Nachhaltige Entwicklung spielerisch erlernen und erleben
Rund um die Grillhütte in Montabaur-Horressen herrscht dieser Tage trotz des regnerischen Wetters viel Gewusel: Rund 30 Kinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren machen dort Ferien, genauer gesagt Waldferien. Es gibt viel zu tun, zu sehen, zu leben und zu begreifen. Die Natur bietet unzählige Möglichkeiten; handwerkliches Geschick ist ebenso gefragt wie Mut, Kraft, Ausdauer und Neugier.
Die Projektleiterin und Waldpädagogin Victoria Mayer hat ihre Augen überall, die Fragen der Kinder prasseln ohne Unterlass auf sie ein. Sie und ihre Helfer haben alle Hände voll zu tun, die muntere Schar zu beaufsichtigen. Die Waldferien, das ist bereits am dritten Projekttag festzustellen, sind ein Erfolg - für die Kinder und die Natur. Genau darauf setzt die erfahrene Waldpädagogin und erklärt: „Bei Spiel und Spaß lernen die Kinder, sorgsam mit Ressourcen umzugehen und den Blick auf die Zusammenhänge im großen Ganzen zu erlangen.“ Und wer kann schon von sich behaupten, mit Säge und Handbohrer sein eigenes Namensschild zu fertigen oder, gut abgesichert, hoch in die Baumwipfel von Buchen zu steigen? Oder im Wald selbstgemachtes Popcorn zu naschen? Oder mit lebenden Eulen auf Federfühlung zu gehen? Wenn das Wetter es erlaubt, können die Kinder auch mal mit Feuersteinen und Feuereisen selbst das Feuer entfachen und ihre Treffsicherheit mit Pfeil und Boden üben. Die Abenteuerlust wird täglich aufs Neue angefacht, doch das Wissen über nachhaltige Entwicklung bildet die Basis für alle Aktivitäten.
Und genau darum geht es, erklären Mayer und der Revierförster Steffen Koch, der ebenso in das Projekt eingebunden ist. Koch erklärt: „Uns geht es darum, die Kinder für die Natur zu begeistern, mit allen Sinnen und vor allem mit dem Herzen. Allein das Wissen darum, dass der Mensch die Natur braucht, reicht nicht aus um diese zu schützen. Wenn die Kinder das verinnerlichen, können sie einen großen Beitrag zur Erhaltung leisten.“ Bestenfalls auch in einem grünen Beruf. Mayer ergänzt: „In diesen zwei Projektwochen tun wir alles, um den Kindern möglichst viel zu erklären. Sie sollen begreifen, wie wichtig ihr Verhalten für ihre Zukunft ist.“
In den Waldferien wird täglich selbst gekocht. Eine Food-Sharing-Organisation hat sich unter anderem bereit erklärt, das Feriencamp zu beliefern. Wenn die Lebensmittel angeliefert werden, staunen die Kinder: „Das soll eigentlich in den Müll?“ Sie fragen nach dem „Warum?“ und lernen in Selbsterfahrung, wie daraus beispielsweise noch „Erbelskribbelcher mit Apfelmus“ werden. Auf Nachfrage erklärt ein siebenjähriges Mädchen: „Das war lecker.“
Von oben, aus den Baumwipfeln betrachtet, sieht der Wald ganz anders aus. Marcel Wilhelmi weiß, wovon er spricht. Er ist als Forstarbeiter im Stadtwald tätig und klettert in seiner Freizeit in Bäume. Er erklärt den Kindern, wie eine Seilschaft funktioniert, sichert sie gut ab und wer möchte, darf auch hoch hinaus. Das erfordert Mut, Kraft und Geschicklichkeit und gibt Selbstvertrauen und neue Blickwinkel.
Spaß machen zudem die mittelalterlichen Holzspiele von Rainer Kliebhahn, der die Waldferien freiwillig unterstützt. Die Jugendorganisation der Malteser ist vor Ort, um einen Outdoor-Erste Hilfe-Kurs zu geben und Weltrekordhalterin im Timber-Sport Alrun Übing zeigt den professionellen Umgang mit Axt und Säge. Gerd Frink, Erster Beigeordneter der Stadt Montabaur und selbst Naturkunde-Experte, freut sich über das bunte Treiben. „Im Stadtrat haben wir erst kürzlich das bereinigte Konzept „Stadtwald 2033“ verabschiedet. Die Waldferien sind Bestandteil der Rubrik „Stadtwald erleben“ und sind genau dafür ein schönes gelebtes Beispiel.“ (Quelle VG Montabaur)