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Altenkirchen/Wissen. Der Soziologe Dr. Lutz Neitzert wird am Donnerstag, dem 17. März, einen Überblick über die verschiedenen aktuellen rechten und rechtsextremen Jugendmusikszenen geben. Er wird die unterschiedlichen Anziehungskräfte und Ideologien der diversen rechten Subkulturen zwischen Neonazis, Identitären und braunen Aluhüten näher beleuchten. Die kostenfreie Veranstaltung im Kontaktladen Aufwärts (Gerichtsstraße) in Wissen beginnt um 18.30 Uhr und dauert bis etwa 21. Uhr. Sie richtet sich an Interessierte, an Eltern, an Angehörige rechtsorientierter Jugendlicher, an Lehrende, an die Schulsozialarbeit und andere Erziehende.

Lutz Neitzert ist ein anerkannter Experte, der die rechtsextremen Musikszenen schon seit mehreren Jahrzehnten erforscht. Rechtsextreme Musik, so seine Information, lässt sich stilistisch nicht eindeutig verorten, da das definierende Merkmal hier nicht in einem spezifischen Genre, sondern in den verbreiteten ideologischen Botschaften liegt.

Dabei befassen sich entsprechende Songs in erster Linie mit rassistischen Konzepten und ihren Schlussfolgerungen, also beispielsweise Ungleichheitsideologien – insbesondere Antisemitismus – und Existenzängsten bzw. Stolzerfahrungen aufgrund der Zugehörigkeit zur vermeintlich bedrohten weißen Rasse sowie einer klaren Ablehnung linker, liberaler oder progressiver politischer Konzepte. 

Oftmals weckt rechtsextreme Musik bei Jugendlichen erst ein Interesse an entsprechender Ideologie und kann somit politisierend wirken. Rechtsextreme Musik vermittelt jugendlichen Hörern ein Gefühl der Zugehörigkeit, da der Konsum gemeinschafts- und identitätsstiftend wirkt. Bereits bestehende ideologische Affinitäten werden zudem durch die Musik bzw. deren Texte bestätigt und somit gefestigt. Zu guter Letzt werden mit dem Vertrieb rechtsextremer Musik sowie entsprechender Merchandising-Artikeln jährlich allein in Deutschland mehrere Millionen Euro umgesetzt. Es handelt sich dabei um die zweitgrößte Einnahmequelle der Bewegung.

Das musikalische Angebot beschränkt sich seit zwei Jahrzehnten nicht mehr auf den sogenannten Rechtsrock, sondern wurde ausdifferenziert in nahezu allen Genres moderner Musik. Diese Diversifizierung soll die Anschlussfähigkeit an verschiedene jugendkulturelle Szenen gewährleisten, da die Übergänge zu deren musikalischen Stilrichtungen fließender werden. Musik hat so die Funktion, immer mehr Subkulturen subversiv ideologisch zu unterwandern. In Deutschland konnte der Zugang zu Musik mit rechtsextremen Inhalten durch staatliche Repressionen zu Beginn der 1990er Jahre erschwert werden. Musikproduktion und Vertrieb wurden in den Untergrund verdrängt. Durch die Möglichkeiten des Internets hat sich ein gegenteiliger Effekt ergeben und das indoktrinierende Potential hat sich dementsprechend vergrößert.

● Eine Anmeldung zu dieser Veranstaltung ist erforderlich: E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! (Quelle Kreis Altenkirchen)