Zwischen Dankbarkeit, Freundschaft – und Enttäuschung über bürokratische Hürden
Ahrtal/Westerwaldkreis, Juli 2025.
Mitglieder des Vorstands von Wäller Helfen e. V. waren jetzt erneut im Ahrtal unterwegs, um zahlreiche von ihnen betreute Projekte zu besuchen und den Kontakt zu betroffenen Menschen und Partnerorganisationen vor Ort aufrechtzuerhalten. Die Rückkehr in die Region war für die Delegation mehr als nur eine symbolische Geste – sie war Ausdruck tiefer Verbundenheit, aktiver Verantwortung und nachhaltiger Partnerschaft.
Seit den dramatischen Ereignissen im Juli 2021 ist der Westerwälder Verein im Ahrtal aktiv. Was damals als spontane Hilfsaktion begann, entwickelte sich rasch zu einer langfristigen Unterstützung mit Struktur und Substanz. Mehr als 350.000 Euro an Spendengeldern konnte der Verein aus ganz Deutschland einwerben und in konkrete Hilfsprojekte investieren – transparent, nachvollziehbar und mit sichtbarem Ergebnis.
„Wir wissen bis heute, wo jeder einzelne gespendete Euro eingesetzt wurde – und wir stehen mit nahezu allen Projekten noch immer in direktem Kontakt“, betont Vorsitzender Björn Flick.
Die Projekte von Wäller Helfen erstreckten sich auf eine betroffene Fläche von über 80 Kilometern Schadensgebiet. In den Jahren 2021, 2022 und 2023 wurden unterschiedlichste Vorhaben unterstützt: vom Wiederaufbau privater Wohnräume über Hilfen für soziale Einrichtungen bis hin zur emotionalen Begleitung betroffener Familien.
Was die Helfer aus dem Westerwald bei ihrem aktuellen Besuch im Sommer 2025 besonders bewegt hat: die herzliche Dankbarkeit der Menschen – und gleichzeitig deren tiefe Enttäuschung über weiterhin bestehende Missstände.
„Trotz aller Bemühungen der Zivilgesellschaft erleben wir vor Ort eine erschreckende Realität: bürokratische Hürden, praxisferne Vorschriften und teilweise groteske Verzögerungen blockieren noch immer den Wiederaufbau“, schildert Flick.
Besonders betroffen machen Geschichten, in denen Versicherungen nach Jahren der Prüfung plötzlich Fristen als „verjährt“ erklären – oder in denen Fördermittelanträge an vermeintlich fehlenden Formularen scheitern. Es ist ein Zustand, den der Verein deutlich kritisiert: „Die versprochene unbürokratische Hilfe für das Ahrtal ist in vielen Fällen ausgeblieben.“
Für Wäller Helfen ist der regelmäßige Kontakt in die Region ein unverzichtbarer Bestandteil der eigenen Arbeit. Nicht nur aus Pflichtgefühl gegenüber den Spenderinnen und Spendern, sondern vor allem aus echtem Interesse an Nachhaltigkeit und dem Wunsch, entstandene Freundschaften aktiv zu pflegen.
„Jedes Projekt wurde bei uns nicht nur finanziell, sondern auch emotional begleitet. Dass wir heute sagen können: Alle unsere Projekte im Ahrtal wurden erfolgreich abgeschlossen, macht uns stolz – und verpflichtet uns zugleich, weiter präsent zu bleiben“, so Volker Stahl.
Die Reise war für das Team von Wäller Helfen ein eindrucksvolles Spiegelbild: große Dankbarkeit auf der einen Seite, spürbare Enttäuschung auf der anderen. Umso mehr sieht sich der Verein in seiner Rolle als Sprachrohr der Betroffenen und als Brückenbauer zwischen staatlicher Hilfe und zivilgesellschaftlichem Engagement . (Wäller helfen)