Vorschlag für die Zukunft ab dem 1. Januar 2025: 30-Minuten-Takt und Fahrten in alle Stadtteile
Wenn die Verkehrsleistungen der Limburger Stadtlinie neu ausgeschrieben werden und der neue Vertrag zum 1. Januar 2025 auf die Straße kommen soll, dann soll dies mit einem erheblichen Plus an Verbindungen verknüpft werden. 30 Minuten Takt auf allen Linien und Anbindung aller Stadtteile in das Stadtlinien-Netz. Die Betriebskommission „Stadtlinienverkehr“ und der Magistrat haben sich bereits damit beschäftigt und empfehlen eine entsprechende Ausweitung der Verkehrsleistung, die nun von den Gremien der Stadtverordnetenversammlung und den Ortsbeiräten beraten wird.
„Das ist ein Quantensprung im doppelten Sinne. Zum einen für die Stadtlinie in ihrem Angebot, vor allem aber für die Bürgerinnen und Bürger in der gesamten Stadt, denen wir damit eine wirkliche Alternative zu den Fahrten mit dem eigenen Wagen anbieten“, zeigt sich der 1. Stadtrat Michael Stanke in seiner Funktion als Betriebsleiter der Stadtlinie überzeugt. Mehr ÖPNV-Angebote führen dazu, dass der motorisierte Individualverkehr in der Stadt abnimmt, was natürlich auch positive Auswirkungen auf die Schadstoffbelastung hat. Nach den Untersuchungen im Rahmen des Masterplan Mobilität entfallen 61 Prozent aller Wege in Limburg auf den Binnenverkehr, also auf Wege mit Start und Ziel in der Stadt. Da sind auch Fußgänger, Radfahrende und ÖPNV-Nutzer mit dabei, jedoch bei einem MIV-Anteil (motorisierter Individualverkehr) von über 50 Prozent am Verkehrsaufkommen wird deutlich, dass dabei ein recht hoher Anteil an Autoverkehr ist. Also reichlich Potential zum Umsteigen.
„Wer die Verkehrswende will, und Limburg will sie entsprechend des Stadtverordnetenbeschluss zum Masterplan Mobilität 2019, muss auch Angebote zum Umstieg machen. Wenn ein Angebot attraktiv ist, dann wird es auch angenommen. Das zeigt sich gerade beim LahnStar“, so Stanke. Deshalb gehe es darum, mit der Neuausschreibung des Stadtlinienverkehrs ein Angebot zu machen, dass attraktiv, sicher, zuverlässig und bezahlbar ist. Und mit einem solchen Angebot könne die Stadtlinie alle Nutzergruppen in Limburg erreichen.
Was soll sich verändern? In der Kernstadt, in der es bisher mit sechs Linien schon einen stündlichen Taktverkehr in den Betriebszeiten von kurz vor 6 bis kurz vor 20 Uhr gibt, soll es künftig einen 30-Minuten-Takt geben, der sich an einigen wichtigen Start- und Zielorten wie dem Krankenhaus durch das Anfahren von zwei Linien noch einen Viertelstundentakt verdichtet. Die Busse der Stadtlinie sollen dann um 5 Uhr starten und erst um 20.30 Uhr oder 21 Uhr ihren Betrieb einstellen. Damit wird vor allem auf Wünsche aus Gewerbebetrieben reagiert.
Samstags ist von 7 bis 18 Uhr ein Linienverkehr vorgesehen. An Sonn- und Feiertagen soll der ÖPNV über den sogenannten Bedarfsverkehr abgewickelt werden, in Limburg wäre das der LahnStar. Ziel ist es nach Angaben von Stanke zudem, dass neu hinzukommende Wohngebiet in Blumenrod mit einzubinden. Deshalb gibt es dazu auch zwei verschiedene Varianten der Anbindung, noch ohne das neue Wohngebiet und dann mit dem neuen Wohngebiet, denn die Verkehrsleistungen der Stadtlinie werden für einen Zeitraum von zehn Jahren vergeben.
„Die Verdichtung des Taktes in der Kernstadt ist in den vergangenen Jahren immer wieder gefordert worden“, so der Hinweis von Stanke. Und aus den Ortsteilen kam in der gleichen Regelmäßigkeit der Wunsch, endlich auch an die Stadtlinie angeschlossen zu werden. Die Stadtlinie gibt es seit über 50 Jahren, dabei handelt es sich um eine freiwillige Leistung der Stadt, der ÖPNV ist eigentlich Aufgabe des Landkreises bzw. dessen lokale Nahverkehrsorganisation. Das Angebot der Stadtline beschränkte sich bis November 2021 jedoch hauptsächlich nur auf Limburg selbst. Mit der Einführung des LahnStars als On-Demand-Angebot Mitte November 2021 erreichte die Stadtlinie zum ersten Mal Stadtteile während der ganztägigen Betriebszeiten. Geht es nach dem Betriebsleiter der Stadtlinie, sollen die Stadtteile ab 1. Januar 2025 komplett mit einbezogen werden.
Konkret bedeutet dies: Jeder Stadtteil erhält seine eigene Linie, die auf direktem Weg an die Innenstadt und den Bahnhof ist und einen 30-Minuten-Takt gewährleistet. „Bisher sind die Stadtteile über die regionalen Buslinien mit der Innenstadt verbunden. Allerdings gibt es da Lücken im Angebot und die Busse sind auf den Hauptrouten unterwegs, in manchen Stadtteilen ist der Weg zu den Haltestellen doch sehr weit und oft auch noch mit Steigungen und Gefälle verbunden“, erläutert Stanke. Mit der Ausweitung der Stadtlinie gibt es daher nicht nur ein verdichtetes Angebot an Fahrten, sondern auch Routenführungen in die Wohngebiete abseits der Hauptstraßen.
„Welche Routen wir dabei nehmen, müssen wir noch testen. In manchen Bereichen ist es doch sehr eng und es muss gewährleistet sein, dass die Busse die Straßen auch passieren können“, verdeutlicht Hicham Azzou als Abteilungsleiter ÖPNV und Mobilität in der Stadtverwaltung. Die Anbindung mit eigenen Buslinien ist für Offheim, Ahlbach, Staffel und Linter vorgesehen. Dietkirchen soll durch die Verlängerung der bereits bestehenden Linie 6 mit eingebunden werden. Für Lindenholzhausen und Eschhofen wird eine gemeinsame Linie vorgeschlagen, die in wechselseitiger Richtung unterwegs sein soll. Ziel ist nach Angaben von Azzou, auch die beiden Bahnhöfe in den Ortsteilen mit in das Liniennetz aufzunehmen.
Wie Stanke erläuterte, wird es nicht nur ein Mehr an Verbindungen geben, in seltenen Fällen ist es auch vorgesehen, die Linienführung zu ändern, um Bereiche mit schwacher Fahrgastfrequenz nicht mehr anzufahren. Das betrifft zum Beispiel bei der Linie 1 die Straßen Ansper und Hubertusstraße. Ersatz soll dafür die Führung der Linie 6 über die Höhenstraße/Seilerbahn/Freibad bringen. Die Linie 4 in ihrer bisherigen Form soll ganz entfallen.
Mit der vorgeschlagenen Verdichtung des Taktes und der Ausweitung auf die Stadtteile wird sich die Verkehrsleistung der Stadtlinie etwa verdreifachen. „Das hat natürlich Auswirkungen auf die Kosten. Fest steht, dass dann die bisherige Finanzierung nicht mehr funktioniert“, so Stanke. Die jährlichen Kosten der Stadtlinie betragen aktuell für die eigenen Linien rund 1,236 Millionen Euro, die durch Einnahmen (372.000 Euro Einnahmegarantie über die Verkehrsgesellschaft Lahn Dill Weil) und Zuweisungen der Energieversorgung Limburg gedeckt werden. Weitere Kosten in Höhe von rund 102.000 Euro entstehen durch Regionalverkehre, die Limburg anfahren.
„Natürlich haben wir eine Kostenberechnung angestellt, die wir jedoch vor der europaweiten Ausschreibung nicht öffentlich kommunizieren werden. Da sehen wir jedoch eine klare Obergrenze. Völlig unbekannt zum jetzigen Zeitpunkt ist jedoch die Einnahmesituation nach dem 1. Januar 2025“, macht der 1. Stadtrat und Betriebsleiter der Stadtlinie deutlich. „Der öffentliche Personennahverkehr kostet Geld, das ist unbestritten. Was künftig auf uns zu kommt, ist bundesweit derzeit nicht absehbar“, so Stanke.
Aufgrund der Einführung eines 49-Euro-Tickets werde das Finanzierungssystem des ÖPNV stark auf Bundeszuschüsse angewiesen sein. Wie die Verteilung der Gelder aussehe, ist jedoch noch völlig unbekannt. Egal wie diese noch offene Verteilungsdiskussion ausgeht, die „erhebliche Ausweitung von Fahrangeboten wird auch aus dem allgemeinen Haushalt der Stadt gedeckt werden müssen“, macht Stanke deutlich.
Wird dem Vorschlag von Betriebskommission und Magistrat zugestimmt, ist die Stadtlinie künftig mit 18 Bussen auf der Straße, bisher mit sechs. Die zurückgelegten Kilometer pro Jahr betragen mit Erweiterung rund 1,2 Millionen Kilometer, bisher sind es 310.370 Kilometer Die Ausschreibung muss europaweit vorgenommen werden, zuvor ist eine sogenannte Vorabinformation (Anfrage an den Markt, ob die geforderte Leistung von einem Unternehmen auch eigenwirtschaftlich erbracht werden kann) notwendig. Am 27. März wird die Stadtverordnetenversammlung das Thema auf der Tagesordnung haben. (Quelle Stadt Limburg)