Neue Wege in der Pflege: Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler hat eine Arbeitsgruppe „Innovationsprojekte“ initiiert, die neue Modelle und innovative Ideen zum Personal- und Fachkräftemix in rheinland-pfälzischen Pflegeeinrichtungen diskutiert und begleitet. Seit Mai 2017 stehen die Partnerinnen und Partner der AG unter der Moderation des Sozialministeriums in einem konstruktiven Dialog. Nun wurden erstmals gemeinsame Vereinbarungen getroffen, verschiedene Pflegeeinrichtungen bei der Umsetzung ihrer neuen Konzepte wissenschaftlich zu begleiten.
Mitglieder der AG „Innovationsprojekte“ sind die PflegeGesellschaft, die LIGA der freien Wohlfahrtspflege RLP, die Pflegekassen, die Landespflegekammer, der VDAB (Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V.), das Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung (LSJV) und die Selbsthilfeverbände. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit basiert auf dem Konsens, dass die Konzepte der sich bewerbenden Einrichtungen in der Unterstützung, Betreuung und Pflege von Menschen mit Assistenz-, Betreuungs- und Pflegebedarfen dem jeweils geltenden fachlichen Standard entsprechen. „Das Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe (LWTG) ermöglicht bereits mit der entsprechenden Durchführungsverordnung, dass innovative Konzepte erarbeitet und mit wissenschaftlicher Begleitung umgesetzt werden können“, so Ministerin Bätzing-Lichtenthäler.
Foto: Symbolbild
Konkret soll in den Modellen festgestellt werden, ob mit diesen dem Fachkräftemangel durch andere personelle oder fachliche Zusammensetzungen begegnet werden kann und sie zugleich auch einen Mehrwert für die Bewohnerinnen und Bewohner bringen können. Die Ministerin setzt auf diese Initiativen und wird deren Umsetzung wissenschaftlich begleiten lassen.
Eine erste vom Land Rheinland-Pfalz geförderte wissenschaftliche Begleitung eines Innovationskonzepts in der Pflege erfolgt unter dem Titel InQuaFA (Innovationen zur Förderung der Pflegequalität bei variierender Fachkraftquote) durch die pflegewissenschaftliche Fakultät der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV). „Ziel des Projektes ist es, den Zusammenhang zwischen der Differenzierung von Pflegebedürftigkeit, der erreichten Pflegequalität und der Ausstattung mit Pflegefachkräften zu untersuchen“, beschreibt Prof. Dr. Albert Brühl, Leiter des Lehrstuhls für Statistik und standardisierte Verfahren der Pflegeforschung an der PTHV. „Hierbei wird der Versuch unternommen, den Einfluss von unterschiedlich qualifizierten Pflegekräften auf die Pflegequalität darzustellen.“ Während des dreijährigen Zeitraums will die Stiftung Bethesda St. Martin gGmbH in Boppard mit ihren vier Pflegeeinrichtungen Erkenntnisse gewinnen, wie dem Fachkräftemangel in der Pflege begegnet werden kann.
Weitere Projekte werden vom Altenheim Marienhof in Speicher und Haus Helena in Mehren umgesetzt. Beide Häuser wollen mit veränderten Verantwortungskonzepten, wie dem Konzept des „Primary Nursing“, bei der die Pflegefachkraft die pflegefachliche Verantwortung für die Bewohnerinnen und Bewohner trägt, arbeiten und verfolgen dafür eine entsprechende Personalentwicklung. Auch für diese Projekte ist eine wissenschaftliche Begleitung vorgesehen.
Alle Projekte werden auf der Grundlage diskutiert, dass die derzeit definierte Fachkraftquote nicht verändert wird, bis andere, in ihrer Wirkung nachweisbare Alternativen belastbar beschrieben werden. Ministerin Bätzing-Lichtenthäler stellt dazu klar: „Die 50-prozentige Fachkraftquote in Rheinland-Pfalz bleibt solange die geltende Orientierungsgröße, bis uns neue und auch wissenschaftlich belastbare Erkenntnisse für andere Handlungsoptionen vorliegen.“