3.400 Menschen sind aktuell beim Sozialamt des Landkreises Limburg-Weilburg als Geflüchtete registriert. Mehr als 2.200 von ihnen stammen aus der Ukraine, davon sind rund 1.700 dank der großen Hilfsbereitschaft durch die Bevölkerung privat untergebracht. Es werden noch mehr Menschen Zuflucht suchen. Rund 350 Geflüchtete waren für letzte Quartal des vergangenen Jahres als Zuweisung durch das zuständige Regierungspräsidium Darmstadt prognostiziert worden, nun steigt im ersten Quartal 2023 diese Prognose auf über 550 Geflüchtete, 200 mehr pro Quartal. Eine würdige Unterbringung mit anschließender Integration ist dann nicht mehr möglich, machen Landrat Michael Köberle, Erster Kreisbeigeordneter Jörg Sauer sowie die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der 19 Städte und Gemeinden im Landkreis deutlich.
Sie fordern mehr Unterstützung von Bund und Land.
„Wir helfen in Not geratenen Menschen sehr gerne und wir sind uns der Verantwortung gegenüber geflüchteten Menschen sehr wohl bewusst, deshalb müssen wir jetzt auch sagen: So geht es nicht weiter“, verdeutlichen Köberle und Sauer. Eine gute und erfolgreiche Integration von Menschen, wie sie in der jüngeren Vergangenheit in den Städten und Gemeinden des Landkreises durchaus gelang, ist bei der nun vorhergesagten Anzahl von Geflüchteten nicht mehr möglich. „Wir als Landkreis sowie auch die Städte und Gemeinden benötigen dringend die Unterstützung aus der Bundes- und Landespolitik, um dieser riesigen Herausforderung gerecht werden zu können“, so Landrat und Erster Kreisbeigeordneter.
Unterstützung von Bund und Land bedeutet: Eine bessere finanzielle Unterstützung bei den Aufgaben, die vor Ort zu erledigen sind (Schaffung von Wohnraum). Zwölf Millionen Euro hat der Landkreis Limburg-Weilburg zur Verfügung gestellt, um Container zu kaufen, die Geflüchteten zunächst eine Unterkunft und Bleibe ermöglichen. Die Container sind natürlich keine Dauerlösung, schaffen jedoch Spielraum, sodass bei der Unterbringung nicht auf Bürgerhäuser und Sporthallen zurückgegriffen werden muss.
„Zur Verantwortung gehört auch, Lösungen zu finden, die von der hier lebenden Bevölkerung mitgetragen werden“, verdeutlichen Köberle und Sauer, die sich ausdrücklich für die Hilfsbereitschaft bei der Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine auf der privaten Ebene bedanken. In diesen Akt einer durchaus dauerhaften Hilfsbereitschaft reihten sich auch all jene ein, die sich in Helfergruppen engagieren. „Für dieses Engagement sagen wir herzlich: Danke!“, betonen Landrat und Erster Kreisbeigeordneter.
Gleichzeitig appellieren sie an die Bevölkerung im Landkreis, weiteren Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die Aufnahmekapazität in geeigneten Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises ist trotz intensiver Bemühungen bald erschöpft. „Wir bitten alle, die zusätzlichen Wohnraum zur Verfügung stellen können, sich per Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder telefonisch unter (06431) 296-545 bei der Kreisverwaltung zu melden“, so Landrat und Erster Kreisbeigeordneter.
Der Landkreis selbst schafft Möglichkeiten der Unterbringung: Das frühere Ankunftszentrum in dem ehemaligen Gebäude der Firma Ohl auf der Dietkircher Höhe wird vom Landkreis wieder geflüchteten Menschen zur Verfügung gestellt, auf dem Gelände daneben befinden sich schon etliche Container, auch „Im Großen Rohr“ in Limburg stehen Container, die Geflüchtete aufnehmen werden. Zudem prüft der Landkreis die Errichtung einer Leichtbauhalle. „All diese Anstrengungen werden nicht verhindern können, dass wir mit steigenden Flüchtlingszahlen wieder dazu übergehen müssen, den Städten und Gemeinde des Landkreises geflüchtete Menschen zuzuweisen“, machen Köberle und Sauer deutlich.
Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Städte und Gemeinden sehen erhebliche Probleme keineswegs nur bei der Unterbringung, sondern auch bei der anschließenden Betreuung und Integration. „Die Kindergärten sind in den meisten Kommunen voll ausgelastet. Hier erwarten wir eine deutliche Verbesserung der Unterstützung“, machen sie deutlich. Sie sehen Land und Bund in der Pflicht für eine bessere finanzielle Ausstattung. Stattdessen sind nach Angaben der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister jedoch die Zuschüsse für den benötigten Ausbau der Kapazität halbiert worden und reichen bei Weitem nicht aus. (Quelle Kreis Limburg-Weilburg)