Der Verbandsgemeinderat Montabaur (VGR) hat sich zu seiner Wintersitzung "im Netz" getroffen, denn aufgrund der angespannten Corona-Lage fand die öffentliche Sitzung online statt. Die Bürger konnten die Beratungen live im Internet verfolgen. Per Videokonferenz haben die Ratsmitglieder den Haushaltsplan und die Wirtschaftspläne der Werke für 2022 verabschiedet. Außerdem ging es um das Verbandsgemeindehaus, den Flächennutzungsplan und die geplante FOC-Erweiterung, um die Gemeindeschwester plus, den Masterplan Gelbachtal und um die Auswahl von Energieanbietern. Mit einem digitalen Handschlag wurde Claudia Stein aus Eitelborn als neues Ratsmitglied verpflichtet.
Verbandsgemeindehaus
Einmal im Quartal legt das mit der Projektsteuerung beauftragte Büro Bauwert dem VGR einen Bericht über den aktuellen Stand des Bauprojektes vor. Zurzeit laufen noch die Rohbau-Arbeiten, d.h. die Gebäudehülle aus Stahl und Beton wird errichtet. Diese Phase soll im Februar abgeschlossen sein, dann beginnt der Innenausbau und die Fassade wird mit roten Ziegeln verkleidet. Abgesehen von kleinen Verschiebungen, die aber durch die dafür vorgesehenen Puffer ausgeglichen werden, liegt das Projekt im Zeitplan. "Wir gehen davon aus, dass wir im Sommer 2023 dort einziehen werden", berichtete Bürgermeister Ulrich Richter-Hopprich dem Rat. Auch der Kostenrahmen von 38 Mio. Euro für das Gesamtprojekt werde nach aktuellem Stand eingehalte, das Budget nicht ausgeschöpft. Bisher habe sich die Corona-Pandemie nicht auf die Baumaßnahme ausgewirkt, so die Projektsteuerer in ihrem Bericht. Sie sehen aktuelle und künftige Problem eher in der Verfügbarkeit von Baumaterial und Fachfirmen und damit einhergehend in erheblichen Preissteigerungen.
Neben dem allgemeinen Projektbericht hat sich der VGR mit Gestaltungselementen für den Innenbereich befasst. Es wurde ein einheitliches Leitsystem für die Beschriftung und Ausschilderung im und am Gebäude beschlossen. Außerdem sollen der Eingangsbereich und das Foyer sowie weitere Wandflächen im Gebäude künstlerisch gestaltet werden. Das beauftragte Fachbüro "studio 22quadrat" hatte dafür Entwürfe vorgelegt, die im nächsten Schritt bemustert werden sollen, sobald der Rohbau fertig ist. Das Leitmotiv für die künstlerische Gestaltung, so der Grundsatzbeschluss des VGR, wird das Thema Topografie sein. Die Topografie einer Region ist so individuell wie der Fingerabdruck eines Menschen, eine Karte mit Höhenlinien erinnert optisch daran. In einer Mittelgebirgsregion wie dem südlichen Westerwald spielt die Topografie eine wichtige Rolle bei der Planung vieler Bauvorhaben - vom Eigenheim über das Kanalsystem bis hin zu Wanderwegen. Immer muss der Verlauf des Geländes, Steigungen und Gefälle beachtet werden. Das ist Grundlage der täglichen Arbeit der Verwaltung, deshalb passt das Thema Topografie gut zum Verbandsgemeindehaus - so der Ansatz der Planer, dem sich der VGR mehrheitlich anschloss. Außerdem sollen die Planer prüfen, ob und wie im Eingangsbereich die Wappen der 25 Mitgliedsgemeinden abgebildet werden.
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Beim Presserundgang durch den Rohbau zeigte Bürgermeister Richter-Hopprich den künftigen Ratssaal von oben - das Herzstück des Gebäudes. In wenigen Wochen wird an dieser Stelle der hohe Giebel stehen und die Gebäudehülle geschlossen sein. (Bild: VG Montabaur / Olaf Nitz)
Unter www.verbandsgemeindehaus-montabaur.de gibt es einen kleinen Film, der einen Einblick in den Rohbau gibt. Es ist ein Rundgang und Rundflug über die Baustelle (Stand Dez. 2021)
Masterplan Gelbachtal
Einmal im Jahr zum Gelbachtag ist das Gelbachtal der Touristen-Magnet schlechthin in der Region. Einheimische und Gäste genießen den autofreien Sonntag. Dabei ist das Tal auch an den anderen 364 Tagen wunderschön und zieht bereits viele Besucher an. Um das Gelbachtal in den kommenden Jahren aufzuwerten hatte der VGR 2019 eine touristische Machbarkeitsstudie beauftragt, die mit einer Bestandsaufnahme und einer Potentialanalyse der vorhandenen Angebote begann. Die Tourismusbeauftragte Karin Maas begleitet den Prozess von Anfang an zusammen mit dem Fachbüro Institut für Regionalmanagement (IfR) aus Gießen. Bald kamen die Verbandsgemeinden Diez und Bad Ems-Nassau mit an Bord als Anlieger am südlichen Talabschnitt. Auch der Naturpark Nassau ist inzwischen einer der Projektpartner. Bei zwei Workshops haben die touristischen Akteure auf der Grundlage der Machbarkeitsstudie den Masterplan Gelbachtal erarbeitet, der Ziele für die Entwicklung des Tals definiert und konkrete Projekte beschreibt. Es geht immer gleichermaßen um Angebote für Besucher der Region und für die Menschen, die hier leben. Im kommenden Jahr soll mit den ersten Projekten begonnen werden, zum Beispiel soll ein durchgehender Wanderweg von Montabaur bis zur Lahnmündung angelegt werden. Begleitend dazu werden neue Rast- und Picknickplätze hergerichtet, denn leider gibt es nur noch wenige Gastronomiebetriebe im Tal, so dass Besucher häufig auf Selbstversorgung angewiesen sind. Für Selbstversorger sind auch die neuen Wohnmobil-Stellplätze gedacht, die entlang der Talstraße und auf den Gelbachhöhen ausgewiesen werden. Parallel dazu wird der Masterplan mit den Akteuren im Tal fortgeschrieben, neue Ideen entwickelt. Ein Thema brennt den Projektbeteiligten besonders unter den Nägeln: schnell fahrende Motorradfahrer auf der Talstraße, die viel Lärm verursachen. Hier soll dauerhaft ein öffentlicher Dialog etabliert werden, um zwischen den Interessen von Anwohnern und Naturliebhabern einerseits und den Motorradfahrern andererseits zu vermitteln. Auch das zählt zu den künftigen Aufgaben des IfR, das nach dem Willen des VGR weiterhin für das Gelbachtal tätig ist. Der VGR verabschiedete den Masterplan und stellte für die Umsetzung der konkreten Maßnahmen sowie für die fachliche Begleitung Haushaltsmittel in Höhe von 53.000 Euro für 2022 bereit. Die Gesamtkosten werden anteilig auf die drei Verbandsgemeinden umgelegt.
Bild (Logo Gelbachtal)
Das neue Logo für das Gelbachtal hat der VGR mit dem Masterplan verabschiedet.
Gemeindeschwester plus
Hochbetagte Menschen wollen häufig möglichst lange zuhause leben. Dazu brauchen sie passgenaue Hilfen und Beratung. Dafür sorgt die Gemeindeschwester plus in der VG Montabaur. Die Stelle wurde im Sommer 2021 in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn eingerichtet. Schwester Barbara Spiegelhoff legte dem VGR jetzt ihren ersten Tätigkeitsbericht vor, den sie gemeinsam mit der Generationenbeauftragten Judith Gläser erstellt hatte. Spiegelhoffs Bekanntheit wächst ständig und damit auch die Nachfrage nach ihren Angeboten. Ihre Arbeit besteht überwiegend aus Hausbesuchen bei den hochbetagten Menschen (über 80 Jahre), die sie über Hilfen im Alltag informiert und entsprechende Kontakte herstellt. Das Projekt wird vom Land gefördert, zunächst nur bis Ende 2021. Da aktuell noch keine schriftliche Förderzusage für 2022 vorliegt, haben sich die Projektpartner VG und Caritas darauf verständigt, dass das Projekt zum 1. Juli 2022 ausläuft, wenn bis dahin kein Förderbescheid eingegangen ist. Dabei gehen beiden Seiten davon aus, dass das Landesprojekt Gemeindeschwester plus mindestens bis Jahresende 2022 weitergeht, vermutlich sogar darüber hinaus. Andernfalls müsste der VGR darüber beraten, ob er das Projekt auf eigene Kosten in der VG Montabaur fortführen will. Auf Antrag der SPD-Fraktion wurde eine entsprechende Befassung des VGR mit dem Thema beschlossen. Ansonsten stimmte der VGR dem zwischen den Partnern vereinbarten Vorgehen zu.
Bündelausschreibung Energie
Rund 700.000 Euro muss die VG Montabaur pro Jahr für Energie, Wasser und Abwasser sowie Abfallbeseitigung für ihre Immobilien aufwenden, also für Schulen, Sporthallen, Feuerwehrgerätehäuser, das Rathaus usw. Um die Kosten für Strom und Gas möglichst niedrig zu halten, beteiligen sich die VG, die Stadt und die Ortsgemeinden sowie die VG-Werke seit vielen Jahren an so genannten Bündelausschreibungen. Im Zusammenschluss vieler Kommunen lassen sich bessere Preise erzielen. Die Ausschreibung wird vom Gemeinde- und Städtebund durchgeführt. Der VGR hat jetzt die Richtlinien für den Einkauf von Strom und Gas beschlossen: Der Strom soll zu 100% aus erneuerbaren Energien stammen (Ökostrom) mit einer Neuanlagenquote von 33%. Die Verträge werden eine Laufzeit von drei Jahren haben. (Quelle VG Montabaur)