In der gestrigen Sitzung des Ministerrates stellten das Integrationsministerium und das Gesundheitsministerium ein umfangreiches Konzept zur Verbesserung der psychosozialen Versorgung von Schutzsuchenden vor. „Wie und ob Integration von geflüchteten Menschen in unsere Gesellschaft gelingt, hängt von vielen Voraussetzungen ab. Psychische Gesundheit und eine gute psychosoziale Versorgung gehören dazu. Ein wichtiges Ziel der Landesregierung ist es deshalb, bestehende Beratungs- und Therapieangebote zu verbessern und an den Bedarf anzupassen“, sagten Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler und Integrationsministerin Anne Spiegel.
„Eine frühzeitige Erkennung von Traumata und deren Behandlung machen es leichter, in Rheinland-Pfalz anzukommen. Wir leisten damit einen Beitrag, dass sich psychische Störungen nicht verfestigen, die die Integration und gesellschaftliche Teilhabe hemmen. Aus diesem Grund haben wir auch die niedrigschwelligen Angebote in den Aufnahmeeinrichtungen für Asylbegehrende (AfA) des Landes ausgebaut. Dazu gehören Gesprächsgruppen und individuelle Beratungsangebote. Außerdem planen wir in der AfA Trier ein neues Screeningverfahren zu testen, damit Traumata und psychische Belastungsstörungen systematisch und möglichst früh erkannt werden“, erläuterte Integrationsministerin Anne Spiegel.
„Aus der Praxis wurde uns berichtet, dass psychiatrische Kliniken oft erst in Notfallsituationen aufgesucht werden. Auch ambulante Leistungen werden aufgrund bürokratischer und finanzieller Hürden nicht so in Anspruch genommen, wie wir uns das wünschen. Daher gilt es, bürokratische Hürden abzubauen und Übergänge zwischen verschiedenen Behandlungsangeboten zu erleichtern. Deshalb beraten wir die Kommunen bei der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte für Flüchtlinge, die den Zugang zu Ärztinnen und Ärzten und auch die Abrechnung mit den Krankenversicherungen erleichtert. Wir fördern außerdem ein Vernetzungsprojekt zur Verbesserung der Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure der psychosozialen Versorgung vor Ort“, erklärte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler. Auch die Akteurinnen und Akteure in der Regelversorgung haben sich bereits auf den Weg gemacht, beispielsweise mit speziellen Weiterbildungen im ambulanten Bereich und auch mit dem Aufbau von Transkulturellen Psychiatrischen Institutsambulanzen an den Kliniken.
Das Konzept zur Verbesserung der psychosozialen Gesundheit von geflüchteten Menschen in Rheinland-Pfalz enthält einen Überblick über den Status quo und Vorschläge für künftige Verbesserungen. Das Konzept ergänzend wurde eine Sammlung von 33 geplanten bzw. sich bereits in Umsetzung befindlicher Maßnahmen verschiedener Akteure erstellt. Erarbeitet wurden die Unterlagen unter Federführung des Gesundheits- und des Integrationsministeriums, die hierzu eine interministerielle Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern aus verschiedenen Bereichen, u. a. der ambulanten und stationären psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung sowie aus der Jugendhilfe und der migrationsspezifischen Sozialen Arbeit einberufen hatten.
Genaue Zahlen darüber, wie viele der Geflüchteten in Deutschland und in Rheinland-Pfalz psychisch erkrankt sind, liegen nicht vor. Die Bundespsychotherapeutenkammer geht davon aus, dass mindestens die Hälfte betroffen ist. Neben den differenzierten Angeboten für psychisch Erkrankte im öffentlichen Gesundheitssystem bilden die sechs Psychosozialen Zentren für Flucht und Trauma und die landesweite Koordinierungsstelle zur Interkulturellen Öffnung des Gesundheitssystems in Rheinland-Pfalz eine wichtige Versorgungsstruktur und Anlaufstelle für geflüchtete Menschen mit Traumata. In den vergangenen Jahren wurden diese sukzessive ausgebaut und werden durch das Integrationsministerium aktuell mit über einer Million Euro jährlich gefördert. Allein im vergangenen Jahr wurden insgesamt 3.735 Menschen in den Psychosozialen Versorgungszentren in Rheinland-Pfalz betreut.