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Seit fast 700 Jahren werden in Montabaur alte Schriftstücke gesammelt und – heutzutage – im Stadtarchiv aufbewahrt. Diesen Schatz ins digitale Zeitalter zu überführen ist ein Großprojekt für Stadtarchivar Dennis Röhrig. Mittlerweile sind gut 8% der vorhandenen Dokumente digitalisiert und damit für jedermann online verfügbar. Damit ist das Stadtarchiv Montabaur im bundesweiten Vergleich führend unter den Kommunalarchiven. Darüber hinaus sind mittlerweile über 50.000 „Findbucheinträge“ durchsuchbar gemacht worden. Röhrig erklärt, welche Möglichkeiten es für interessierte Bürger gibt, an die Dokumente zu gelangen.

 

Das Großprojekt: Das Stadtarchiv digitalisieren
Das Stadtarchiv hat das Ziel, alle geschichtlich relevanten und verfügbaren Dokumente der Stadt Montabaur und ihrer sieben Stadtteile für Forschung, Lehre und Wissenschaft verfügbar zu machen. Es geht darum, das Wissen vergangener Tage digital zu erfassen und es für kommende Generationen zu bewahren. Stadtarchivar Dennis Röhrig arbeitet mit zwei Hilfskräften sowie gut einem Dutzend ehrenamtlichen Helfern an diesem Ziel. „Die Arbeit ist oft aufwendig und zeitintensiv, denn wir müssen vorhandene Dokumente nicht nur einscannen, sondern sie auch auffindbar und lesbar machen“, berichtet Röhrig. „Viele Dokumente sind handschriftlich in Kurrent erfasst und werden von uns in Druckschrift übersetzt.“ Auch soll diese Transkription in Format und Aufteilung dem Original entsprechen. „Unser Ziel ist es, dass interessierte Nutzer die Transkription direkt neben dem Original angezeigt bekommen und sie vergleichen und nachvollziehen können.“ Nutzer können das digitale Archiv anhand von Schlagworten durchsuchen und die Dokumente anhand von Stichworten wie dem Namen oder dem Ort ausfindig machen.

Aktuell sind Volkszählungslisten, Beerdigungsregister, Gewerberegister, Haushaltslisten, An- und Abmelderegister via Stichwortsuche recherchierbar. „Neu haben wir in den letzten Monaten die Schulchroniken und auch sämtliche Amtsblätter der Jahrgänge 1964 - 1999 online gestellt“, berichtet Dennis Röhrig, der seit 2018 hauptberuflich als Stadtarchivar in Montabaur tätig ist.

Wochenblatt der Verbandsgemeinde Montabaur
Das Wochenblatt der Verbandsgemeinde Montabaur wurde im Laufe der Jahre mehrfach umbenannt. Gleich welchen Namen das Blatt hatte: Heute können die Ausgaben der Jahrgänge 1964-99 mittels Suchfunktion auf bestimmte Begriffe hin durchsucht werden. Ebenso ist eine Suche nach Kalenderdaten möglich. So kann man beispielsweise Berichte über Vereine oder kulturelle Veranstaltungen wie Kirmes oder Karneval nachvollziehen. Auch für die Familienforschung bietet das digitale Amtsblatt interessante Möglichkeiten, denn in den ältesten Blättern aus den 1960er Jahren befinden sich Einträge der Geburts- und Sterberegister.

„Interessant sind Annoncen, die von Firmen geschaltet wurden.“ So finden sich beispielsweise Werbeeinträge des bedeutenden internationalen Offshore-Konzerns Investors Overseas Services Ltd., kurz IOS, der weltweit agierte und in den 1970er Jahren nach einem Skandal insolvent wurde. „Hier spiegelt sich die lokale in der größeren Wirtschaftsgeschichte“, bemerkt Röhrig.

Quelle für Familienforschung, Vereins- und Unternehmensgeschichte
Das Archiv ist sowohl für Familienforscher als auch für Unternehmen oder Vereine eine hervorragende Quelle. Ebenso bieten sich interessante Ansätze für die Sozialforschung. So kann man über das Liegenschaftsregister nicht nur nachvollziehen, wie Reichtum und Armut in der Region verteilt waren, sondern auch Informationen über Familienzusammenhänge finden. „Auch damals waren Menschen schon mehrfach verheiratet“, weiß Röhrig. Daher wurden bei der Bearbeitung des Liegenschaftsregisters die Mädchennamen der Ehefrauen und die Erwerbsart erfasst, um solche Informationen leichter zugänglich zu machen. Auch die Aufgebotslisten für Eheschließungen und die Haushaltslisten (bis 1918) liegen digital vor und bieten Familienforschern wichtige Informationen. Das Liegenschaftsregister neben der Kernstadt umfasst die heutigen Stadtteile.

Die Protokolle der Stadtverordnetenversammlung der Jahre 1893-1933 liegen vollständig formatiert, geprüft und durchsuchbar vor. Auch die Gemeinderatsprotokolle der heutigen Stadtteile sind im Digitalarchiv zu finden. Ebenso kann man das Fotoarchiv anhand von Schlagworten durchforsten. Insgesamt wurden über 50.000 Findbucheinträge in den letzten zwei Jahren mit dieser Funktion ausgestattet (s.u.). Nun werden nach und nach auch die Archive der einzelnen Stadtteile erfasst.

 

INFOKASTEN

Stadtarchiv: https://digitalarchive.montabaur.de 

Vor Ort im Stadtarchiv finden Interessierte alle Dokumente, die bereits digitalisiert sind. Neben den Originalen gibt es dort auch viele Transkriptionen der handschriftlichen Dokumente. Sie sind nach Namen, Orten, Straßen, Berufen (Personenregister) bzw. nach den Quellen (Wochenblätter und Vorgänger; Protokolle) durchsuchbar.

Findbuch: https://www.stadtarchiv-montabaur.findbuch.net/  

Im Findbuch kann man über die Suchfunktion Namen oder Begriffe eingeben und gelangt damit zu allen Dokumenten, die diesen Begriff enthalten. Klickt man das gewünschte Dokument an, erhält man die genauen Daten - bei einer Liegenschaft beispielsweise die Nummer des Buches (Jahreszahl) und die Seitennummer. Mit nur einem Klick kann man das Dokument zu seiner Bestellliste hinzufügen. Der entsprechende Reiter mit dem Briefsymbol färbt sich rot. Hat man alle Dokumente, die man ansehen möchte, gefunden, klickt man den roten Reiter an, fügt ggf. noch einen Kommentar hinzu und sendet die Bestellung ab. Danach muss man nur noch einen Termin im Archiv (per Mail oder telefonisch) vereinbaren und die gewünschten Dokumente werden zur Ansicht im Stadtarchiv bereitgestellt. (Quelle VG Montabaur)