufbaubereich, wie Marco Usai, sportlicher Leiter des Grundlagenbereichs beim FSV und Ansprechpartner für die Ausbildungszentren, betont: „Wir fangen jetzt an mit der Basisarbeit. Es geht um den Bereich der sechs-, siebenjährigen bis hoch zu den zwölf-, dreizehnjährigen. Die Zusammenarbeit ist langfristig angelegt, denn Entwicklung braucht seine Zeit. Ergebnisse schon morgen zu erwarten, ist Quatsch.“
Konkret geben die Mainzer den Eisbären zukünftig unter anderem einen Ausbildungsplan an die Hand, der klar definierte Ziele enthält, die die Westerwälder in ihrem Aufbaubereich in der Jugend umsetzen und auf den Platz bringen. „Wir werden Inhalte von Mainz zur Verfügung gestellt bekommen und unsere Jugendtrainer werden auch in Mainz sein bzw. mitarbeiten“, erklärt Marco Köster, der zukünftig für die Eisbären die Koordination des Ausbildungszentrums übernimmt. Für das Nachwuchsleistungszentrum des Fußball-Bundesligisten ist es ein Novum, wie Marco Usai betont: „Wir öffnen zum ersten Mal unseren ,heiligen Gral’ mit dem wir jahrelang erfolgreich waren und stellen den unseren Ausbildungszentren zur Verfügung. Ich glaube, dass ist ein Quantensprung, weil sonst alle Nachwuchsleistungszentren versuchen, ihr Ding zu machen. Wir sind aber absolut überzeugt davon, dass es am Ende auch ein stückweit ein Zurückzahlen ist, was wir den Amateurvereinen zu verdanken haben. Wo kommen unsere Spieler denn her? Die kommen aus dem Amateurbereich. Wir wollen etwas zurückgeben und am Ende profitieren auch wir davon, weil so unser Pool an Talenten wächst.“
Das Konzept der Ausbildungszentren verfolgt Mainz 05 bereits seit rund anderthalb Jahren: Im Oktober 2021 wurde zunächst der TSV Schott Mainz zur ersten Einrichtung dieser Art. Zum 1. Juli 2023 folgt parallel mit den Eisbären noch der SC Viktoria Griesheim aus der Nähe von Darmstadt als dritter Partner. Dass die Eisbären nunmehr zu diesem kleinen Kreis gehören, kommt nicht von ungefähr, wie Marco Usai betont: „Wir sind der Überzeugung, dass bei Eisbachtal schon sehr viel in das Thema Jugendabteilung investiert wird und man kann das Ausbildungszentrum nach den Ansprüchen, wie wir es gerade gestalten, nur ins Leben rufen, wenn gewisse Strukturen vorhanden sind. Das ist bei den Eisbachtalern der Fall.“ Für die Westerwälder ist die nun deutlich intensivere Zusammenarbeit mit den Mainzern, die zuletzt Deutscher A-Junioren-Meister wurden, etwas Besonderes, wie Marco Köster betont: „Es bedeutet für uns eine Aufwertung der Jugendarbeit und Talentförderung und natürlich ein Alleinstellungsmerkmal im Westerwald und der Region. Wir hoffen sehr, dass das unserem Verein noch einmal einen Schub nach vorne bringt.“
Von vereinzelt geäußerte Befürchtungen, dass die nun intensivierte Partnerschaft nur den Mainzern in die Karte spielt, will Uwe Quirmbach vom geschäftsführenden Vorstand der Eisbachtaler nichts wissen. Vielmehr verweist der 59-Jährige auch auf die eingangs angeführte Aussage von Stefan Hofmann, die dieser zu Beginn der Partnerschaft im Januar 2010 getätigt hatte, und sich letztlich auch bewahrheitet hat. „Es ist keine Einbahnstraße, die nur in eine Richtung geht. Das hat das Beispiel Finn Müller jüngst gezeigt“, so Quirmbach. Der 20-jährige Müller, der zuletzt neun Jahre im Nachwuchsleistungszentrum und in der zweiten Mannschaft der 05er spielte, wechselte erst vor wenigen Tagen bestens ausgebildet zurück in den Westerwald.
Der neue Trainer der ersten Mannschaft, Thorsten Wörsdörfer, der einst selbst Bundesligaprofi war und erst mit 17 in Richtung Bayer Leverkusen wechselte, begrüßt das Modell des Ausbildungszentrums, wie die Mainzer es nun mit den Eisbären praktizieren. „Ich finde es gut dass ihr die Jungs erst einmal in ihrem vertrauten Umfeld lasst“, sagt der Ex-Profi, der gleichzeitig um Geduld wirbt: „Die Impulse, die jetzt gesetzt werden, brauchen ihre Zeit.“ (Quelle Sportfreunde Eisbachtal)