Im Bildungswesen, in der Berufs- und Studienwahl sowie in der Berufspraxis bestehen nach wie vor Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Das belegen Zahlen, die das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz anlässlich des gestrigen Girls‘ bzw. Boys‘ Day veröffentlicht hat.
Im Rahmen des Girls‘ Day bzw. Boys‘ Day lernen junge Männer Berufsfelder kennen, in denen häufiger Frauen tätig sind, und junge Frauen Berufe, die traditionell eher von Männern ausgeübt werden. Dabei sollen die Jugendlichen ihre Fähigkeiten und Interessen erkunden, die Vielfalt der Lebensentwürfe und Laufbahnentwicklungen erleben und differenzierte Rollenbilder erfahren.
Schulische Bildung: Unterschiedliche Bildungsverläufe
Bereits an allgemeinbildenden Schulen zeigten sich 2017 geschlechterspezifische Unterschiede in den Bildungsverläufen. Während junge Männer unter den Absolventinnen und Absolventen mit Berufsreife in der Mehrzahl waren (61 Prozent), lag der Frauenanteil unter den Abiturientinnen und Abiturienten elf Prozentpunkte über dem Anteil der Männer. Außerdem waren männliche Schüler häufiger unter den Nichtversetzten (61 Prozent) und den Schulabgängern ohne Berufsreife (62 Prozent) vertreten.
Bei der Wahl mathematisch-naturwissenschaftlicher Leistungskurse in der gymnasialen Oberstufe unterschieden sich die Geschlechter ebenfalls: Obwohl mit einem Anteil von 55 Prozent mehr Frauen als Männer die gymnasiale Oberstufe besuchten, belegten wesentlich mehr Männer als Frauen die MINT-Leistungskurse Informatik (87 Prozent), Physik (77 Prozent), Mathematik (59 Prozent) und Chemie (55 Prozent). Nur in der Biologie waren die Frauen in der Mehrzahl (62 Prozent).
Berufliche Ausbildung: Geschlechterunterschiede in der Berufswahl
An berufsbildenden Schulen und den Schulen des Gesundheitswesens zählten bei den Frauen die Ausbildungen zur Erzieherin (4.700), zur Gesundheits- und Krankenpflegerin (3.000) und zur Kauffrau für Büromanagement (2.800) zu den beliebtesten berufsqualifizierenden Bildungsgängen. Die zehn von Frauen am häufigsten besuchten Ausbildungsgänge sind im Wesentlichen sozialen, pflegerischen und kaufmännischen Berufen zuzuordnen.
Unter den jungen Männern an berufsbildenden Schulen wurden die berufsqualifizierenden Bildungsgänge zum Elektroniker (4.600), Kraftfahrzeugmechatroniker (3.700) und Anlagenmechaniker (2.700) am häufigsten besucht. Männer präferierten häufig technisch-handwerkliche Berufe.
Hochschulbildung: Unterschiede in der Studienfachwahl
Wie in der Wahl der beruflichen Ausbildung bestehen auch in der Studienfachwahl Unterschiede zwischen jungen Männern und Frauen. Im Sommersemester 2017 studierten Männer häufig ein naturwissenschaftlich-technisches Studienfach. Dagegen waren bei den jungen Frauen eher geistes-, sozial- und rechtswissenschaftliche Fächer beliebt. Mit rund 3.900 Studentinnen waren die meisten Frauen in das Fach Germanistik/Deutsch eingeschrieben, gefolgt von den Fächern Rechtswissenschaft (2.700), Psychologie (2.300), Anglistik/Englisch (2.000) und Medizin (1.800). Bei den jungen Männern waren hingegen Betriebswirtschaftslehre (2.500), Maschinenbau/-wesen (2.400), Wirtschaftsingenieurwesen (2.300), Informatik (2.200) und Rechtswissenschaft (2.200) die meistgewählten Fächer.