„So ehre denn, wem Ehre gebührt!“ Dieses Goethe-Zitat nahmen zahlreiche Vertreter aus Politik und Feuerwehren wörtlich: In der Bürgerhalle des alten Rathauses verabschiedeten sie Gerold Holzenthal, den langjährigen Wehrleiter der Verbandsgemeinde Montabaur, der nach 20-jähriger ehrenamtlicher Tätigkeit aus Altersgründen zum Ende des letzten Jahres seinen Posten zur Verfügung gestellt hatte. Für ihn völlig überraschend ernannte ihn Bürgermeister Edmund Schaaf zum Ehren-Wehrleiter. Holzenthal ist nach Hubert Klimke damit erst der zweite Feuerwehrkamerad in der Geschichte der Verbandsgemeinde, der in diesen besonderen Ehrenrang aufgenommen wird. Foto: Der ehemalige Wehrleiter Gerold Holzenthal (4.v.l.) wurde verabschiedet. Mit dabei waren (v.l.) der Stellvertretende Wehrleiter Hans-Joachim Klimke, der amtierende Wehrleiter Jens Weinriefer, Holzenthals Lebenspartnerin Angelika Kremer, der Erste Beigeordnete Andree Stein, Bürgermeister Edmund Schaaf, der Stellvertretende Wehrleiter Patrick Weyand, Kreisfeuerwehrinspekteur Axel Simonis und Ralf Felix Kespe vom Kreisfeuerwehrverband. (Bilder: Ingrid Ferdinand)
„Danke“ - war wohl das häufigste Wort, das gebraucht wurde, und doch beschreibt es nicht die Verdienste eines Mannes, der mit sechzehn in den freiwilligen Feuerwehrdienst eintrat und auch jetzt, nach seiner Zeit als Wehrleiter, noch nicht ans Aufhören denkt. Er ist weiterhin aktiver Feuerwehrmann in Montabaur, aber derzeit vom aktiven Dienst beurlaubt.
Schaaf würdigte die Verdienste von „Gerold“, den er schon seit Schulzeiten kennt, mit größter Wertschätzung und Respekt. Es sei durchaus nicht selbstverständlich, so der Bürgermeister, sich an die Spitze zu stellen und Verantwortung zu übernehmen, um die andere sich nicht gerade reißen. „Das ist eine Last, die nur wenige bereit sind zu tragen.“ Doch Holzenthal stellte sich genau dieser Herausforderung: Als Wehrleiter 20 Jahre lang und zuvor als stellvertretender Wehrführer in Montabaur über sieben Jahre. Zurück lässt er eine Verbandsgemeinde-Feuerwehr, die auf gutem Stand ist. „Das“, so Schaaf, „ist zu großen Teilen Dein Verdienst.“
Der Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde und Feuerwehr-Dezernent, Andree Stein, erinnerte an die gemeinsamen Jahre: An seinen persönlichen Anfang, als Holzenthal immer ein offenes Ohr für seine Fragen hatte und ihm mit Rat und Tat zur Seite stand. Im Laufe der Jahre entwickelte sich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, mit der Bedarfsplanungen und Ersatzbeschaffungen erarbeitet wurden. Und letztlich empfindet Stein bis heute Respekt, wenn er Holzenthals Feuerwehr-Vita betrachtet: 1971 tritt der damals 16-Jährige in die Freiwillige Feuerwehr Montabaur ein, absolviert unzählige Fach-Lehrgänge, wird 1990 Brandmeister, 1991 Oberbrandmeister und 1996 Hauptbrandmeister. Dazu erhielt der passionierte Feuerwehrmann alle Feuerwehrehrenzeichen, zuletzt 2016 das Goldene Feuerwehr-Ehrenzeichen für 45 Jahre aktiven Dienst. Das Abschiedsgeschenk war dann auch ein Besonderes und - wie konnte es anderes sein - ein feuerwehr- affines: Ein Tisch, dessen Tischplatte auf einem feuerroten Hydranten steht.
Jens Weinriefer, der seit Anfang des Jahres der neue Wehrleiter der Verbandsgemeinde Montabaur ist, Axel Simonis, Kreisfeuerwehrinspekteur, und Ralf Felix Kespe, stellvertretender Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes, fanden ähnliche Worte wie die Vertreter der Verbandsgemeinde. Sie erinnerten und erinnern sich gerne an viele unvergessliche und beeindruckende Momente mit dem scheidenden Wehrleiter.
Eher bescheiden sprach Holzenthal seine Abschiedsworte, er dankte den vielen Weggefährten, die ihm bei seiner Arbeit mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatten und freute sich, dass er mit seinem persönlichen Einsatz viel zu einer gut funktionierenden Verbandsgemeinde-Feuerwehr beitragen durfte. „Sollte ich jemanden in irgendeiner Form gekränkt haben“, so entschuldigte sich Holzenthal bei den Anwesenden, „so tut mir das sehr leid. Doch bitte glaubt mir, ich habe immer nur das Beste in der Sache, nie jemanden persönlich angreifen gewollt.“ Das hätte er gar nicht tun brauchen, denn alle, die mit ihm zusammengearbeitet haben, wussten das sowieso. Sie bewundern ohnehin Holzenthals Ruhe und die Souveränität während vieler brenzliger Feuerwehr-Einsätze. Auf die Frage nach einem besonders prägenden Ereignis im Zusammenhang mit dem Wehrleiter wollte Weinriefer und Simonis partout nichts einfallen, weil nicht ein einzelnes besonderes Ereignis Holzenthals Arbeit ausgemacht hat, sondern die Summe der vielen Einzelnen, erklärten sie übereinstimmend. Nach langem Überlegen erinnerte sich Uwe Rörig von der Freiwilligen Feuerwehr Nomborn doch noch an einen Einsatz, den er stellvertretend für die unzähligen Einsätze in Worte fasst: „Wir hatten eine Alarmierung, es handelte sich um eine Personensuche. Etwa 100 Kameraden waren nachts im Einsatz um ein Waldstück Stück für Stück abzusuchen. Wir hatten eine schlechte Sicht, stolperten über Wurzeln und Hölzer; waren nach stundenlanger Arbeit müde, durchgefroren und sehr frustriert. Viele Kameraden und Wehrführer wollten den Einsatz abbrechen und am nächsten Tag weitersuchen. Damit stieg jedoch die Gefahr für die vermisste Person. Doch Gerold Holzenthal dachte nicht ans Aufgeben, in seiner ruhigen und besonnenen Art hat er uns mit wenigen Worten motiviert, doch noch weiterzumachen.“
Damit ist erklärt, warum so viele Kameraden, darunter Feuerwehrleute aus dem gesamten Westerwaldkreis, Vertreter aus anderen Rettungsverbänden und kommunale Politiker den Weg ins Rathaus gefunden hatten, stellvertretend für alle Bürger der Verbandsgemeinde Montabaur, denen Holzenthal 45 Jahre Schutz gegeben hat. Sie alle sagten aus tiefster Überzeugung und mit höchstem Respekt: DANKE.