Stabile Leistungen entgegen dem Bundestrend: Rheinland-Pfalz schiebt sich in allen getesteten Kompetenzbereichen nach vorne
„In einer Zeit, in der die Bedingungen für das Lernen deutlich erschwert waren, verzeichnen unsere rheinland-pfälzischen Grundschülerinnen und Grundschüler stabile Leistungen. Der aktuelle IQB-Bildungstrend zeigt, dass sich Rheinland-Pfalz in allen getesteten Kompetenzbereichen im Länderranking nach oben schieben konnte. Zum Erhebungszeitpunkt 2021 mussten unsere Schulen enorme Einschränkungen hinnehmen. Trotzdem sind die Ergebnisse in Deutsch und Mathematik stabil geblieben, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, die negative Trends verzeichnen. Das ist wirklich eine große Leistung unserer Grundschülerinnen und Grundschüler. Deshalb gilt mein ganz besonderer Dank heute vor allen Dingen unseren Lehrerinnen und Lehrern, die tagtäglich hervorragende Arbeit leisten“, sagte Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig anlässlich der heute vorgestellten IQB-Studie. Sie betonte: „Gleichwohl sind die Ergebnisse insgesamt nach wie vor nicht zufriedenstellend und müssen sich weiter verbessern, aber sie bestätigen uns in dem, was wir nach der letzten IQB-Bildungsstudie auf den Weg gebracht haben. Wir sind auf dem richtigen Weg in Rheinland-Pfalz und müssen diesen jetzt konsequent weitergehen.“
Die Ergebnisse der letzten Erhebung aus dem Jahr 2016 waren im Herbst 2017 erschienen. Im Anschluss daran hatte das Bildungsministerium einen Runden Tisch mit Vertreterinnen und Vertretern der Lehrerverbände, der Elternschaft, der Schulbehörde, des Hauptpersonalrats und des Pädagogischen Landesinstituts initiiert, um die Resultate zu diskutieren und Maßnahmen zur Förderung der Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern daraus abzuleiten. Das Bildungsministerium hat daraufhin ein umfangreiches Paket auf den Weg gebracht, um die Basiskompetenzen im Lesen, Schreiben, Rechnen sowie im Hörverstehen von Grundschülerinnen und Grundschülern zu stärken. Dazu gehören unter anderem die Nutzung von speziellen Lernprogrammen wie Ohrenspitzer plus oder von diagnosegeleiteten Förderinstrumenten wie Mathe macht stark und Lesen macht stark sowie der verbindliche Grundwortschatz.
„Die heute vorgestellten Ergebnisse zeigen: Es war richtig, damals Maßnahmen zur Unterrichtsqualität und Unterrichtsentwicklung zu entwickeln, die auch genau dort ankommen, wo sie gebraucht werden, nämlich bei unseren Grundschülerinnen und Grundschülern“, erklärte Hubig. Besonders erfreulich sei auch das bundesweite Ergebnis, dass sich die Schülerinnen und Schüler sehr gut in der Grundschule eingebunden und aufgehoben fühlen. „Auch dies ist ein Beleg für die gute und am Kind orientierte Arbeit unserer Grundschullehrkräfte,“ so die Ministerin.
Stabile Ergebnisse in Deutsch und Mathematik
In den getesteten Bereichen Orthografie, Lesen, Zuhören und Mathematik sind die Ergebnisse im Vergleich zu 2016 konstant geblieben, im Länderranking hat sich Rheinland-Pfalz jeweils deutlich verbessert. „Bei der Rechtschreibung sind wir von Platz 8 auf Platz 4, beim Lesen von Platz 13 auf Platz 7 gesprungen. Im Bereich des Zuhörens liegen wir mittlerweile auf Rang 10, sehen allerdings, dass wir hier noch besser werden müssen. Dazu nutzen wir unter anderem das Programm ‚Ohrenspitzer plus‘. Auch das Programm ‚Lesen macht stark‘ läuft weiter“, sagte Hubig.
In Mathematik verbessert sich Rheinland-Pfalz von Platz 10 im Jahr 2016 auf Platz 5 im Jahr 2021. „Mit dem Programm ‚Mathe macht stark‘ haben wir ein gutes und wirkungsvolles Instrument – das wird uns auch aus der Praxis gespiegelt“, erläuterte die Bildungsministerin. Auch mit Blick auf die Digitalisierung der Schulen zeige die Studie, dass Rheinland-Pfalz sehr gut dastehe.
Gezielte Sprachförderung wirkt
Der Bericht des IQB zeigt, dass die Kompetenzeinbußen seit 2016 für Kinder mit Zuwanderungshintergrund in den meisten Ländern in fast allen Bereichen deutlich stärker ausfallen als für Kinder ohne Zuwanderungshintergrund. Dies gilt, wie das IQB hervorhebt, für Rheinland-Pfalz nicht. Dazu Hubig: „Dieses Ergebnis bestärkt uns in unserem Sprachförderkonzept. Bei uns beginnt die Sprachförderung alltagsintegriert bereits in der Kita. Neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler werden bei uns in Regelklassen integriert und erhalten gleichzeitig Deutsch-Intensivkurse. Wir haben Deutsch als Zweitsprache deutlich gestärkt. Darüber hinaus werden wir das in Rheinland-Pfalz mit der Universität Landau entwickelte Sprachförderprogramm Mit Kindern im Gespräch, das bereits in der Kita beginnt und dann in der Grundschule weitergeführt wird, noch einmal ausbauen.“
Geschlechterbezogene Ergebnisse
Mit Blick auf geschlechterbezogene Unterschiede erläuterte die Ministerin: „Der IQB-Trend zeigt im gesamten Bundesgebiet, dass nach wie vor Mädchen die Nase in Deutsch vorn haben während Jungen bessere Ergebnisse in Mathematik erzielen. Deshalb setzen wir bei unserer MINT-Strategie einen klaren Schwerpunkt auf die Förderung von Mädchen und Frauen bei Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Gleichzeitig haben wir Kooperationsprojekte wie Kicken und Lesen, die sich speziell an Jungen richten und sie spielerisch in ihrer Lesekompetenz fördern.“
Bildungsgerechtigkeit als Aufgabe für alle Länder
Als zentrale Aufgabe für alle Länder hob die Ministerin das Thema Bildungsgerechtigkeit hervor: „Es gibt noch viel zu tun: Noch immer hängt der Bildungserfolg von unseren Schülerinnen und Schülern deutschlandweit zu sehr von ihrer sozialen Herkunft ab. Die soziale Schere hat sich durch die Pandemie noch einmal weiter geöffnet. Hier müssen wir unsere Bemühungen fortsetzen, denn es darf nicht sein, dass die Herkunft oder der Geldbeutel der Eltern über den Bildungserfolg unserer Kinder und Jugendlichen entscheiden. Perspektivisch werden wir unsere Grundschulen deshalb weiter dabei unterstützen, ihre Schülerinnen und Schüler bestmöglich zu fördern. Dazu werden unter anderem weitere diagnosegeleitete Förderinstrumente gehören. Wichtig ist außerdem, dass wir ein gutes Ganztagsangebot haben, was die Studie auch bestätigt. 2019 haben wir das Programm S4 Schule stärken – starke Schulen gestartet, das sich speziell an Schulen in herausfordernden Lagen richtet. Auch darüber hinaus wird an diesem Thema, insbesondere durch unser Pädagogisches Landesinstitut (PL) gearbeitet. Gerade in der letzten Woche gab es eine große Tagung zur Frage der Bildungsgerechtigkeit.“
Die Ministerin betonte abschließend: „Auch der gebührenfreie Zugang zu Kita und Schule ist vor diesem Hintergrund ganz zentral. Dazu müssen die Rahmenbedingungen stimmen: Wir haben in Rheinland-Pfalz nicht nur die kleinsten Klassen und eines der jüngsten Kollegien bundesweit, sondern können auch im Gegensatz zu vielen anderen Ländern in diesem Schuljahr alle Planstellen mit ausgebildeten Grundschullehrkräften besetzen. Mit Blick auf die beiden zurückliegenden Jahre und die kommenden Herbst- und Wintermonate ist es mir außerordentlich wichtig, dass unsere Bildungseinrichtungen im Sinne unserer Kinder und Jugendlichen offenbleiben.“ (Quelle Staatskanzlei Mainz)