Vernetzung macht Wäller Wirtschaft stärker
Deutliche Veränderungen erleben die Westerwälder Unternehmen bei der Materialbeschaffung, Lagerhaltung und bei der Preisentwicklung. Unter der Überschrift „Preiserhöhungen und Lieferengpässe – Folgen für die Wäller Wirtschaft“ begrüßte Fraktionsvorsitzender Stephan Krempel in ihrer Online-Gesprächsreihe „Impulse Digital“ IHK-Geschäftsführer Richard Hover, Geschäftsführer Christian Huf von HUF-Haus Hartenfels, Steffi Klöckner von der Birkenhof-Brennerei Nistertal und Sparkassen-Chef Dr. Andreas Reingen Sparkasse Westerwald Sieg.
„Nichts beschäftigt unsere Unternehmen derzeit so wie die Preisexplosionen und die Beschaffungsprobleme“ skizzierte CDU-Fraktionschef Dr. Stephan Krempel zu Beginn die aktuelle Lage. Das könne zu existentiellen Bedrohungen für die Unternehmen, die mit ihren ordentlich kalkulierten Preisen ins Minus abrutschten, aber auch zu erheblichen Mehrbelastungen für den Endverbraucher führen. Wie gehen Westerwälder Unternehmen mit der Situation um, die es seit Jahrzehnten nicht gegeben hat?
Einschätzungen aus der Praxis
Steffi Klöckner von der Birkenhof-Brennerei Nistertal berichtete von einer deutlichen Preissteigerung bei der Rohstoffbeschaffung (Obst, Getreide). Erfreulicherweise konnte das Unternehmen bei der notwendigen Materialbeschaffung von Glas und Kartonagen mit einem Jahresbedarf Vorsorge treffen. Bei den Energiekosten müsse mit deutlichen Steigerungen gerechnet werden. Vorteil bei den hergestellten Produkten sei, dass es sich um haltbare Lebensmittel handelt. Die erfolgreiche Unternehmensstrategie der letzten Jahre müsse unter veränderten Bedingungen allerdings auf den Prüfstand.
IHK-Geschäftsführer Richard Hover hat den Eindruck, dass Kostensteigerungen zurzeit nur bedingt weitergeleitet werden können. Er wirbt um Verständnis für die Unternehmen, die wegen fehlenden Teilen mit Lieferschwierigkeiten oder gar Produktionseinschränkungen zu kämpfen haben. Wichtig für die Unternehmen sei eine „beruhigende und verlässliche Wirtschaftspolitik“.
Geschäftsführer Christian Huf von HUF-Haus Hartenfels stellte fest, dass es mit der Materialbeschaffung bereits in den letzten beiden Jahren deutlich schwieriger geworden ist. Seit langer Zeit gepflegte Lieferbeziehungen stellten sich jetzt als vorteilhaft dar. Vor allem die Zusammenarbeit der Westerwälder Unternehmen und das gegenseitige Verständnis für die jeweiligen Herausforderungen präge die Zusammenarbeit. Für HUF-Haus sei die aktuelle Situation eine große Herausforderung, denn man lege traditionell auf Termintreue großen Wert.
Sparkassen-Chef Dr. Andreas Reingen Sparkasse Westerwald Sieg stellte fest, dass bei Bewertungen zur wirtschaftlichen Situation einzelner Betriebe das Thema Beschaffung und Lagerhaltung wieder eine größere Bedeutung erlangt habe. Er zeigte sich jedoch optimistisch, dass die Wirtschaft auch mit den festzustellenden Preissteigerungen gut umgehen werde. Bei überlasteten Lieferketten müsse Vorsorge getroffen werden. Er warnte jedoch vor einem „DDR-Effekt“, indem vermeintlich knappe Produkte „gehamstert“ werden, die dann später sogar zu Tauschgeschäften genutzt würden. Bei der wirtschaftlichen Entwicklung zeigte sich Reingen vorsichtig optimistisch, allerdings müssten die bisherigen Erwartungen zurückgedreht werden.
Wäller Unternehmen gut vernetzt
Der stellvertretende CDU-Bezirksvorsitzende und Kreistagsmitglied Dr. Andreas Nick sieht die Notwendigkeit sich von früheren Geschäftsmodellen (Direktlieferungen, Niedrigstpreise), die bereits bei der Corona-Pandemie zu Schwierigkeiten führten, zu verabschieden. Netzwerke der regionalen Unternehmen hätten gerade in Krisensituationen einen großen Wert. Er habe auch den Eindruck, dass die Unternehmen bei Neu-Investitionen zurückhaltender werden.
Diese Zurückhaltung bei Neu-Investitionen erklärte Sparkassenchef Reingen u.a. mit steigenden Preisen sowie Unsicherheiten bei Lieferketten und beim Auftragsbestand. Richard Hover erklärt die Unsicherheit der Unternehmen auch mit dem weiter bestehenden Fachkräftemangel. „Die Produktionsanlagen müssen von Fachkräften bedient werden.“ Reingen erläuterte, dass augenblicklich zwei Komponenten für Preiserhöhungen verantwortlich gemacht werden können, die deutlich gestiegene Inflationsrate sowie die durch verringerte Angebote entstandene Teuerung.
Insgesamt zeigten sich die Gesprächspartner in der Einschätzung zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung im Westerwald zuversichtlich. Vielfach könne hier auf vertraute Strukturen und langjährige Partner gesetzt werden. Das Miteinander und die gegenseitige Wertschätzung zählen.
CDU-Fraktionschef Dr. Stephan Krempel dankte abschließend für den inhaltlich interessanten und spannenden Abend. „Die Unternehmen und Verbraucher stehen auch in den nächsten Monaten vor großen Herausforderungen. Die CDU-Kreistagsfraktion wird alles dafür tun, hier verlässlicher Partner für die Wäller Unternehmen in der Kommunalpolitik zu bleiben.“ (Quelle CDU Westerwald)