„Westerburg steht auf“: 500 Teilnehmende demonstrieren – Viele Redebeiträge und Musik
Westerwaldkreis. Rund 500 Menschen haben unter dem Motto „Westerburg steht auf“ ein buntes und kraftvolles Zeichen für eine offene, demokratische Gesellschaft gesetzt. Zum zweiten Mal rief der „Arbeitskreis Soziales Westerburg“ zu der Kundgebung auf, die nicht gegen, sondern für etwas auf die Straße geht: für Demokratie, Vielfalt, Respekt.
Außerdem strahlt „Westerburg steht auf“ noch etwas aus: Warmherzigkeit. Und das trotz frostiger Temperaturen. Die RednerInnen des Tages tragen ihr Herz für eine offene Gesellschaft auf der Zunge, die Demonstrierenden zeigen mit kreativen Plakaten und viel Applaus, dass ihres am richtigen Fleck ist. „Lasst uns heute eine Botschaft hinaus ins Wäller Land schicken: Der Westerwald bleibt bunt“, ruft der evangelische Pfarrer Maic Zimmermann den Besuchern zu Beginn zu. Und Dorothee Bausch von der Katholischen Pfarrei Liebfrauen hofft, dass die Neuauflage von „Westerburg steht auf“ den Geist der ersten Demonstration fortführt: „Es ist immer leicht, gegen Dinge zu sein. Aber heute gehen wir für die gute Sache auf die Straße!“
Eben für Werte wie Respekt, Freiheit, Demokratie, Vielfalt. Werte, die auch den vielen RednerInnen wichtig sind. Zum Beispiel Westerburgs Stadtbürgermeister Janick Pape, für den die Demokratie die „Verkörperung der Freiheit“ ist. Bürgermeister Markus Hof unterstreicht später noch einmal einen Wesenszug der Demokratie: die eigene Meinung zu äußern, die des anderen zu respektieren und ihr widersprechen zu dürfen. „Die Grenze ist dort erreicht, wo die Würde des Andersdenkenden beginnt. Deshalb muss Westerburg aufstehen für Meinungsfreiheit und Demokratie.“
Starke Worte findet an diesem Morgen auch Soumaja, eine Schülerin der Berufsbildenden Schule Westerburg. Ihr Beitrag hat etwas von einer Ode an ein grenzenloses Europa und ist ein Appell dafür, gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden, die „komplexer sind als es Populisten und Antidemokraten jemals wahrhaben möchten“, sagt sie. Sie und ihre Mitschüler stehen und leben für Demokratie, Pluralismus und Menschenrechte; für offene und freiheitliche Gesellschaften: „Wir sind die Generation, die am meisten von der europäischen Einigung profitiert. Deswegen stehen wir hier mit Euch und setzen ein Zeichen für Europa, das weltoffen die Zukunft gestaltet und sich nicht von Ängsten und Rechtspopulisten beschädigen lässt“, sagt Soumaja.
Dass ein grenzenloses Europa alles andere als selbstverständlich ist, haben Andreas Grigull und Ruth Müller am eigenen Leib erfahren. Beide kommen aus der ehemaligen DDR und wissen, wie es ist, die eigene Meinung nicht frei kundtun zu können. „Ich werde weiterhin sagen, was ich denke. Den Versuch, Menschen umzuformen, kenne ich schon aus der DDR. Dazu sage ich: Nein Danke!“ Als Christin sind Ruth Müller solche Umformungsversuche in der DDR ebenfalls nicht fremd. „So etwas möchte ich nie wieder erleben. Ich möchte in der Demokratie leben – so wie sie jetzt ist. Wir haben das Recht und die Pflicht, dafür bei der Wahl zu sorgen. Deswegen nutzt das und geht am 23. Februar wählen!“, sagt sie den Teilnehmenden der Kundgebung.
Wählen gehen statt resignieren: Das liegt auch den beiden Schülerinnen des Westerburger Konrad-Adenauer-Gymnasiums am Herzen: „Freiheit, Rechte und Demokratie. So langsam hören sie sich an wie Floskeln, die beliebig als Füllwort eingesetzt werden. Und genau deshalb stehen wir hier. Weil dieser Zustand der Lethargie nicht bestehen bleiben kann.“
Auch Christine Heinrich, Lehrerin der Realschule plus, findet, dass das hohe Gut Demokratie geschützt werden muss. „Ich will nicht, dass meine SchülerInnen pauschal abgestempelt oder gar abgeschoben werden. Genauso wenig wie ich will, dass jemand aufgrund seiner Hautfarbe, seiner Religion, der geschlechtlichen Orientierung, einer Behinderung oder sonst einem Grund diskriminiert wird.“ Ihr Credo ist stattdessen: Mensch sein und das Gegenüber so zu akzeptieren, wie es ist.
Am Ende bringt die Mitorganisatorin der Demonstration, Nadine Bongard, die Reden noch einmal auf den Punkt und appelliert: „Lasst uns mit vereinten Herzen die Demokratie erhalten – für ein Land, in dem wir in Freiheit und Sicherheit leben können.“
Das Vokalensemble HarmoniX übersetzt die warmherzigen Worte in Musik. In Stücken wie „Human“, „That’s what friends are for“ und „You’re the voice“ singen die geschulten Stimmen den BesucherInnen Mut zu. Und auch in diesem Jahr endet die Demo mit einem schönen (Quelle Evang. Dekanat WW)