Limburg-Weilburg. Auch in diesem Jahr wurde am ersten Samstag im Juni an die Bedeutung der Organspende erinnert und das Bewusstsein für das Schicksal von mehr als 8.500 Patientinnen und Patienten auf der Warteliste deutschlandweit geweckt. Im Kreiskrankenhaus Weilburg fand ebenfalls eine Informations-Veranstaltung zum „Tag der Organspende“ statt. Die vom Geschäftsführer der Weilburger Klinik, Thomas Schulz, moderierte Veranstaltung begann mit einem Grußwort von Landrat Michael Köberle, der zugleich auch Vorsitzender der Gesellschafterversammlung und des Aufsichtsrates ist.
Es folgten diverse informative Vorträge zum Thema Organspende, die sowohl grundlegende Inhalte vermittelten als auch das Thema aus Sicht der Mediziner darstellten. Hier berichteten der Direktor der Vitos Klinik für Neurologie Weilmünster, PD Dr. Christoph Best, und Intensivmediziner Dr. Tobias Löhr, Chefarzt der Anästhesie im Kreiskrankenhaus Weilburg. Ebenso schilderte ein Organempfänger seine ganz persönlichen Erfahrungen. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Deutschen Stiftung für Organtransplantation (DSO) durchgeführt. Die DSO war auch mit einem Info-Stand als Ansprechpartner für die Besucherinnen und Besucher vertreten.
Landrat Michael Köberle erinnerte in seinem Grußwort an die erste erfolgreich transplantierte Niere 1954 in den USA, die erste erfolgreiche postmortale Organspende einer Niere 1962, die erste Transplantation einer Leber und einer Lunge 1963, die erste Herztransplantation und die Gründung von Eurotransplant 1967, die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Organtransplantation (DSO) 1984, das Inkrafttreten des Transplantationsgesetzes 1997 sowie die Einführung des Transplantationsregisters 2016. Heute werden weltweit jedes Jahr mehr als 100.000 Organtransplantationen durchgeführt. In Hessen wurden 2022 107 Organe transplantiert, was einen Rückgang von 25 Prozent im Vergleich zu 2017 bedeutet. 2022 gab es 169 Organspenden, somit mehr als 20 Prozent weniger als noch vor fünf Jahren.
„Wir sind zwar kein Transplantationszentrum – das nächste befindet sich an der Uniklinik Gießen – aber wir möchten die Öffentlichkeit über das Thema Organspende objektiv und transparent informieren. Es geht nicht darum, die Menschen von einer Organspende zu überzeugen, sondern darum, dass sie eine Entscheidung treffen und diese auch dokumentieren, in einem Organspendeausweis oder in einer Patientenverfügung. Zwar stehen mehr als 80 Prozent der Bevölkerung einer Organspende positiv gegenüber, aber nur 60 Prozent haben eine Entscheidung getroffen und weniger als die Hälfte hat diese auch dokumentiert“, betonte Landrat Köberle. 8.500 Menschen stehen in Deutschland auf der Warteliste für ein Spenderorgan. 2021 gab es bundesweit 923 Organspenderinnen und Organspender. Dies entspricht rund elf Organspenderinnen und Organspendern je eine Million Einwohner. Zum Vergleich: Spanien hat 38 Organspenderinnen und Organspender je eine Million Einwohner, also 3,5 Mal so viele. An der Organspende sind viele unterschiedliche Menschen beziehungsweise medizinische Fachdisziplinen beteiligt, die dafür Sorge tragen, dass alles korrekt und ohne Zeitverlust funktioniert.
„So wie die Organspende beziehungsweise -transplantation Teamwork erfordert, so bedarf auch die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum einer vertrauensvollen Zusammenarbeit unterschiedlicher Partner. Ein gutes Beispiel dafür ist der geplante gemeinsame Klinikneubau des Kreiskrankenhauses Weilburg und der Vitos Klinik Weilmünster“, so Michael Köberle, der zudem gemeinsam mit Kreiskrankenhaus-Geschäftsführer Thomas Schulz eine Spende in Höhe von 1.000 Euro an die Ärztliche Koordinatorin der Deutschen Stiftung für Organtransplantation, Ruth Lindner, übergab.
2022 waren es in Hessen 600 Menschen, die auf ein Spenderorgan warteten. Gleichzeitig listet die DSO für das Jahr 2022 nur 869 Deutsche auf, die nach ihrem Tod ihre Organe gespendet haben. Dies ist ein Rückgang von 6,9 Prozent zum Vorjahr. In Hessen gab es 51 nach dem Tod realisierte Spenden – Tendenz sinkend. „Dass Organspenderinnen und Organspender Lebensretter sind, wollen wir den Menschen bewusstmachen“, sagte Geschäftsführer Thomas Schulz, um anzufügen: „Es ist unser Anliegen, über das Thema Organspende mittels transparenter Informationen sowie der Darstellung medizinischer Aspekte aufzuklären und somit eventuellen Vorurteilen zu begegnen. Wir freuen uns, dass wir für unsere Veranstaltung Referenten gewinnen konnten, die sich intensiv mit der Thematik beschäftigen. Auch die Sichtweise eines Betroffenen werden wir kennenlernen, wenn ein Organempfänger seine persönlichen Erfahrungen schildert. Umfangreiches Wissen ist die Grundlage für eine fundierte Entscheidung in punkto Organspende.“ Auch im kommenden Jahr wird es im Kreiskrankenhaus in Weilburg eine Informationsveranstaltung zum „Tag der Organspende“ geben. (Quelle Stadt Limburg)