Eigentlich ist sie ein Schmuckkästchen, hat Potential und ist dabei schon rund 700 Jahre alt: Die Alte Kellerei in Montabaurs Judengasse. Das dreigeschossige Fachwerkhaus liegt gegenüber der Einmündung zur Werbhausgasse und ist inzwischen vom Abriss bedroht. Es sei denn, es findet sich ein Liebhaber, der das geschichtsträchtige Haus für einen symbolischen Betrag erwerben und sanieren möchte. Wer sich dieser Aufgabe annimmt, kann im Rahmen des Programms zur Stadtsanierung mit einer großzügigen Förderung bis 50.000 Euro rechnen. Interessenten können sich bis 28.04.17 bei der Verbandsgemeindeverwaltung melden. Foto: In dem alten Fachwerkhaus an der Judengasse war früher die „Kurfürstliche Kellerei“ untergebracht. Nun steht das sanierungsbedürftige Gebäude zum Verkauf. Die Fassade ist mit einer Schutzplane gesichert. (Bild: Olaf Nitz)
Das Kulturdenkmal steht auf einem 121 Quadratmeter großen Grundstück, das in Richtung Sauertal auf der Stadtmauer gründet. Unterirdisch befindet sich ein über 100 Quadratmeter großer Gewölbekeller mit Deckenhöhen bis 2,80 Meter und zwei Öffnungen, die durch die Stadtmauer hindurch einen Blick auf das Sauertal ermöglichen. Vermutlich wurden diese Keller zusammen mit der Stadtmauer errichtet und können damit auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert werden. Weiterhin ist davon auszugehen, dass das ursprüngliche Gebäude beim großen Stadtbrand 1534 mit abgebrannt ist und um 1594 auf dem alten Keller neu aufgebaut wurde. Dabei wurde das Erdgeschoss aus Stein und die beiden Obergeschosse in Fachwerkbauweise errichtet. Seither hatte es wechselnde Besitzer und Funktionen. Die letzten Eigentümer sind 2013 vom Eigentum zurückgetreten, seit dem war das Gebäude herrenlos und verwahrloste zusehends. Um diese negative Entwicklung zu stoppen, hat sich nun die Stadt Montabaur Haus und Grundstück angeeignet. „Aus wirtschaftlichen Gründen müssten wir das Gebäude abreißen und dann das Grundstück veräußern“, sagt Stefan Baumgarten, Projektleiter Stadtsanierung. „Aber wir haben noch die Hoffnung, dass sich ein Liebhaber findet, der daraus wieder das Schmuckkästchen macht, das es einst war.“ Damit spielt er auf den Fassadenwettbewerb an, den die Stadt Montabaur 1984 ausgelobt hatte. Der erste Preis ging damals an die Alte Kellerei in der Judengasse.
Foto: Etwas für Liebhaber: Unter der Alten Kellerei befindet sich ein mehr als 100 Quadratmeter großer Gewölbekeller. (Bild: Olaf Nitz)
Falls sich bis zum 28.04.17 kein Kaufinteressent meldet, wird das Gebäude abgerissen und anschließend das geräumte Grundstück veräußert. Wegen des schlechten Zustands des Gebäudes sind Besichtigungen derzeit nicht im gesamten Gebäude möglich. Allerdings hat der Montabaurer Fotograf Olaf Nitz im Auftrag der Stadt eine Bild-Dokumentation erstellt, die auf der Homepage der Stadt unter www.montabaur.de eingesehen werden kann. Einige Bilder sind auch direkt am Gebäude angebracht.
1291 erhielt Montabaur die Stadtrechte. Die damaligen Landesherren waren die Kurfürsten von Trier, die einen Amtmann als Vertreter des Landesherrn vor Ort einsetzten. Dieser wiederum setzte einen so genannten „Keller“ oder auch „Kellner“ für die Aufgaben der Finanz- und Wirtschaftsverwaltung ein. Der „Keller“ residierte mindestens ab 1415 und vermutlich bis 1534 in dem Gebäude an der Judengasse, das daher „Kellerei“ genannt wurde. Da der „Keller“ unter anderem dafür zuständig war, die vielfältigen Geld und Naturalabgaben für den Landesherrn einzuziehen, brauchte er in seiner „Kellerei“ auch entsprechende Lagermöglichkeiten für die Naturalien. Dazu wurde der geräumige Keller genutzt; auf dem Speicher wurden Früchten aller Art gelagert. Nach dem Wiederaufbau des Gebäudes um 1594 wurde das Gebäude fortan „Alte Kellerei“ genannt, was darauf schließen lässt, das sich die eigentliche „Kellerei“ inzwischen wieder im Schloss befand (wie vor 1415) und die „Alte Kellerei“ in Privatbesitz überging. (Quelle: Bernd Schrupp, Stadtarchiv Montabaur)