Montabaur ist grün. Mehrere tausend Bäume stehen in der Stadt und sorgen für ein gutes Klima, bieten Raum zur Erholung und lockern das Straßenbild auf. Damit das so bleibt und zugleich die Verkehrssicherheit im öffentlichen Raum gewährleistet ist, muss die Baumpflege das ganze Jahr über im Blick bleiben. Gerade im Herbst gibt es viel zu tun.
Wenn es beim Thema Bäume um den Stand der Dinge, aktuelle Probleme und anstehende Aktionen geht, schaut Markus Kuch, Sachgebietsleiter Umwelt bei der Verbandsgemeinde Montabaur, ins Baumkataster. Hier sind allein für das Stadtgebiet von Montabaur 5.500 Bäume registriert; davon bilden etwa 1.000 auf dem Schlossberg einen kleinen Wald, und 650 verleihen dem Hauptfriedhof den Charakter eines Parks. Hinzu kommen die vielen Straßenbäume - von Kuch mitfühlend als „Stiefkinder“ bezeichnet, weil sie schon wegen der Bodenverdichtung und des begrenzten Wurzelraums keine idealen Bedingungen haben. Zusätzlich machen Abgase, Hundekot, Streusalz und Auffahrschäden durch Autos ihnen das (Über)Leben schwer. Quelle / Bild VG Montabaur: Markus Kuch (2.v.r.) ist bei der Untersuchung kranker Bäume meist dabei. Hier machen die Experten eine Schalltomografie an einer Esche im Gebück.
Sie alle gilt es zu beobachten, um sie gesund zu erhalten und nicht zum Sicherheitsrisiko für die Bürger werden zu lassen. Dafür ist das 2016 eingeführte Kataster unerlässlich. Jeder einzelne Baum ist mit Standort, Größe, geschätztem Alter und besonderen Merkmalen verzeichnet. Mit der regelmäßigen Kontrolle ist die Frankfurter Firma Immo Herbst betraut, die Pflege erledigt das Bendorfer Unternehmen Baumpflege Wirges (WiWi Umweltgesellschaft). „Die Aufgabentrennung ist wichtig, und mit diesem Konzept fahren wir gut“, erklärt Kuch.
Bei der Baumkontrolle steht die Verkehrssicherheit im Vordergrund. Eine regelmäßige und fachmännische Pflege trägt aber auch dazu bei, die Bäume gesund und sicher zu erhalten. Alte Bäume werden für eine Stadt immer seltener und damit auch wertvoller. Mehr als 600 Pflege-Einsätze gab es allein im vergangenen Jahr bei den Stadtbäumen. Sie reichten vom Kronenschnitt über das Entfernen von Totholz bis hin zur Sicherung mit Seilen. Damit keine Pilze eindringen können, werden Äste sauber abgeschnitten. Schwächere „Kandidaten“ werden gedüngt und gewässert, damit sie austreiben können. Für all das investiert die Stadt jährlich rund 50.000 Euro.
Kranke Bäume werden nicht einfach gefällt. Wenn Zweifel über das Ausmaß des Schadens bestehen oder das Exemplar besonders wertvoll ist, zieht Markus Kuch einen Sachverständigen zu Rate. So hatte jüngst eine Buche am Waldspielplatz in Horressen einen Untersuchungstermin. Die „Patientin“, 32 Meter hoch und ca. 70 Jahre alt, leidet unter dem Holz zersetzenden Brandkrustenpilz. Dieser Pilz bedeutet nach einer ersten Einschätzung oftmals das Aus für den Baum. Eine Schalltomografie ergab jedoch, dass das Holz im Inneren noch nicht zersetzt ist. Jetzt darf die Buche bleiben.
Aktuell steht der Schlossberg im Fokus. Was früher nebenbei geschah und wenn die Zeit es erlaubte, ist seit 2017 eine Großaktion im Winterhalbjahr. Die Mitarbeiter des Bauhofs stellen die Absperrungen und Umleitungen, während Baumpflege Wirges mit Arbeitsbühnen die Schnitt- und Fällmaßnahmen durchführt. Vorab muss das Ordnungsamt die Polizei, Feuerwehr, Verkehrsbetriebe und Bürger informieren. In diesem Winter sind die Arbeiten für Mitte Januar vorgesehen. „Nach den trockenen Sommern zeigen sich die Schäden verstärkt in den Folgejahren“ weiß Markus Kuch. Dann werden mehr Totholz und gebrochene Äste ausgeschnitten. Für acht Bäume kommt diesmal jede Hilfe zu spät: Sie müssen gefällt werden. Zu den Opfern des Klimawandels zählen Hainbuchen und Ahorn. Ein anderes großes Problem ist der Borkenkäfer, der den gesamten Fichtenbestand bedroht.
Wie werden die entstandenen Lücken gefüllt? „Insgesamt haben wir eine Negativbilanz“, bedauert der Sachgebietsleiter Umwelt. „Am Schlossberg und in der Peripherie gilt die Strategie der natürlichen Regulierung; hier gibt es keine Neupflanzungen. Anders ist es bei den Straßenbäumen: Sie werden eins zu eins ersetzt.“ Kuch plädiert in den Wohngebieten für Flächen, auf denen nur wenige Bäume stehen, die aber ausreichenden Wurzelraum haben: Drei größere Inseln seien besser als 20 Minibeete. Bei der Auswahl achten die Experten darauf, dass die Bäume nicht zu hoch hinaufwachsen, eine schmale Krone haben und wenig Schnitt brauchen. Geeignet sind zum Beispiel Felsenbirne, kanadischer Ahorn und Eisenholzbaum.