Kreis Altenkirchen. Als Ausländerbeauftragter der Kreisverwaltung Altenkirchen ist für André Linke das „Hello“ eine gängige Begrüßungsformel – immer öfter heißt es bei ihm aber auch „Goodbye“. Denn der Sozialarbeiter ist nicht nur Ratgeber und Unterstützer beim Ankommen in Deutschland, sondern auch beim Verlassen. Was nicht heißt, dass Linke der Mann für Abschiebungen ist. Im Gegenteil: Das Zauberwort heißt in diesem Fall „Freiwilligkeit“, darauf setzt auch seit 2005 die "Landesinitiative Rückkehr Rheinland-Pfalz". Über dieses Programm hilft der Kreis Altenkirchen in Person von Linke Ausreisewilligen dabei, freiwillig in ihr Herkunftsland zurückzukehren. Zusätzlich arbeitet er auch mit entsprechenden Angeboten des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
Was das Klientel von Linke angeht – der Kontakt erfolgt oft über die Sozialämter der Verbandsgemeinden und über die Ausländerbehörde -, so handelt es sich fast ausschließlich um einen Personenkreis ohne Schutz- und langfristigen Aufenthaltsstatus: „Wenn ich sehe, dass ich in Deutschland keinerlei Perspektive habe, dann erscheint vielleicht eine Rückkehr ins Herkunftsland deutlich sinnvoller“, erklärt der Ausländerbeauftragte. Dabei sind die konkreten Motive höchst unterschiedlich: Mal sind in der alten Heimat Familienmitglieder erkrankt, um die sich gekümmert werden muss, mal sind es rein wirtschaftliche Gründe.
Dazu muss man wissen: Es ist nicht nur eine freiwillige Rückkehr, sondern auch eine geförderte. Das Land übernimmt die Flugkosten und zahlt auch eine Reisekostenbeihilfe, deren Höhe sich nach dem Herkunftsland richtet. So soll u.a. der Neustart erleichtert werden. „Für den deutschen Staat hat sich dieses Verfahren bereits nach drei, vier Monaten rentiert“, betont Linke – und kann eine eigene Beispielrechnung aufmachen. Im vergangenen Jahr seien für die Rückführung von 16 Personen aus dem Kreis knapp 8700 Euro gezahlt worden. Auf ein Jahr gesehen habe der Staat dadurch rund 92.000 Euro eingespart. Die gewährten Zuschüsse können übrigens zurückgefordert werden, sollte zeitnah eine erneute Einreise registriert werden.
In diesem Jahr war das Interesse im 1. Halbjahr eher gering, doch das hat sich nun geändert. Der Ausländerbeauftragte schaut in seinem Büro auf mehrere Mappen: „So groß war der Stapel noch nie.“ Allein in den nächsten vier Wochen stehen vier Rückführungen an: in die Türkei, in den Iran oder auch nach Aserbaidschan. Der Kontakt mit den Ausreisenden ist dabei nicht immer einfach, allzu oft fehlt es an deutschen Sprachkenntnissen. Die Erfahrung im Umgang mit der Klientel hilft aber bei der notwendigen Kommunikation.
Auch in diesem speziellen Teilbereich seines Jobs ist André Linke übrigens wieder als Dienstleister unterwegs. Was bedeutet: Er schnürt eine Art „All-inclusive-Paket“. Das beginnt mit der Flugbuchung und geht über das Ausfüllen sämtlicher Formulare bis zum Flughafen-Shuttle. Dort angekommen, ist er solange mit dabei, bis die Personen ihre Grenzübertrittsbescheinigung seitens der Bundespolizei erhalten haben und der Security-Check ansteht. „Sie wären sonst auch an einem deutschen Flughafen völlig verloren“, erzählt Linke. Und zugleich hat er die Gewissheit, dass seine Kunden auch tatsächlich im gebuchten Flieger sitzen.
Grundsätzlich gilt: Der Landkreis Altenkirchen setzt nicht nur bei diesen Rückführungen auf große Konsequenz, sondern auch bei den rechtssicheren Abschiebungen. Bei den umgesetzten Maßnahmen belegte man 2023 unter allen Landkreisen in Rheinland-Pfalz einen der vorderen Plätze. (Quelle Kreis Altenkirchen)