Der Wiederaufbau im Ahrtal schreitet nach der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr voran, bleibt aber eine Mammutaufgabe, die Helferinnen und Helfer benötigt. Um junge Freiwillige noch stärker darin einzubinden, Häuser, Betriebsstätten und Infrastruktur in der Flutregion aufzubauen, starten die rheinland-pfälzische Landesregierung und die Handwerkskammer (HwK) Koblenz im März ein gemeinsames Projekt „Aufbau Ahr -Freiwillige Aufbauzeit im Ahrtal“. Dabei geht es darum, es jungen Helferinnen und Helfern neben ihrem sozialen Engagement im Ahrtal zu ermöglichen, handwerkliche Grundfähigkeiten zu erlernen, ihr Interesse für eine Ausbildung in einem Betrieb zu wecken und zum Wiederaufbau im Ahrtal beizutragen.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Arbeitsminister Alexander Schweitzer und HwK-Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich stellten das Projekt heute in Mainz vor. Ministerpräsidentin Malu Dreyer sagte: „Die Bilder der furchtbaren Flut werden für immer in unserem Gedächtnis bleiben. Viele Menschen haben ihr Leben oder ihr Hab und Gut verloren. Gleichzeitig verbindet sich mit dem Schicksal im Ahrtal auch eine vorbildliche Hilfsbereitschaft quer durch die ganze Republik, die bis heute anhält. Auch viele junge Menschen sind freiwillig in zerstörte Gebiete gegangen, um anzupacken und beim Wiederaufbau zu helfen. Ihre Fachkraft in der Region zu halten, kann zu einer großen Stütze werden, ein Ahrtal der Zukunft aufzubauen. Dazu leisten wir mit dem Projekt einen weiteren Beitrag.“
Arbeitsminister Alexander Schweitzer unterstrich: „Viele junge Menschen haben nach der Katastrophe direkt mit Gummistiefeln, Schippe, Schubkarre geholfen und haben den Wunsch, noch länger beim Aufbau im Ahrtal zu helfen, um die Flutregion voranzubringen. Wir ermöglichen ihnen dies mit der Aufbau-Zeit, helfen ihnen bei der Ausbildung ihrer Grundfertigkeiten und begeistern Freiwillige damit hoffentlich auch für eine berufliche Zukunft im Handwerk in einem bundesweit einzigartigen Projekt.“
Dreyer und Schweitzer stellten die wesentlichen Punkte der freiwilligen Ahr-Zeit vor: 16 Plätze stehen für Teilnehmende bis 27 Jahre fortlaufend zur Verfügung, die bis zu sechs Monaten ein Projekt durchlaufen und sich dabei in drei Gewerken ausprobieren können. Wer teilnimmt, erhält ein monatliches Entgelt von 470 Euro und eine Unterkunft. Auch Kosten für An- und Abreise zu Beginn und zum Ende des Projektes werden den Teilnehmenden erstattet. Dazu können diese vor Ort freizeitpädagogische Angebote in Anspruch nehmen. Für die Freiwilligen stellt die HwK Koblenz ihre Lehrwerkstätten zur Verfügung, Betriebe bieten Praktika an. In einem Zusatzmodul haben Teilnehmende die Möglichkeit, an einem gemeinnützigen Projekt mitzuarbeiten - wie am Wiederaufbau eines Spielplatzes oder dem Neugestalten eines Jugendtreffs. Unterstützung erhalten sie von einem Projektcoach, einem fachlichen Anleiter und Honorarkräften.
Ralf Hellrich, Hauptgeschäftsführer der HwK Koblenz, hob den positiven Geist helfender Jugendlicher hervor, die seit der Flut im Ahrtal anpacken. Einige haben über ihr Engagement bereits den Weg ins Handwerk gefunden, stellte Hellrich heraus. Insgesamt 279 Ausbildungsverträge seien in der Flutregion im vergangenen Jahr abgeschlossen worden, ein Zehnjahreshoch mit Blick auf die Vergangenheit. „Dieses außergewöhnliche Ausbildungsengagement macht Mut und steht für einen Aufbruch, der zusammen mit jungen Menschen in verantwortungsvoller Rolle zum Erfolg führen wird. Denn die Lehrlinge von heute sind die Fachkräfte von morgen und können so dauerhaft das Ahrtal mitgestalten“, betonte Hellrich, der der Landesregierung für die Zusammenarbeit bei der freiwilligen Ahr-Zeit dankte, die weitere Freiwillige in der Region binde.
Zu den jungen Teilnehmenden gehört auch Jan Wollenweber, ein 18-Jähriger aus Bad Breisig. „Ich möchte über das Projekt den richtigen Ausbildungsplatz im Handwerk finden. Gleichzeitig sehe ich darin eine Chance, unser schönes Ahrtal wiederaufzubauen“, sagte Wollenweber, dessen Familie durch das überflutete Haus der Großeltern von der Hochwasserkatastrophe betroffen war. Betriebsinhaber Dominik Tietz von Elektrotechnik Tietz in Königsfeld (Kreis Ahrweiler), der in diesem Projekt auf junge Praktikanten setzt, sagte: „Die Flutnacht war ein Schicksalsschlag für das Ahrtal. Wir haben nun aber die Chance, junge und sozial engagierte Menschen für den Wiederaufbau zu begeistern. Diese sollten wir nutzen. Vielleicht bleibt der ein oder die andere am Ende auch beruflich im Handwerk hängen.“
Das Projekt zur Aufbauzeit im Ahrtal läuft zunächst bis zum 31. Dezember 2022 und kostet 200.000 Euro, die zu 90 Prozent aus arbeitsmarktpolitischen Mitteln des Landes und zu 10 Prozent von der Handwerkskammer Koblenz getragen werden.
Interessentinnen und Interessen, die an der freiwilligen Aufbauzeit im Ahrtal teilnehmen wollen, können sich bei Jens Fiedermann von der HwK Koblenz melden. (Quelle Staatskanzlei Mainz)