Wer kennt sie nicht, die chinesische Shopping-Plattform Temu, die mit absurd niedrigen Preisen lockt und an der typisch orange-farbenen Plastikverpackung der versandten Produkte zu erkennen ist. Die Plattform wurde 2022 in den USA gegründet, registriert ist sie in Irland und gehört zum chinesischen Digitalkonzern PDD (Pinduoduo).
Verkauft wird praktisch alles, von Möbeln über Smart-Watches bis hin zu Küchenutensilien, Kleidung und Beautyprodukten. Die Produktpalette ist beeindruckend. Aber wie ist es möglich, dass Bluetooth-Kopfhörer für vier Euro oder Schallzahnbürsten für fünf Euro zu haben sind? Klar sollte jedem sein, dass es sich um Billigware aus China handelt. Die „No-Name“-Produkte werden ab Werk verkauft. Es entstehen also keine Kosten für Zwischenhändler, die Ware kommt direkt aus der Fabrik. Temu fungiert somit als Vermittler, zwischen Verbrauchern und Händlern und bietet keine eigenen Produkte an. Bestellt wird über Temu, der Kaufvertrag kommt jedoch mit dem Hersteller zustande, was natürlich schon Probleme bergen kann.
Aufgrund des weiten Versandweges dauert die Lieferung länger als bei anderen Online-Shops. Temu selbst verspricht Lieferzeiten zwischen fünf und vierzehn Werktagen. Diese Angaben werden wohl aber auch häufig überschritten.
Bei Temu wird nicht nur am Material gespart, sondern – wie uns Verbraucher immer wieder berichten - auch an einem guten Kundenservice. Dieser ist so gut wie nicht erreichbar, vor allem nicht auf Deutsch.
Entsprechen die Produkte nicht den Erwartungen, so bietet Temu zwar 90 Tage lang ab Kaufdatum (!) das Recht auf Rückgabe an, wobei die Rücksendung kostenlos ist. Allerdings gilt dies nur für die erste Rücksendung pro Bestellung.
Zu beachten ist auch, dass es bei Bestellungen außerhalb der EU zu zusätzlichen Gebühren kommen kann. So besteht die Gefahr, dass bei einem Warenwert ab € 150 Zollgebühren anfallen. Zwar ist dies wegen der geringen Warenpreise und der Aufteilung in mehrere Päckchen eher unwahrscheinlich, trotzdem sollten sich Verbraucher vorab informieren, um keine bösen Überraschungen zu erleben.
Bei der Bestellung von elektronischen Geräten fehlen die deutschsprachigen Bedienungsanleitungen und darüber hinaus ist die – in Europa verpflichtende – CE-Kennzeichnung nicht vorhanden. Dieses Zeichen steht für Conformité Européenne („europäische Konformität“) und garantiert, dass das Produkt den Sicherheitsanforderungen und allgemeinen Ansprüchen der EU nachkommt. Es kann zu Sicherheitsrisiken kommen, wenn die CE-Kennzeichnung fehlt.
Bezahlt werden kann mittels Kreditkarte, mit Paypal oder Apple Pay. Der Rechnungskauf wird über Klarna abgewickelt. Von einem Kauf per Vorkasse wird dringend abgeraten.
Problematisch ist aus Datenschutzsicht das Herunterladen der Temu-App. Diese verlangt Zugriff auf diverse Daten, die für die reine Funktion der App überhaupt nicht erforderlich sind, wie der Zugriff auf die Kamera, das Mikrofon, Fotos und das Adressbuch. Das lässt vermuten, dass neben dem Verkauf von minderwertigen Produkten auch ein sehr großes Interesse an der Erlangung von personenbezogenen Daten besteht.
Als Fazit ist festzustellen, dass Temu zwar kein Fake-Shop im eigentlichen Sinne ist, aber die unglaublich günstigen Preise sollten trotzdem argwöhnisch machen. (Quelle Verbraucherzentrale Hessen)