Selbsthilfegruppe „SHG – Wir geben uns Kraft“ sucht in der Region neue Mitglieder/Es geht um Angststörungen, Panikattacken und unerklärliche Schmerzen
Limburg-Weilburg. Die Selbsthilfegruppe (SHG) „SHG – Wir geben uns Kraft“ kann noch neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus der Region gebrauchen. Sie ist für Menschen mit Angststörungen, Panikattacken oder somatoformen Störungen jeglicher Art eingerichtet worden, nicht nur für Schmerzpatienten. Leiter der Gruppe ist der 61-jährige Mensfeldener Uwe Fischer. Der gelernte Sparkassenfachwirt ist durch seine somatoforme Störung arbeitsunfähig, leidet seit Jahren unter Depressionen und dauerhaften Kopfschmerzen. „Das Problem ist, dass ich nie sicher sagen könnte, dass ich morgen zur Arbeit komme, weil ich nie voraussehen kann, wie stark morgen die Kopfschmerzen sein werden“, sagt der Frührentner.
Auch privat sind seine Beschwerden belastend. Beispielsweise geht Uwe Fischer gerne mal ins Restaurant Essen oder mit Freunden zum Kegeln. Doch wenn er aufgrund akuter Beschwerden kurzfristig absagen muss, leiden Freundschaften darunter, weil nicht jeder Verständnis für seine gesundheitlichen Probleme hat. Für den Hünfeldener ist folglich die Aufrechterhaltung der Selbsthilfegruppe wichtig, „weil ich hier Menschen finde, die ähnliche Probleme haben und die mich folglich verstehen“. Jemand, der solche Symptome nicht erlebt hat, kann es in der Regel laut Fischer einfach nicht nachvollziehen, was es bedeutet, unter somatoformen Störungen zu leiden. Damit es mit der Gruppe weitergeht hat Uwe Fischer auch vor eineinhalb Jahren die Leitung übernommen, als niemand anders mehr zur Verfügung stand.
Jede neue Interessentin und jeder neue Interessent werden in der Gruppe gut aufgenommen. Jeder Fall ist anders. Fischer sagt: „Bei somatoformen Störungen sitzt irgendwo im Körper ein Erreger, der sich eine Schwachstelle des Körpers sucht“. Einen Leidensgenossen aus der Selbsthilfegruppe plagen beispielsweise chronische Rückenschmerzen, einem anderen sei die Krankheit auf den Magen geschlagen. Dadurch habe er bereits 40 Kilo abgenommen. Ein Mitglied der Gruppe darf keine Beipackzettel mit Nebenwirkungen von Medikamenten lesen. Sonst bekommt er diese allesamt selbst. Wenn die Ärzte bei Untersuchungen laut Uwe Fischer keine offensichtlichen Gründe für die Schmerzen finden, ist die Gefahr groß, dass sie und andere Menschen den Patienten nicht ernstnehmen und im schlimmsten Fall für einen arbeitsunwilligen Simulanten halten. Dabei leidet Uwe Fischer selbst sehr darunter, dass die starken Kopfschmerzen sein Leben stark einschränken. Als Ruheständler hat er zwar Zeit, aber seine dauerhaften Schmerzen führen dazu, dass er immer weniger unter Leute geht.
Wie Uwe Fischer sagt, ist es ein weit verbreitetes Phänomen, dass Menschen mit somatoformen Störungen vereinsamen. Uwe Fischer war schon mehrfach in Kliniken, ohne dass jemand die Ursachen für die Kopfschmerzen finden oder Linderung versprechen konnte. Dass seine Beschwerden auf somatoformen Störungen beruhen, hat der Selbsthilfegruppen-Leiter aber mittlerweile ärztlich bestätigt bekommen. Uwe Fischer hat durch das Ausprobieren bekannter Methoden Wege gefunden, wie er starke Kopfschmerzen lindern kann. Das tut er durch Entspannung nach vorheriger Anspannung, Ablenkung durch Konzentrationsübungen, die Behandlung mit Eis, Wärme oder den Einsatz eines Elektroschockgerätes. Die Selbsthilfegruppe ist dazu da, dass Betroffene sich über Erfahrungen und offene Fragen austauschen können. Wer seine Probleme nicht in einer größeren Gruppe offenbaren will, kann in die WhatsApp-Gruppe der Gemeinschaft schreiben, dass es ihm nicht gut geht und er Unterstützung braucht. Dann können sich andere bei der Person melden, sich mit ihr zum Spazierengehen oder auf einen Kaffee treffen und mit ihr über die bestehenden Probleme reden. Uwe Fischer freut sich über jeden, der über seine Geschichte auch bei den Gruppentreffen sprechen mag, weil die Erfahrungen jedes Einzelnen auch für alle anderen lehrreich sein können. Trotzdem ist es auch für Uwe Fischer nicht einfach, sich damit abfinden zu müssen, dass er wahrscheinlich sein ganzes Leben lang mit den Schmerzen wird klarkommen müssen. Uwe Fischer sagt, dass es gut war, dass er sich privat für sein Alter finanziell abgesichert hat, denn alleine von der Frührente könnte er nach eigenen Angaben kein würdiges Leben führen.
Am Donnerstag, 25. Mai, 19 Uhr, findet im Kegelraum der Turnhalle des TSV Heringen das nächste Treffen der Selbsthilfegruppe „SHG – Wir geben uns Kraft“ statt, zu dem jeder interessierte Betroffene recht herzlich eingeladen ist. Uwe Fischer freut sich über jeden zusätzlichen netten Mitstreiter, denn von den derzeit zwölf Mitgliedern der Gruppe sind oft nur vier da. Für Uwe Fischer ist das deprimierend, wenn er sich für die Vorbereitung viel Mühe gibt und die Resonanz am Ende so gering ausfällt. Was Fischer auch nicht schön findet, ist, dass wenn man sich für seine Depressionen professionelle Hilfe eines Psychologen holt gleich von anderen Zeitgenossen als Idiot abgestempelt werde. Die Selbsthilfegruppe kann natürlich kein Ersatz für professionelle Therapie sein, „aber wir könne uns gegenseitig unterstützen und uns das Gefühl geben, dass wir nicht alleine sind“. Wer sich scheut, einfach so alleine zu einem Gruppentreffen zu kommen kann Uwe Fischer werktags ab 17 Uhr unter der Nummer (0170)7776303 erreichen (Quelle Kreis Limburg-Weilburg)