Ungewöhnlicher tierischer Besuch im Montabaurer Kreishaus: Ein Skorpion der Art Euscorpius flavicaudis fand dort für einige Stunden Aufnahme, ehe bei Spezialisten im hessischen Niederselters, dem Ehepaar Gambel-Hellner, eine neue Bleibe für das Spinnentier gefunden wurde. Eine Familie aus der Verbandsgemeinde Wallmerod hatte den kleinen Skorpion im Treppenhaus ihres Wohnhauses entdeckt, behutsam eingefangen und in der Umweltabteilung der Kreisverwaltung abgegeben.
Bild: Dieser 35 mm lange Skorpion, dessen Heimat der Mittelmeerraum ist, wurde in einer Westerwälder Wohnung entdeckt. Vermutlich ist er durch Reise- oder Warenverkehr dorthin gelangt.
Wie das Tier in den winterlichen Westerwald gelangt ist, wird wohl niemals ganz zu klären sein. Ein Erklärungsansatz könnte in zurückliegenden Italienaufenthalten von Familienmitgliedern liegen.
„Skorpione kommen in Deutschland außerhalb von Terrarien normalerweise nicht vor“, erklärt Helge Ehmann, Amtstierarzt und Diplombiologe in Diensten des Westerwaldkreises. „Im Zuge des Klimawandels kann sich das aber irgendwann ändern.“
Derzeit finde man in unseren Breiten lediglich die winzigen Pseudoskorpione, zum Beispiel unter loser Baumrinde, aber auch, wie den bekannten Bücherskorpion, in unseren Wohnungen. Pseudoskorpion – so Ehmann – hätten aber keinen Giftstachel und seien mit den echten Skorpionen nur entfernt verwandt.
Anja Gambel-Hellner, die mit ihrem Ehemann Thomas Hellner eine Pflegestelle für das Tierheim Limburg betreibt und zahlreiche exotische Tiere wie Schlangen, Leguane und Spinnen in ihrem Haus beherbergt, sorgte für die Artbestimmung des „Westerwälder“ Skorpions und lieferte zugleich aufschlussreiche Informationen über die Spezies: Hauptverbreitungsgebiet für Euscorpius flavicaudis sind die küstennahen Bereiche des westlichen Mittelmeerraums. Der bis 40 mm große Skorpion ist dort als Kulturfolger häufig in Wohnungen anzutreffen und kann daher relativ leicht mit Gepäckstücken oder anderen Gegenständen verschleppt werden. Stiche können örtliche Schmerzen, aber auch Übelkeit, Erbrechen und Hämaturie (Blut im Urin) auslösen.
In diesem Fall ist niemand zu Schaden gekommen. Auch der kleine Skorpion darf weiterleben – den Findern sei Dank.