Limburg. „Wie glücklich wären wir doch, wenn dieser verdammte Krieg nicht wäre,“ schrieb Johann Rieth 1916 von der Front. Dieser Satz steht in einem seiner rund 260 Briefe, die er zwischen Oktober 1914 und Oktober 1917 verfasste und in denen er seine Erlebnisse als Soldat schilderte.
Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker hat die Briefe nun in einem Buch gesammelt und geschichtlich eingeordnet. Das 221-Seiten starke Buch „Auf ein frohes Wiedersehen im Himmel“ erscheint in der Publikationsreihe „Beiträge zur Geschichte der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn“ und wird am Mittwoch, 25. September, um 11 Uhr öffentlich im Limburger Rathaus (Werner-Senger-Straße 10, Raum 322) vorgestellt. Eingeladen sind alle Interessierten. Mit dabei sind Bürgermeister Dr. Marius Hahn, Stadtarchivar Dr. Waldecker und die Enkelin Rieths, Dr. Christa Rieth, die extra aus San Diego/Kalifornien anreist.
Sie hat die oftmals schwer zu entziffernden Feldpostbriefe in moderne Schrift übertragen. Im Vorwort legt sie dar, dass diese Briefe für ihre Familie, vor allem für ihre 1979 verstorbene Großmutter, immer ein wertvoller Besitz waren und gut gehütet wurden. Sie selbst entdeckte durch die Briefe ihren Großvater, den sie nie kennenlernte, erst richtig.
Der 1888 geborene Johann Rieth wurde im Herbst 1914 eingezogen, durchlief in Gießen die Grundausbildung und wurde dann an die Westfront geschickt. Hier erlebte und erlitt er nun in den nächsten drei Jahren die Schrecken des Krieges. Er kämpfte in vorderster Front, lag im Schützengraben oder in einem feuchten und verlausten Unterstand, kurzzeitig war er auch in der Etappe stationiert.
Johann Rieths anfängliche Überzeugung, der Kampf sei notwendig und der Krieg werde bald gewonnen, wandelte sich allmählich hin zu dem brennenden Wunsch, es möge endlich Frieden geschlossen werden. Diesen zu erleben war ihm nicht vergönnt: Er fiel während der 3. Flandernschlacht am 4. Oktober 1917 bei Gheluvelt nahe Ypern. Johann Rieth hinterließ seine Ehefrau Kätchen und drei kleine Kinder, das jüngste gerade erst zwei Monate alt.
Empfängerin der Briefe war zumeist Rieths Katharina, genannt Kätchen, in Limburg. „Die Briefe vermitteln einen unmittelbaren Eindruck davon, was die Soldaten an der Front erleiden mussten und welche Sorgen sie sich zugleich um ihre Angehörigen in der Heimat machten“, sagt Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker. Der Leser erfährt von Kämpfen, Hunger, Dreck, Ängsten und Hoffnungen.
„Ziel des Buches ist, die Schrecken des Krieges zu zeigen und daran zu appellieren, dass so etwas nie wieder geschieht“, sagt Bürgermeister Dr. Marius Hahn. Er betont, wie wichtig es ist, sich mit der Geschichte zu beschäftigen. „Nur dadurch können wir die Gegenwart verstehen und kluge Entscheidungen für die Zukunft treffen.“
Dr. Christa Rieth hat die originalen Briefe dem Stadtarchiv Limburg übergeben, in dessen Publikationsreihe „Beiträge zur Geschichte der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn“ sie nun veröffentlicht wurden.
Das Buch „Auf ein frohes Wiedersehen im Himmel“ ist im Buchhandel oder im Stadtarchiv Limburg erhältlich. Es kostet 19 Euro.
(Quelle: Pressemitteilung, Stadt Limburg)
Die ISBN lautet 978-3-936162-13-4.