Caritas gibt der Nächstenliebe ein Gesicht
Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn zog bei Mitgliederversammlung Bilanz und blickte in die Zukunft
WESTERWALDKREIS/RHEIN-LAHN-KREIS. Der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn ist sehr gut aufgestellt und auch für die Zukunft bestens gerüstet. Dies war – in einem Satz zusammengefasst – der Tenor der Mitgliederversammlung, zu der der Caritasverband jetzt in die Stadthalle nach Montabaur eingeladen hatte. Die Anwesenden erlebten eine kurzweilige wie informative Veranstaltung, in der es um die Aktivitäten im vergangenen Jahr, um aktuelle Projekte, aber auch um kommende Aufgaben und Ziele des Verbandes ging.
In seiner Begrüßung sprach der Vorsitzende des Caritas-Aufsichtsrates, Bezirksdekan Armin Sturm, von nicht immer einfachen Zeiten, die man gerade erlebe und verwies auf Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, aber auch auf die Probleme, mit denen die katholische Kirche zuletzt immer wieder konfrontiert wurde. Umso wichtiger sei es, vor allem die Menschen im Blick zu behalten, sagte Sturm und lobte: „Genau dies tut die Caritas. Sie gibt der Nächstenliebe ein Gesicht.“ In seinem Jahresbericht gab Armin Sturm Einblicke in zahlreiche Projekte, die den Caritas-Aufsichtsrat im zurückliegenden Jahr beschäftigt haben. Dazu zählte die Pflege-Azubi-Offensive ebenso wie die Verbesserung der IT-Infrastruktur innerhalb des Verbandes. Ein weiterer wichtiger Punkt, mit dem sich der Aufsichtsrat intensiv beschäftigt habe, so der Vorsitzende, sei die Standortfrage der Caritas-Zentren in Montabaur und Lahnstein. Beide Immobilien seien in die Jahre gekommen und stark sanierungsbedürftig. Unter anderem fehle es an entsprechender Barrierefreiheit. „Beide Standorte haben eine sichere Zukunftsperspektive, das Immobilienkonzept ist derzeit noch offen. Aktuell befinden sich verschiedene Konzepte in der Prüfung“, informierte Sturm die Mitglieder.
Weitere Einblicke in die Arbeit und Projekte innerhalb des Caritasverbandes lieferten anschließend die beiden Vorstände, Caritasdirektorin Stefanie Krones und Caritasdirektor Frank Keßler-Weiß. Zum Beginn ihrer Ausführungen gaben sie den Anwesenden zunächst ein kurzes Corona-Update. Die Pandemie sei für den gesamten Verband eine extreme Herausforderung gewesen und ist es immer noch, wie Stefanie Krones unterstrich. Von den aktuell 1.063 Mitarbeitenden waren im gesamten Zeitraum der Pandemie bis heute rund 400 Personen infiziert. „Dennoch konnten wir die Ausbreitung in allen Fällen eingrenzen und schwerwiegende Auswirkungen verhindern“, berichtete sie. Besonders stolz sei man auf die Impfquote innerhalb des Verbandes, die bei 99 Prozent liegt. „Nur elf Mitarbeitende, die der Einrichtungsbezogenen Impfpflicht unterliegen, sind nicht geimpft“, so Krones.
Ein weiteres (ungeplantes) Ereignis, dass die Caritas in den zurückliegenden Monaten stark beschäftigt hat, war der Krieg in der Ukraine bzw. die Menschen, die vor dem Krieg dort flüchteten und bei uns Hilfe suchten bzw. immer noch suchen. Dienste wie die Migrations- und Flüchtlingsberatung der Caritas waren hier ebenso sofort unterstützend zur Stelle wie die Anziehpunkte oder der Bereich Gemeindecaritas, der Ehrenamtlichen und örtlichen Helferkreisen mit Rat und Tat zur Seite steht, wie Caritasdirektor Frank Keßler-Weiß berichtete.
Zu den neuen Themen auf der Agenda des Caritasverbandes gehört der Klimaschutz. „Wir kümmern uns mit den uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten aktiv um den Klimaschutz und streben die Erreichung der CO2-Neutralität bis zum Jahr 2030 an“, sagte Keßler-Weiß und wies darauf hin, dass man derzeit verbindliche Nachhaltigkeitsvorgaben entwickelt, die handlungsweisend für den Gesamtverband und seine Abteilungen sind. Unter anderem ermittele man derzeit den eigenen CO2-Fußabdruck und wolle demnächst eine:n Facility- und Umwelt-Manager:in einstellen.
Neu ist auch das Projekt „Pflege ganz aktiv“, das sich an dem niederländischen Vorbild „Buurtzorg“ orientiert und in der ambulanten Pflege Anwendung findet. Wie Stefanie Krones erläuterte, handelt es sich dabei um ein bundesweit einzigartiges Modellprojekt, das zunächst mit der Caritas-Sozialstation Westerburg-Rennerod erprobt werden soll. Die Idee dahinter ist, ambulante Pflege „nach Zeit“ zu vergüten und den Patienten:innen dadurch mehr Autonomie über ihre Pflegeleistungen zu ermöglichen. Ziel des Projektes ist es, mehr Wertschätzung für die Fachkompetenz der Pflegenden sowie mehr Freude am Beruf durch selbstbestimmteres Handeln zu schaffen. Zudem soll es für einen möglichst langen Verbleib der Patienten:innen im häuslichen Umfeld sorgen, gab Krones einen ersten Einblick in das Projekt.
Im Rahmen ihrer Ausführungen blickten die beiden Vorstände aber nicht nur auf neue Projekte, sondern gaben auch einen kurzen Rückblick auf bereits erfolgreiche Aktivitäten. Besonders erfreut zeigte man sich darüber, dass Bischof Dr. Georg Bätzing in den zurückliegenden Monaten zu Gast in gleich vier verschiedenen Einrichtungen des Caritasverbandes war. Bei Besuchen in der Azubi-WG und im Altenzentrum in Arzbach, im Haus am Quendelberg in Montabaur, im Altenzentrum in Hachenburg sowie im CAP-Lebensmittelmarkt in Hundsangen informierte sich der Bischof aus Limburg über die unterschiedlichsten Projekte und die Arbeit der Caritas und kam mit den Mitarbeitenden und Bewohnern:innen ins Gespräch.
Berichtet wurde außerdem über das Sozialraum-Projekt um Sozialraummanager Heiko Hastrich, das erfolgreich in Lahnstein gestartet ist, den Führungskräftetag, der unter dem Motto „Vielfalt ist Zukunft: Das Gelingen von Diversity“ stattfand, sowie die bistumsweite Kampagne „Die Caritas zeigt Gesicht“, mit der ab kommenden Herbst öffentlichkeitswirksam für die Caritas als attraktiven Arbeitgeber geworben wird. Besonders stolz ist man beim Caritasverband überdies auf das Projekt zur Gewinnung ausländischer Pflege-Azubis und -fachkräften, das bereits seit einigen Monaten erfolgreich umgesetzt wird. Erfreut berichtete Stefanie Krones der Versammlung von insgesamt 38 Pflege-Azubis aus Marokko, Palästina und dem Irak sowie drei voll ausgebildeten philippinischen Pflegefachkräften, die in den drei Altenzentren und vier Sozialstationen des Caritasverbandes tätig sind. Dass das Projekt mittlerweile auch über die Grenzen des Verbandsgebietes hinaus für Aufmerksamkeit sorgt, unterstrich ein eingespielter Fernsehbeitrag über die Azubis, der im SWR ausgestrahlt wurde.
Viele wichtige Aufgaben der Caritas seien ohne finanzielle Unterstützung in Form von Spenden und Nachlässen nicht möglich, betonte Frank Keßler-Weiß. Wie er berichtete, erhielt der Caritasverband im Jahr 2021 Spendeneinnahmen von insgesamt 365.436 Euro. Dankbar sei man zudem über die Unterstützung durch die Caritas-Stiftung Westerwald-Rhein-Lahn, „ohne deren Mittel manche Dinge nicht möglich wären“, so der Caritasdirektor, der mit Freude verkünden konnte, dass die Stiftung erst vor wenigen Tagen Anträge für insgesamt 16.600 Euro bewilligt hat. Mit dem Geld soll u.a. ein E-Bike-Tandem für eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung angeschafft werden, weiterhin kommt es einem Oasentag für pflegende Angehörige sowie einem Gruppenangebot für ukrainische Kinder und Mütter zugute.
Die erneut schwierige Lage durch die Corona-Pandemie konnte auch im zweiten Jahr wirtschaftlich gut bewältigt werden. Das ist die Grundlage, um auch in Zukunft wichtige Investitionen in Personal und Immobilien realisieren zu können. Der Verband muss außerdem aus rechtlichen Gründen Rücklagen zur Absicherung wirtschaftlicher Risiken bilden. Mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden und einem Personalkostenvolumen von über 42 Mio € ist der Caritasverband einer der größten Arbeitgeber im sozialen Bereich in der Region und Eigentümer von 21 Sozialimmobilien.
„Unsere Einrichtungen und Dienste haben allein im letzten Jahr über 11.000 Menschen hier in der Region auf vielfältige Weise unterstützt. Das ist eine riesige soziale Wertschöpfung und ein konkreter Mehrwert für jede:n Einzelne:n, aber auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt insgesamt. Wir freuen uns, dass wir die Verantwortung für diese Arbeit gemeinsam tragen dürfen“, betonten die Caritasdirektorin und der Caritasdirektor. Im Anschluss erteilten die Mitglieder dem Vorstand wie auch dem Aufsichtsrat einstimmig Entlastung und genehmigten den Jahresabschluss 2021. Abschließend wählte die Versammlung Prof. Dr. Armin Schneider (Hillscheid) und Robert Krimphoff (Montabaur) einstimmig zu den Vertretern für die Delegiertenversammlung des Caritasverbands für die Diözese Limburg. (Quelle Caritas Westerwald)