„Wohnen im Kirchgarten“ in Montabaur
Montabaur (shg) Die Freude über den geglückten Abschluss war den Beteiligten anzusehen, als der Kirchenvorstand des Evangelischen Kirchengemeinde Montabaur am Samstag einstimmig dem Verkauf des 8000 Quadratmeter großen Lutherkirchen-Geländes samt Kirche und Pfarrhaus zustimmte. Investor Ralf Mohr von der Wohnbau Mohr GmbH aus Neuwied erwirbt das Grundstück. Zuvor stellte Investor Ralf Mohr gemeinsam mit dem Architekten Schulte die vorgesehene Wohnbebauung dem Kirchenvorstand, um das dreiköpfige Pfarrteam Anne Pollmächer und Maurice und Anna Meschonat vor. Als Gäste waren außerdem der Dekan des Evangelischen Dekanats Westerwald, Dr. Axel Wengenroth, der Vorsitzende der Dekanatssynode, Bernhard Notdurft, sowie Vertreter der Bau- und Liegenschaftsabteilung der Landeskirche anwesend.
Im Vorfeld hatte der vom Kirchenvorstand einberufene Entwicklungsausschuss sich intensiv mit dem Verkauf befasst, um eine bestmögliche Lösung für das Grundstück rund um die Lutherkirche zu finden. Maßgeblicher Grund für den Verkauf des Lutherzentrums war, das im Jahre 2015 in Auftrag gegebene Gebäudeentwicklungskonzept, das den erheblichen Sanierungsstau der Gebäude mit den enormen Kosten aufzeigte. Die Evangelischen Kirchengemeinde unterhält auch die denkmalgeschützte, und inzwischen renovierungsbedürftige, Pauluskirche, so dass das Lutherzentrum, ein Bau von 1967, finanziell nicht mehr tragbar sind. Ursprünglich wurde das Lutherzentrum als Garnisonskirche für die Soldaten am Bundeswehrstandort Montabaur gebaut. Inzwischen ist Montabaur keine Garnisonsstadt mehr, und die Gebäudefläche ist für die Anzahl der Kirchenmitglieder zu groß. Mit der, durch den Verkauf des Lutherzentrums gewonnenen, finanziellen Schwungmasse soll ein modernes, barrierefreies und energetisch konzeptioniertes Gemeindezentrum an der Pauluskirche entstehen. Die Kirchengemeinde sei ihrer Zeit voraus und könne sogar als Gemeinde mit „Modellcharakter“ dienen, sagte Dekan Dr. Axel Wengenroth, auf der Kirchenvorstandssitzung in der Lutherkirche. „In den nächsten Jahren – im Zuge des zurzeit auf Landeskirchenebene diskutierten Reformprozesses EKHN 2030- werden schmerzhafte Reduktionsprozesse in den Kirchengemeinden zu erwarten sein – auch gerade was die Gebäudesituation betrifft. Der Kirchenvorstand Montabaur hatte hier schwierige Entscheidungen zu treffen und ist dabei richtungsweisend und beispielhaft vorgegangen.“ Er dankte allen Beteiligten für die viele geleistete Arbeit im Vorfeld, allen voran Pfarrerin Anne Pollmächer, die als Kirchenvorstandsvorsitzende den Prozess geleitet hatte. Pollmächer selbst betonte die gute Zusammenarbeit in dem vorbereitenden Entwicklungsausschuss. Man habe in langen Gesprächen viele Möglichkeiten erwogen und verworfen und um die beste Lösung gerungen. Das habe die Gruppe zusammenwachsen lassen. „Es war wunderbar zu sehen, dass Menschen auch bereit waren, ihre Überzeugungen zu überdenken und sich zeitlich und gedanklich so stark einzusetzen. Es war wie im Bibelwort aus Jeremia 29: „Suchet der Stadt Bestes.“ Für die Kirchengemeinde und die Menschen, die in Montabaur wohnen.“ Tatsächlich ist in der wachsenden Stadt Montabaur Wohnraum Mangelware. Ein Zustand, den Investor Ralf Mohr am Standort Martin-Luther-Straße, mit einer attraktiven Wohnbebauung in Form von Stadtvillen, bestehend aus jeweils 2 Wohneinheiten pro Etage und einer Penthousewohnung, bessern will. Der Standort seines Projektes „Wohnen im Kirchgarten“ liegt in unmittelbarerer Nähe einer Kita und eines großen Schulzentrums. Mohr zeigte sich erfreut über das große Vertrauen und die Unterstützung der Evangelischen Kirchengemeinde und bot an, bei Fragen zum Bauprojekt jederzeit zur Verfügung zu stehen. Sobald Baurecht geschaffen ist, will Mohr zügig beginnen zu bauen. Er hoffe, dass die Pandemie-bedingten Lieferengpässe im Baubedarfssektor sich kompensieren lassen und die Baumaßnahme Ende 2023 fertig gestellt werden kann, sagte Mohr. Er plant sieben Stadtvillen und eine kleine Reihenhausbebauung mit drei Häusern. Ein rund 450 Quadratmeter großes Areal des rund 8000 Quadratmeter großen Geländes verbleibt im Besitz der Kirchengemeinde, um dort ein neues Pfarrhaus für die Pfarrstelle II der Kirchengemeinde bauen zu können. Für den Abschied vom der Lutherkirche bleibe aber noch etwas Zeit, stellt Pfarrerin Pollmächer in Aussicht: „Unsere Lutherkirche gehört für viele Menschen fest zu ihrer Biographie. Es ist der Ort, in dem viele getraut worden sind oder ihre Kinder haben taufen lassen. Sich davon zu trennen, schmerzt natürlich. Leider können wir uns wegen der Pandemie gerade nicht so verabschieden, wie wir gerne würden.“ Falls es dann möglich ist, soll im August aus der Lutherkirche noch ein ZDF-Fernsehgottesdienst gesendet werden. (Quelle Caritasverband Westerwald)