DERNBACH/WESTERBURG. Hocherfreut hat der neue Westerwälder Bezirksdekan Peter Hofacker über die Nachricht über die geplante Heiligsprechung noch in diesem Jahr der Gründerin der Dernbacher Schwestern, Katharina Kasper, reagiert. „Viele haben ja noch in Erinnerung, wie Mutter Katharina Maria Kasper, wie sie bei uns heißt, vom damaligen Papst seliggesprochen wurde“, erinnerte er an das Jahr 1978. Viele Gläubige hätten intensiv für ihre Heiligsprechung gebetet. „Eine Seligsprechung für eine Frau aus unserer Heimat, die aus dem kleinen Ort Dernbach kommt. Da sind die Menschen sehr froh, und viele Menschen haben das auch ausgedrückt, haben viele Emails und Briefe geschrieben, auch an die Schwestern in Dernbach, wo ja das Generalat und das Provinzialat ist.“
Früher viele Kommunitäten vor Ort
Gerade die ältere Generation habe noch erlebt, dass im Bistum Limburg Dernbacher Schwestern in kleinen Kommunitäten zu zweit oder zu dritt vor Ort gewesen waren. „Sie haben sich um die Kranken gekümmert, waren also ein Vorbild im christlichen Dienst, sie haben vor Ort Religionsunterricht gehalten, die Katechese betrieben, haben also die religiöse Bildung an die Menschen vermittelt, auch andere Bildung, soweit das ging. Und sie haben sich versammelt zum Gebet.“ Gerade viele Menschen der älteren Generation hätten das noch erlebt. „Jetzt gibt es so viele Kommunitäten in den Orten nicht mehr“, bedauert Hofacker und betont die Bedeutung des Mutterhauses der Dernbacher Schwestern in Dernbach, sowie die zugehörigen Einrichtungen wie das Krankenhaus und das Altenheim. „Im Westerwald gibt es sehr viele Beziehungen in diese Häuser hinein.“
Auftrag direkt am Nächsten
Die Kombination der Heiligsprechung mit Erzbischof Óscar Romero(1980 ermordeter Erzbischof von San Salvador) kommt für Hofacker „etwas überraschend“. Beide seien im Dienst an den Armen gewesen, jeweils auf ihre Weise. Erzbischof Óscar Romero sei im Gegensatz zu Katharina Kasper weltweit bekannter, weil er eine sehr politische Theologie vertreten habe. „Unsere Mutter Maria Kasper hat keine Theologie in diesem theoretischen Sinne vertreten, sondern sie war karitativ tätig. Sie hat den Glauben, die Theologie gelebt, hat den Auftrag direkt am Nächsten ausgeübt. Das heißt für uns heute, dass sie uns ein Vorbild ist.“
„Kasper hätte Tafel gegründet“
Zur aktuellen Diskussion über die Tafeln in Deutschland sagte der neue Bezirksdekan. „Katharina Maria Kasper hätte auch natürlich eine Tafel eingerichtet, aber sie hätte auch dafür gesorgt und gesagt, dass Armut in dieser Form zu beheben ist. Dass es eine Aufgaben der Politik ist, diese Armut zu beheben. Und so lange das die Politik nicht macht, ist natürlich zu helfen.“
Impuls für Nachbarschaftspflege
Die Zahl der Dernbacher Schwestern werde in Deutschland und in Europa geringer, in Indien und Afrika dagegen bekämen sie viel Zulauf. „Nichtsdestotrotz ist sie für alle Christen, die sich um Arme kümmern, ein Vorbild“, betonte Hofacker. Gefragt, inwieweit man in einem Land wie Deutschland heute noch wie Katharina Kasper diese direkte Zuwendung zu den Armen leben könne, antwortete Hofacker: „Das ist eine sehr schwierige Frage. Man braucht schon eine gewisse Professionalität. Dafür haben wir viele Ehrenamtliche und Hauptamtliche in den Caritasverbänden.“ Aber es brauche auch die einfache Nachbarschaft, ist sich der neue Bezirksdekan sicher. „Die Pflege der Nachbarschaft, wie sie früher in den Orten selbstverständlich war.“ Heute gerate die Nachbarschaftspflege „doch stellenweise in Vergessenheit“, bedauerte Hofacker. „Vielleicht wäre die Heiligsprechung ein Anlass, gerade auf die Nachbarschaft zu schauen, und sie gerade in den katholischen Gemeinden zu fördern.“