Es gibt zu wenig Parkplätze in der Limburger Innenstadt. Die Klage ist oft zu hören. Aber wie viele sind es wirklich? Wem stehen sie zur Verfügung und wann werden sie genutzt? Wann ist der in der Innenstadt zur Verfügung stehende Parkraum belegt? Darum ging es auch in der ersten Sitzung des Beirats, der das Erstellen eines Parkraummanagementkonzepts in Limburg begleitet. Dem Beirat gehören Vertreterinnen und Vertreter verschiedener öffentlicher Institutionen und Einrichtungen an.
„Limburg auf jeden Fall mit Auto, aber mit einer gerechteren Verteilung der zur Verfügung stehenden Verkehrsflächen“, machte Bürgermeister Dr. Marius Hahn bei seiner Begrüßung als wichtiges Ziel gleich deutlich. Es gehe nicht darum, das Auto zu verdammen und aus der Stadt zur verbannen, doch gemeinsames Ziel müsse es sein, die Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt, die keineswegs nur unter der hohen Stickstoffdioxidbelastung leide, zu verbessern.
Verbesserungen bedeuten für den Bürgermeister, den Fußgängerinnen und Fußgängern, den Radfahrenden oder dem öffentlichen Personenverkehr mehr Platz einzuräumen. Und etwas mehr Raum für Ruhezonen, gastronomische Angebote und mehr würden ebenfalls die Lebens- und Aufenthaltsqualität erhöhen. „Das Parkraummanagementkonzept ist ein wesentlicher Baustein der Verkehrswende, den die Stadtverordnetenversammlung 2019 mit großer Mehrheit mit dem Masterplan Mobilität beschlossen hat“, so der Bürgermeister.
Das Konzept erstellt die Stadt zusammen mit dem Büro Planersocietät, dessen Experten für Verkehrsplanung auch schon maßgebend an der Aufstellung des Masterplan Mobilität 2030 beteiligt waren. Auch wenn das Büro in ganz Deutschland aktiv ist und zahlreiche größere Städte zu seinen Kunden zählt, in Limburg führte es seine bis dato größte Parkraumerhebung in einem Untersuchungsgebiet vor, wie Thomas Mattner von der Planersocietät dem Beirat erläuterte. Das Untersuchungsgebiet umfasst die zentrale Innenstadt (Altstadt und Innenstadt bis nach Neu-Staffel und zur Diezer Stadtgrenze, Teile der Südstadt und Bereiche der Brückenvorstadt) mit rund 10200 Einwohnerinnen und Einwohnern.
Das Ergebnis der Parkraumerhebung: In dem Untersuchungsgebiet gibt es rund 2570 öffentliche Parkplätze im Straßenraum, 250 davon befinden sich in der Altstadt und der zentralen Innenstadt innerhalb des Schiederings. Nach Angaben von Thomas Mattner ist das, bezogen auf die recht kleine Fläche, eine große Anzahl an Parkplätzen. Die damit zur Verfügung stehende Parkfläche entspricht der Größe von rund dreieinhalb Fußballfeldern. Die Parkflächen im Straßenraum von Alt- und Innenstadt bestehen aus Kurzzeit-, Bewohner- und Behindertenparkplätzen sowie aus Ladezonen und Flächen für Motorräder.
In dem gesamten Untersuchungsgebiet gibt es weiterhin 3500 öffentlich zugängliche Parkplätze in Parkbauten (Parkhäuser und Tiefgaragen) sowie auf größeren Parkierungsanlagen (zum Beispiel Parkflächen auf dem Marktplatz und an der WERKStadt). Von diesen Parkplätzen sind mindestens 400 für Dauerparker reserviert.
Die Kurzzeitparkplätze im Straßenraum der zentralen Innenstadt sind stark nachgefragt, was zu Parksuchverkehr führt. In der Innenstadt gibt es an den Wochentagen in der Zeit von 10 bis 11 Uhr mit einer Auslastung von 80 Prozent die höchste Belegungsrate, am Wochenende ist eine Nachmittagsspitze zu erkennen.
Das ist das Ergebnis einer Erhebung, die im Oktober vergangenen Jahres mit einer Nacherhebung im Januar 2022 durchgeführt wurde. Im Oktober vergangenen Jahres wie auch im Januar dieses Jahres galten aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Hygieneschutzverordnungen noch einige Einschränkungen und Auflagen, allerdings werden die im Rahmen der Erhebung erhobenen Belegungszahlen durch aktuelle Auslastungszahlen zumindest der Parkeinrichtungen, die an das Parkleitsystem angeschlossen sind, grundsätzlich bestätigt.
Bei den Parkbauten führt die Erhebung zu dem Ergebnis, dass stets freie Kapazitäten vorhanden sind, verdeutlichte Mattner im Beirat. Am Untersuchungstag Donnerstag stieg die Auslastung auf maximal 57 Prozent, am Samstag wurde eine Auslastung von 64 Prozent erreicht. Wenige Anlagen wie das Parkhaus Mitte sind zeitweise komplett ausgelastet, andere Einrichtungen wie das Parkhaus bei Galeria Kaufhof verfügen stets über eine große Anzahl freier Plätze.
Nach Angaben des Verkehrsplaners ist auch zu berücksichtigen, dass zum Beispiel im Parkhaus der Altstadt zahlreiche Plätze an Dauerparker vermietet sind. Die Parkflächen an der WERKStadt zeigen samstags ihre höchste Belegung. Über reichlich freie Kapazitäten verfügt das Parkhaus am Krankenhaus, gleichzeitig gibt es eine hohe Nachfrage nach Abstellplätzen für Autos rund um die Klinik und die Tilemannschule, was zu Parkdruck in den Wohngebieten und deren Straßen führt. Diesen Parkdruck mit Verlagerungseffekten durch Langzeitparker sieht Mattner vor allem in der westlichen Innenstadt.
„Es gibt ein großes Angebot an öffentlichen Parkmöglichkeiten in der Innenstadt, davon befinden sich viele Plätze in Parkbauten und auf größeren Parkplätzen und es gibt stets reichlich freie Kapazitäten“, fasste Mattner das Ergebnis der Untersuchung zusammen. Das sieht beim Angebot an Parkplätzen im Straßenraum anders aus, dort gibt es eine höhere Auslastung „Und wenn 80 Prozent dieser Parkplätze belegt sind, das wird subjektiv als voll belegt wahrgenommen“, führte der Verkehrsplaner an. Die Folge dieser subjektiven Wahrnehmung: Parksuchverkehr, denn es wird so lange gesucht und gefahren, bis ein Parkplatz gefunden wird.
In der anschließenden Diskussion um die Ergebnisse der Parkraumerhebung wurde aus dem Kreis der Teilnehmenden deutlich gemacht, dass das Angebot an Parkplätzen in der Limburger Innenstadt sehr groß sei, auch im Vergleich zu den Nachbarstädten Weilburg oder Wetzlar. Teilnehmende ergänzen auch, dass es in Limburg keinen Parkplatzmangel gäbe, sondern das Problem sei, die freien Parkplätze zu finden. Die Vertreterin vom Fachzentrum Nachhaltige Urbane Mobilität des Landes Hessen, Anna-Rebekka Warschau, regte an, auf intelligente Lösungen zu setzen, die freie Parkplätze im Straßenraum anzeigen.
Die Beiratssitzung hatte Dr. Franziska Kirschner als Projektleiterin der Planersocietät inhaltlich mit der Vorstellung des Parkraummanagementkonzepts eröffnet. Das durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr geförderte Projekt läuft seit August vergangenen Jahres und soll in diesem Jahr abgeschlossen werden. Ziel ist es, sichere und attraktive Mobilitätsformen für alle zu schaffen, um die Erreichbarkeit und Attraktivität der Stadt zu sichern und zu optimieren. Nach der Grundlagenermittlung und der Bestandsanalyse wird ein Kfz-Führungskonzept mit Parkraumkonzept, Parkleitsystem und Bewirtschaftungskonzept für die Innenstadt entwickelt.
Im Rahmen einer ersten Beteiligungsphase wurden in der Zeit vom 7. Februar bis 7. März online Ideen, Lob, Tadel und Mängel zum Kfz- und Fahrrad-Parken in Limburg abgefragt, zudem konnten verschiedene Thesen zum Thema Parken und Parkverhalten bewertet werden. Franziska Kirschner stellte die Ergebnisse aus den über 500 Rückmeldungen und Hinweisen dem Beirat noch einmal vor (dazu gab es die Mitteilung „Bewertungen zum Parken in Limburg: Viele Mängel, wenig Lob“ vom 1. April).
Bürgermeister Dr. Hahn unterstrich im Beirat die verschiedenen Beteiligungsformen, die in dem Projekt umgesetzt werden. Der Beirat besteht aus Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Institutionen, die in das wirtschaftliche, gesellschaftliche oder politische Leben der Stadt eingebunden sind, die Spanne reicht vom Altstadtkreis über den Behindertenbeirat und der Polizei bis zur IHK und dem CityRing. Der Beirat wird in dem Projekt drei Mal tagen. Hinzu kommt die Projektgruppe, die sich aus der Verwaltung und dem beauftragten Büro zusammensetzt.
Die breite Öffentlichkeit war durch eine Online-Befragung zur Parksituation eingebunden worden, im Spätsommer folgt eine Präsenzveranstaltung, Workshops und Quartierspaziergänge sind zudem vorgesehen. Die städtische Politik wird über die einzelnen Schritte und Entwicklungen regelmäßig informiert. Die einzelnen Bearbeitungsstände und Konzepte sowie die Beteiligungsergebnisse werden den städtischen Gremien zur Beratung vorgelegt. Am Ende wird das vorgelegte Gesamtkonzept ausführlich beraten und schließlich das beschlossen, was davon in Limburg umgesetzt werden soll.
Ziel des Beirats ist es, zusammen mit der Projektgruppe in einen Erfahrungs- und Wissensaustausch zu kommen. Der Beirat gibt dazu Rückmeldungen und Bewertungen zu den Untersuchungen und Analysen sowie zum späteren Zeitpunkt zu den erarbeiteten Konzepten. Die Diskussionen aus dem Beirat und seine Empfehlungen fließen dann in die politische Entscheidungsfindung mit ein. „Wir sind uns sehr bewusst darüber, dass wir bei den sensiblen und auch emotional besetzten Themen wie Parken oder künftige Verteilung des Verkehrsraums möglichst viele in die Diskussion und Entscheidungsfindung einbinden müssen und auch einbinden wollen“, verdeutlichte der Bürgermeister. (Quelle Stadt Limburg)