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reisbrandmeister rief Großeinsatzlage aus

In den ersten 24 Stunden vom frühen Mittwochnachmittag an gingen mehr als 12.000 Notrufe aus dem gesamten Kreisgebiet in der Leitstelle ein. Um 19:45 Uhr rief Kreisbrandmeister Dirk Engstenberg die Großeinsatzlage aus. Krisenstab und Einsatzleitung wurden aktiviert und Vollalarm für das Kreisgebiet ausgelöst.

In den nächsten Stunden und Tagen waren in Spitzenzeiten bis zu 2.000 Rettungskräfte im Einsatz: Feuerwehren, Technisches Hilfswerk (THW), DLRG, Bundespolizei, Landespolizei, Hilfsorganisationen und Kräfte der Bundeswehr retteten Menschen und versorgten die Opfer dieser Naturkatastrophe.

„Diesen Frauen und Männern gilt mein größter Dank und meine höchste Anerkennung“, sagt Landrat Schuster in Richtung der Rettungskräfte. „Unter Einsatz ihres eigenen Lebens haben sie bis zur Erschöpfung andere Menschen gerettet und noch Schlimmeres verhindert.“

Aggerdamm drohte zu brechen

In Lohmar-Donrath drohte in der Nacht auf Donnerstag, 15. Juli 2021, ein Damm der Agger zu brechen. Vorsorglich wurden die Anwohnerinnen und Anwohner in eine Betreuungsstation in der Jabachhalle gebracht. Bereits am Donnerstagmorgen war dort so viel Wasser wieder abgelaufen, dass hier Entwarnung gegeben werden konnte.

Akute Gefahr an der Steinbachtalsperre

Bereits am Mittwoch mussten akute Evakuierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Hubschrauber und Boote retteten Menschen, die von den Wassermassen eingeschlossen waren. Viele hatten sich auf die Dächer ihrer Wohnhäuser geflüchtet.

Anschließend begann die Evakuierung der Ortschaften im Gefährdungsbereich der Talsperre: Miel, Essig, Ludendorf und Odendorf in Swisttal sowie Niederdrees und Oberdrees in Rheinbach. In einer ersten Phase holten Hubschrauber der Bundespolizei die Menschen aus ihren Häusern. In der zweiten Phase, nachdem das Wasser einigermaßen zurückgegangen war, kamen Boote des DLRG zum Einsatz, bis in einer dritten Phase sogenannte watfähige Fahrzeuge durch das Wasser bis zu den Gebäuden gelangen konnten.

Rund 8.000 Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen, weil die Steinbachtalsperre im Kreis Euskirchen so mit Wasser vollgelaufen war, dass die Staumauer zu brechen drohte. Der Rhein-Sieg-Kreis hatte in Swisttal in der Georg-von-Boeselager-Sekundarschule und in Rheinbach in der Glasfachschule Anlaufstationen eingerichtet. Insgesamt wurden mehr als 2.000 Betroffene betreut.

Währenddessen arbeiteten Fachleute der Bezirksregierung Köln, des THW, des Kreises Euskirchen und des Betreibers der Talsperre daran, den Wasserdruck auf die Staumauer zu reduzieren. Pumpen waren im Einsatz, um den Wasserspiegel zu senken. Nachdem der verschüttete Grundablass vor der Staumauer wieder freigelegt und geöffnet werden konnte, floss noch mehr Wasser ab.

Feststellung des Katastrophenfalles

Am vierten Tag nach den heftigen Unwetterereignissen (Sonntag, 18. Juli 2021) hat Landrat Sebastian Schuster offiziell den Katastrophenfall festgestellt.

Dies war kein Indiz für eine Verschärfung der Lage, sondern eine perspektivische Entscheidung für den Wiederaufbau: Um diesen optimal bewältigen zu können, ist ein enges Zusammenwirken der administrativen Bereiche erforderlich. Die Verzahnung aller Akteure ist dadurch am besten gewährleistet.

Entwarnung am Montagmorgen

Am Montagmorgen, 19. Juli 2021, kam die Nachricht, dass die Staumauer hält. So konnte der Rhein-Sieg-Kreis Entwarnung geben und die Evakuierungsmaßnahmen aufheben. Busse brachten die Menschen aus den Betreuungsstationen wieder zurück in ihre Wohnorte.

Der Rhein-Sieg-Kreis hatte mehr als 1.300 Betten in Hotels und Jugendherbergen reserviert, um den Menschen eine Unterkunft anzubieten.

Im Kreishaus in Siegburg fanden mehr als 60 Lagebesprechungen von Einsatzleitung und Krisenstab statt. Hier wurden z.B. Evakuierungen gesteuert, der Aufbau der Anlaufstellen koordiniert oder auch der Einsatz der verschiedenen Kräfte koordiniert. Gestern am Dienstag, 20. Juli 2021, konnte die Großeinsatzlage in Bezug auf die Einsatzleitung zurückgenommen werden. Der Krisenstab befindet sich weiterhin im Krisenmodus und führt seine Arbeit fort.

Welle der Hilfsbereitschaft – Spendenkonten eingerichtet

Tausende Menschen aus dem Kreisgebiet und aus ganz Deutschland haben sofort Hilfe und Unterstützung angeboten. Es gab Sachspenden, die Freiwilligen haben in den betroffenen Gebieten „mit angepackt“, sind mit LKW, Baggern und anderem schweren Gerät angereist oder haben Geld gespendet.

Der Rhein-Sieg-Kreis hat am Freitag, 16. Juli 2021, zwei Spendenkonten bei der Kreissparkasse Köln und der VR-Bank Rhein-Sieg eG eingerichtet, auf denen bislang über eine halbe Million Euro eingegangen sind. Gemeinsam mit der Kreispolitik und den betroffenen Kommunen will Landrat Schuster entscheiden, wie die Gelder verteilt werden.

„Hier an dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei den Menschen im Rhein-Sieg-Kreis und darüber hinaus für diese Welle der Hilfsbereitschaft bedanken“, sagt Landrat Schuster, „Diese Naturkatastrophe hat in all ihrer Tragik gezeigt, dass der Rhein-Sieg-Kreis in der Not zusammensteht!“. (Quelle Rhein-Sieg-Kreis)