DIE SENIORENPOLITISCHE KONZEPTION (SPK) IM WESTERWALDKREIS UMSETZEN
WW. Den Demografischen Wandel ignorieren und auf Lösungsansätze verzichten? Die Umsetzung der Seniorenpolitischen Konzeption (SPK) des Westerwaldkreises mit seinen 12 Handlungsfeldern nicht so ernst nehmen und auf die lange Bank schieben? Der Senioren- und Behindertenrat (SBR) WW als wachsendes soziales Netzwerk, hält das für gefährlich. Er will mit vielen Aktionen dazu beitragen, dass die SPK nicht in irgendwelchen Schubladen oder Archiven von Bürokratie oder Politik verschwindet, sondern kraftvoll in allen gesellschaftlichen Bereichen mit allen Beteiligten umgesetzt wird.
Das gilt beispielsweise von der ärztlichen Versorgung bis zur Mobilität, vom barrierefreien Wohnen bis zur Pflege und vielen weiteren Handlungsfeldern. Mit zwei ganztägigen SPK-Kreisrundreisen mit jeweils 6 Stationen ist der SBR den aktuellen Bedingungen und dem künftigen Handlungsbedarf auf den Grund gegangen. Unterwegs war jeweils eine aus 10 sozial erfahrenen Wällern bestehende Delegation. Nachdem bei der erste im April 2024 nur Einrichtungen, Kommunen und Organisationen im unteren Kreisteil besucht wurden, hatten die Gastgeber des zweiten Teils jetzt alle ihren Sitz im oberen Teil des Westerwaldkreises.
Kommunen müssen in der Seniorenarbeit vorangehen
Zu den kommunalen Pionieren der Seniorenarbeit gehört im Kreis sicher die VG Selters mit der Stadt Selters. Vor Ort wurde den Gästen von den Verantwortlichen dargestellt, was getan wird, damit die Mitbürger/innen auch im Alter an der Gesellschaft teilhaben können. Dazu gehören u.a. eine hauptamtlich besetzte Seniorenberatung, die Gemeindeschwester+ sowie neben dem etablierten Seniorentaxi das neue Bürgermobil. Besichtigt wurde auch die Baustelle des künftigen „Treffpunkt am Markt“ als weiteres und zentrales kommunales Seniorenzukunftsprojekt in der Stadtmitte.
Wie wollen Ältere im Dorf leben und wohnen?
Wichtig bei der Rundreise war auch die Frage, wie die älteren Wäller künftig in ihrem Dorf wohnen und leben wollen? Antworten darauf bekamen die sozial engagierten Gäste zunächst in der Senioren-Wohngemeinschaft „Marjannshaus“ in Merkelbach. Dort wird in einem sanierten und erweiterten früheren Bauernhaus mit Unterstützung der Dorfgemeinschaft, Alltagsbegleitern und Pflegefachkräften eine weitgehend selbstbestimmte Lebensweise bei gleichzeitiger Versorgungssicherheit ermöglicht. Zu einem Preis von monatlich ca. 2.000 € für Miete, Pflege und Betreuung sowie Essen können die acht Bewohner/innen bis zum Lebensende in der WG bleiben.
Ein besonderes Vorhaben wurde mit dem „Dorfmitte-Projekt“ in Nistertal besucht. Dort wird das örtlichen Hotel & Restaurant Rückert von den Eigentümern in ein für den Westerwaldkreis einzigartiges Zukunftsvorhaben umgewandelt. In dem Mehrgenerationenprojekt werden mit einem Investitionsvolumen von ca. 6 Mio. € 16 barrierefreien Apartments, einer Tagespflegeeinrichtung, einem Dorftreffpunkt und ein günstigen Mittagessen für Senioren geschaffen.
Praxis und Ausbildung in der Pflege wichtig
Natürlich muss eine zukunftsweisende Seniorenpolitik immer auch die ambulante und stationäre Altenpflege und die dafür notwendige Ausbildung von Fachkräften im Blick haben. Im Seniorenzentrum St. Franziskus in Selters erfuhren die Gäste zunächst, dass der Fachkräftebedarf der stationären Einrichtung mit 85 Einzelzimmern sowie 12 Service-Wohnungen und einer Tagespflege derzeit wegen eines hohen Lohnniveaus und einer positiven Grundstimmung im Haus noch gedeckt werden kann, was in vielen anderen Pflegeeinrichtungen im Westerwaldkreis nicht mehr der Fall ist. Wie gut aufgestellt und attraktiv das Haus ist, bestätigte eine im Heimbeirat engagierte Bewohnerin: „Das hier ist mein neues Zuhause geworden, für das ich kaum Verbesserungsmöglichkeiten sehe“.
Für die ambulante Pflege war ein Besuch der AKTIV+ GmbH in Bad Marienberg geplant, der allerdings wegen einer Coronaerkrankung kurzfristig nicht in Präsenz erfolgen konnte. Dem nach der Gründung vor 6 Jahren schnell auf aktuell 60 Mitarbeitende gewachsenen Pflegedienst war schnell klar, dass ein stark zunehmender Versorgungsbedarf bei den Menschen zu Hause besteht. Dem begegnet man mit Fachlichkeit und Empathie. Dem stimmten die Teilnehmenden auch deshalb zu, da die ambulante Versorgung im Kreis immer mehr gefährdet erscheint und solche leistungsfähigen ambulanten Pflegedienste unverzichtbar sind!
Einblicke in die Ausbildung von Pflegefachkräften erhielt die Reisegruppe im DRK-Bildungszentrum für Gesundheitsberufe in Hachenburg, wo zunächst die verschiedenen anspruchsvollen Ausbildungsgänge und angebotene Weiterbildungen vorgestellt wurden. Es wurde bedauert, dass bei aktuell 120 Auszubildenden die Zahl der Abbrecher auf etwa 1/3 zugenommen habe. In einem Gespräch mit 4 Auszubildenden wurde von diesen der Zwang zu einem Übermaß an Dokumentation und die Schwierigkeit, ohne Auto die Praxisstellen zu erreichen, bemängelt.
Auswertung mit Blick nach vorne….
Bei Kaffee und Kuchen wurde abschließend in der künftigen „Dorfmitte“ in Nistertal auf die beiden seniorenpolitischen Tagesexkursionen zu insgesamt 12 Einrichtungen, Organisationen, Kommunen und Verbänden zurückgeblickt. Mit dabei waren auch die am Thema interessierten Kreistagsmitglieder MdB Dr. Tanja Machalet (SPD), Harald Orthey (CDU) und Eva Ehrlich-Lingens (Grüne). Diese und auch die weiteren Mitreisenden waren sich einig, dass die SPK des Kreises eine gute Handlungsgrundlage ist, die aber jetzt kraftvoll auf allen Ebenen umgesetzt werden muss. Uli Schmidt als SBR-Koordinator, der die SPK-Rundreisen vorbereitet und geleitet hat, sagte zu, dass sich der SBR als kreisweites Netzwerk mit großem Engagement dabei einbringen wird. Weitere Infos dazu gerne unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. (Quelle Uli Schmidt)