Einen gelungenen Auftakt für die Interkulturelle Woche erlebten interessierte Teilnehmer bei der Führung durch das Islamisches Kulturzentrum der Bosniaken. Stellvertretend für den entschuldigten Schirmherr und Bürgermeister Dr. Marius Hahn hielt die Stadträtin Birgit Geis die Eröffnungsrede zur Interkulturellen Woche mit den über 20 Veranstaltungen, an denen verschiedene Kulturen in Limburg bis zum 3. Oktober teilnehmen.
Treffpunkt zur Führung war vor dem Kulturzentrum der Bosniaken, das im Jahr 2018 finanziert durch Spenden der Mitglieder gebaut wurde. Die Moschee ist nach der Region Sandžak im Südwesten Serbiens und Nordosten Montenegros benannt, aus denen die Mitglieder, größtenteils Bosniaken, stammen.
180 Familien mit etwa 700 Personen gehören zu den Mitgliedern der Sandzak Moschee, die sich selbst als liberal und offen für jedermann bezeichnen, der Interesse daran hat, den muslimischen Glauben und die Moschee näher kennenzulernen. Die Mitglieder kommen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und Nationen wie Bosnien, Serbien, Montenegro, dem Kosovo und der Türkei. Ihre Gemeinsamkeit ist der muslimische Glauben, den Sie in der Moschee zu den 5 Pflichtgebeten am Tag (Morgendämmerung, Mittag, Nachmittag, Sonnenuntergang, Abend) sowie dem verpflichtenden Freitagsgebet zusammen leben.
Die etwa 30 Interessierten, die zu der Führung gekommen waren, wurden herzlich von den Mitgliedern der Moschee und ihrem Imam Kasim ef. Muric empfangen. Nach der Begrüßung begann die Führung im Inneren und gleichzeitig dem Herzstück der Moschee, dem Gebetsraum. Zuvor mussten sich alle die Schuhe ausziehen und die Frauen konnten sich den Kopf mit einem Schal oder Tuch bedecken.
Der Gebetsraum ist vollständig mit einem dicken, roten Teppich mit orientalischen Ornamenten versehen, auf dem gebetet wird. Innerhalb der großen runden Kuppel befindet sich ein riesiger Leuchter, in dessen Umrandung arabische Verse aus dem Koran in grünem Licht schimmern. Deckenhohe Fensterfronten zu beiden Seiten der Kuppel lassen den Raum hell und freundlich wirken. In der Mitte des nach Mekka ausgerichteten Raums steht in der Mitte die Mihrab, eine Gebetsnische und zur rechten und linken Seite die Minbar, eine Kanzel, die dem Imam zu Vorbeten vorbehalten ist.
In Ihrer Eröffnungsrede betonte die Stadträtin: „Die Interkulturelle Woche setzt sich für Vielfalt, Menschenrechte, Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt ein. Sie stellt sich gegen jede Form der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit.“
Nach der offiziellen Rede der Stadträtin sowie Frank Mach, Leiter der Abteilung Soziale Dienste des Caritasverbands für den Bezirk Limburg e.V., der von sich selbst sagt: „Ich bin ein gutes Beispiel für das Motto der Interkulturellen Woche „Offengeht“ Schubladenaufdenken. Denn als katholisch erzogener Christ steckt für mich der Islamische glauben mit Vorbehalten belastet in einer Schublade und ich habe für mich entschieden, diese Schublade zu öffnen und mir ein eigenes Bild von der Religion und den Menschen zu machen“. Die Worte hallen einen Moment nach und auch ein Mitglied der Moschee erklärt, dass seiner Ansicht nach die drei großen Religionen Islam, Christentum und Judentum eine Gemeinsamkeit aufweisen. Alle glauben an einen Gott, der in jeder Religion nur einen anderen Namen trägt.
Neben den Erklärungen zu den Abläufen in der Moschee, die von Benjamin Gudzevic, IGBD-Generalsekretär (Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland) erklärt werden, und der Beantwortung der Fragen der Anwesenden kommt die Frage auf, was sich die Mitglieder der Moschee wünschen. Der Wunsch nach einem offeneren und vorbehaltloseren Miteinander in Limburg kommt auch das Anliegen nach einer Begräbnisstätte für Muslime in den umliegenden Kommunen zur Sprache. In Limburg gibt es diese Möglichkeit bereits jedoch nur für muslimische Bürger aus Limburg. Für alle anderen, die beispielsweise in Elz oder Hadamar gemeldet sind, besteht lediglich die Alternative, für eine glaubensgerechte Bestattung in einem muslimischen Land bestattet zu werden.
Nachdem die Besucher zur Teilnahme an dem Abendgebet eingeladen wurden, das überraschenderweise etwa 10 Minuten dauert, werden noch die Waschräume für Männer und Frauen neben den Gebetsräumen gezeigt. Hier kann vor dem Gebet die rituelle Waschung erfolgen, mit der eine rituelle Reinheit vor dem Gebet erreicht werden soll. In weiteren Räumen des Kulturzentrums befindet sich das Büro des Imams, ein Schulraum für Kinder zum Erlernen der arabischen Sprache und Freizeiträume für Kinder und Jugendliche mit einer Tischtennisplatte und Beschäftigungsmöglichkeiten für alle Altersgruppen. Auch auf dem Außengelände gibt es ein Spielangebot für Kinder mit einem Trampolin und einem Spielhaus.
Zum Abschluss wird bei einem gemeinsamen Essen von landestypischen Speisen in der Cafeteria – für die noch ein Pächter gesucht wird- über die gewonnenen Eindrücke gesprochen und die ein oder andere Schublade mit neuem Wissen gefüllt.
Organisiert wurde die Veranstaltung vom Ausländerbeirat Limburg, der mit dem Vorsitzenden Mustafa Yüce und seinem Stellvertreter Yusuf Kutlucan ebenfalls vor Ort war, sowie dem Ausschuss für Familie, Jugend, Integration und Kultur. (Quelle Kreis Limburg Weilburg)