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Viele Gäste erleben anspruchs- und gefühlvolle Musik – 2700 Euro für Ukrainehilfe gespendet

Westerwaldkreis. Rund 50 Musikerinnen und Musiker, fast 200 Gäste und ein Spendenerlös von 2700 Euro. Die Organisatoren des Benefizkonzerts für die Ukraine haben in der Gemündener Stiftskirche eine Glanzleistung vollbracht. In nur wenigen Wochen ist es dem Dekanatskantor des Evangelischen Dekanats Westerwald, Christoph Rethmeier, und Bernhard Nothdurft von der Evangelischen Kirchengemeinde Neunkirchen mit weiteren Unterstützern gelungen, einen Abend zu organisieren, der in mehrerlei Hinsicht beeindruckend war. Nicht nur, was die Spendenbilanz sondern auch die musikalische Güte betrifft. Denn die Klänge, die das mehr als 1000 Jahre alte Gotteshaus erfüllten, rührten mitunter zu Tränen.

220503 Benefizkonzert

Die Besucherinnen und Besucher erleben an diesem Abend vier Ensembles: einige etablierte; einige, die speziell für das Benefizkonzert zusammengestellt wurden. Zum Beispiel einen Posaunenchor, der aus Mitgliedern der Bläsergruppen der Kirchengemeinden Alpendrod, Emmerichenhain, Gemünden und Kroppach besteht und das Konzert eröffnet. Schon in den ersten Stücken wird deutlich, wohin die musikalische Reise in Gemünden geht: Viel Zeitgenössisches ist dabei; fantasievoll arrangierte Chor- und Bläserwerke, die mit satten Klangfarben facettenreiche Landschaften aus Musik malen.
Vielleicht braucht es diese ungewohnte Tonsprache, um die vielen Gefühle auszudrücken, die sich mit Worten kaum beschreiben lassen. Denn der Anlass des Abends – der Krieg in der Ukraine – ist allgegenwärtig: in der oft flehenden, sehnsuchtsvollen Musik, aber auch in den korrespondierenden Wortbeiträgen. Pfarrerin Anja Jacobi liest Gedichte, die vom Glaube, Liebe, Hoffnung erzählen, die aber auch schmerzhaft das ins Gedächtnis rufen, was knapp 2000 Kilometer weiter südöstlich passiert. „Du sollst Dich nicht wehren. Sei gescheit. Lass Dich nett lächelnd in Stücke zerreißen. Und vergiss alles“, heißt es in einem Gedicht der Ukrainerin Halyna Petrosanyak. Es entstand 2014 während Putins Angriff im Donbas.
Dekan Axel Wengenroth zeigt während seines Beitrags in drei Punkten auf, was „Christenmenschen gegen den Krieg tun können“: „Erstens: Wir sind verpflichtet, uns an gesellschaftlichen Themen zu beteiligen und uns zu engagieren. Gewalt darf kein Mittel sein, und Krieg ist immer ein Zeichen des Versagens der Politik.“ Als Zweites unterstreicht er die Bedeutung des Gebets. „Wenn die Menschen in der Ukraine wissen, dass rund um den Erdball an sie im Gebet gedacht wird, wird ihnen das Mut und Hoffnung geben.“ Und schließlich sind wir aufgefordert, konkret zu helfen, schließt der Dekan des Evangelischen Dekanats Westerwald – „mit Spenden oder im Engagement für die Flüchtlinge, die zu uns kommen“.
Die Wortbeiträge runden das Benefizkonzert auf angemessene Art und Weise ab. Die Musik geht noch tiefer. Sie geht ins Herz. Souverän meistert das Vox-Humana-Ensemble Anspruchsvolles wie „Peace I leave with you“ des Komponisten Knut Hystedts, dessen harmonische Hakenschläge bei weniger eingespielten Chören rasch angestrengt wirken können. Vox Humana schwebt stattdessen auf den Klängen, leicht wie eine Wolke, die sich manchmal bedrohlich auftürmt, sich letztlich aber in einem versöhnlichen Dur-Akkord auflöst. Vielleicht ein Lichtblick, dass am Ende doch alles wieder gut wird?
Als Kontrast zu solchen modernen Kompositionen interpretieren die Vokalisten bekannte Stücke wie „Der Mond ist aufgegangen“ oder "Bleib bei mir, Herr“. Klug gesetzte Ruhepunkte in einem abwechslungsreichen Programm. Für Abwechslung sorgen auch das Querflötenensemble mit der souverän vorgetragenen Triosonate in e-Moll des barocken Komponisten Wilhelm de Fesch sowie der italienische Organist Paolo Springhetti: Er improvisiert eine französische Suite und nutzt sein Stegreif-Spiel, um die unterschiedlichen Klangfarben der historischen Schöler-Orgel in Szene zu setzen.
Mit ganz anderen Klängen bereichert der Frauenchor „Klanghäppchen“ aus Hirtscheid das Benefizkonzert: Die Sängerinnen präsentieren nicht nur Klassisches, sondern auch ein Traditional und die Ballade „I remember“ der Komponistin Sarah Quartel. Und sie tun das so herrlich unprätentiös und einfühlsam, dass einigen Gästen die Tränen kommen.
Am Ende des Abends bleibt der Wunsch nach Frieden – zum Ausdruck gebracht von dem Gemündener Pfarrer Michael Reschke in einem bewegenden Friedensgebet und dem Choral „Verleih uns Frieden gnädiglich“. Ihn tragen alle Musikerinnen und Musiker gemeinsam vor – und sprechen damit den Gästen in der Stiftskirche aus der Seele. (bon)
Die Spenden des Abends in Höhe von 2700 Euro gehen an das Aktionsbündnis Nothilfe Ukraine. (Quelle Evangelisches Dekanat WW)