„Jede instandgesetzte Brücke, jedes wiederaufgebaute Haus, jede wieder in Betrieb genommene Schule machen Mut, auf dem Weg zu einem wiederaufgebauten Ahrtal. Nach der größten Flutkatastrophe, die unser Land je erlebt hat, und der verheerenden Zerstörung unseres wunderschönen Ahrtals ist der sichtbare Fortschritt, den es beim Wiederaufbau bereits gibt, eine große Motivation für alle Anstrengungen, die in den nächsten Jahren noch vor uns liegen“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt, die zum 2. Runden Tisch der Bauwirtschaft eingeladen hatten.
Dazu kamen heute in der Staatskanzlei Fachleute aus Handwerk, Industrie- und Handelskammer, Architektenkammer, Ingenieurkammer, aus Unternehmerverbänden und von der Bauwirtschaft Rheinland-Pfalz, von der Hochschule Koblenz sowie aus den beteiligten Ressorts der Landesregierung in der Staatskanzlei zusammen, um zu beraten, wie trotz Fachkräftemangel, teilweise gestörte Lieferketten und stark steigenden Preise, der Wiederaufbau vorangetrieben werden kann und, wo Schnittstellen zwischen den Gewerken vielleicht optimiert werden können.
„Der Wiederaufbau ist eine Mammutaufgabe. Dass wir hierzu langen Atem benötigen, war von Anfang an klar. Das Ahrtal soll nicht nur wieder so schön werden, wie es einmal war, sondern eine moderne, nachhaltige und zukunftsfähige Region werden. Baumaßnahmen werden deswegen im Lichte der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse geplant und die besondere geographische Situation des Ahrtals wird berücksichtigt. Dazu wurden die einzelnen Gebiete nach Risikostufen unterteilt, für die sich unterschiedlich hohe Anforderungen mit Blick auf den hochwasserresilienten Wiederaufbau im gesamten Tal ergeben. An vielen Stellen sind die Fortschritte im Wiederaufbau nun über ein Jahr nach der Flutkatastrophe sehr gut sichtbar. Es gibt allen Grund, weiterhin zuversichtlich zu bleiben und den Wiederaufbau mit allen Kräften weiter entschlossen voranzutreiben. Dass alle wichtigen Partner so engagiert und motiviert dabei sind, ist ein starkes Signal für die vor uns liegenden Monate“, so die Ministerpräsidentin weiter.
Wirtschafts- und Verkehrsministerin Daniela Schmitt erklärte: „Vor rund zwei Wochen durfte ich im Ahrtal mit dem Tunnel-Altenahr und der Ahrbrücke bei Sinzig zwei Infrastrukturprojekte von zentraler Bedeutung für den Wiederaufbau im Ahrtal freigeben. Beide Maßnahmen zeigen, wie schnell wir vorankommen können, wenn öffentliche Verwaltung, Ingenieure, Handwerksbetriebe und die Bauwirtschaft eng zusammenarbeiten.“ Schmitt hatte kurz nach der Katastrophe das Vergaberecht deutlich vereinfacht. Entscheidend für das hohe Tempo seien die straffen Planungs- und Genehmigungsverfahren gewesen. Schmitt betonte auch noch einmal die Rolle der Handwerksbetriebe in den ersten Wochen nach der Flut: „Obwohl viele Handwerkerinnen und Handwerker selbst schwer getroffen wurden, haben sie sofort geholfen, wo immer es möglich war. Sie leben den Spirit des Anpackens und Aufbauens. Der intensive und vertrauensvolle Dialog mit den Partnern der Handwerkskammern sei deshalb von großer Bedeutung.“
Innenstaatssekretärin Nicole Steingaß, die auch Beauftragte der Landesregierung für den Wiederaufbau ist, betonte die wichtige Bedeutung der Bauwirtschaft für den Wiederaufbau in den von Zerstörungen durch die Flut betroffenen Regionen, insbesondere im Ahrtal: „Unser Ziel ist, dass der Wiederaufbau im Sinne der betroffenen Menschen und Gemeinden weiterhin zügig vorangeht. Im Bereich der Infrastruktur sehen wir erste Erfolge: Projekte, die normalerweise Jahre dauern würden, wurden innerhalb weniger Wochen und Monate fertiggestellt. Dennoch bleibt der Wiederaufbau nach wie vor über alle beteiligten Ebenen hinweg eine anspruchsvolle Gemeinschaftsaufgabe. Diese kann ohne den engen Schulterschluss mit den Unternehmen und Handwerksbetrieben, Kammern und Verbänden nicht bewältigt werden. Aus diesem Grund freue ich mich sehr, dass der Runde Tisch Bauwirtschaft heute zum zweiten Mal stattfindet und bedanke mich herzlich bei allen, die sich für den Wiederaufbau einsetzen.“
Der Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Rheinland-Pfalz, Thomas Weiler, fasste die Situation im Ahrtal aus Sicht der Bauwirtschaft zusammen: „Es wurden schon viele Baumaßnahmen umgesetzt. Aber es liegt auch noch viel Arbeit vor uns. Aber unabhängig davon, ob es sich um Arbeiten im Bereich des privaten Hausbaus oder um die öffentliche Infrastruktur handelt: Die Unternehmen der Bauwirtschaft stehen nach wie vor solidarisch zu den Menschen im Ahrtal und werden trotz den Auswirkungen des Ukraine-Krieges ihren Beitrag leisten. Maßnahmen im Ahrtal genießen bei unseren Mitgliedern schon seit dem ersten Tag hohe Priorität". Gleichzeitig adressierte er die Bitte der Branche: „Wir müssen schneller werden. Dafür wäre eine Optimierung der Planungs- und Genehmigungsprozesse ein wichtiger Schritt."
Für das Handwerk ergänzte Kurt Krautscheid, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern und Dachdeckermeister: „Trotz guter Auftragslage gestaltet sich die Lage in den Bau- und Ausbauhandwerken kompliziert bis schwierig. Materialengpässe und gestörte Lieferketten, rasant steigende Preise beim Einkauf, Fachkräftemangel und Inflation treffen auf steigende Energiekosten. Das ist eine multiple Krise, in der das Handwerk leider auch weitere, neue Schwierigkeiten erwartet. Politik und Wirtschaft müssen gerade jetzt sehr eng zusammenarbeiten und sich in den Maßnahmen abstimmen. In Richtung Landesregierung äußerte er die Erwartung, sich bei der Bundesregierung für Nachbesserungen beim dritten Entlastungspaket einzusetzen.“ (Quelle Staatskanzlei Mainz)