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Kommunales Energiemanagement – klingt kompliziert, ist aber lebensnah und bringt viel. Das zeigen die Beispiele von drei Schulen in der Verbandsgemeinde (VG) Montabaur, die ohne große Investitionen, aber durch eine Vielzahl konsequent durchgeführter Maßnahmen den Energieverbrauch bei Strom und Wärme um 30% senken konnten. Das spart nicht nur bares Geld, sondern auch klimaschädliche CO2-Emmissionen. Als erste Kommune in Rheinland-Pfalz wurde die VG Montabaur nach dem bundesweit einheitlichen Standard Kom.EMS zertifiziert. Bürgermeister Ulrich Richter-Hopprich dankte dem Energie-Team der Verwaltung und ebenso den Schulhausmeistern, „die mit ihrem Einsatz diesen Erfolg möglich gemacht haben.“

Verbrauch ermitteln und beobachten
Schon seit 2012 erfasst die VG-Verwaltung die Verbrauchswerte für Strom, Wärme und Wasser an den insgesamt 11 Schulen in ihrer Trägerschaft der VG Montabaur. Das Ziel ist es, Energie zu sparen und damit Betriebskosten zu senken. Im Rahmen der Zertifizierung wurde nun eine neue Software angeschafft, die diese Daten zusammenführt und ein ständiges Monitoring ermöglicht. Im Fokus standen zunächst die Heinrich-Roth-Realschule plus und die Joseph-Kehrein-Grundschule in Montabaur sowie die Freiherr-vom-Stein-Realschule plus in Nentershausen. Betrachtungszeitraum waren die Jahre 2021-24. „Es ist alles eine Frage der Einstellung“, sagt VG Energiemanager Thilo Walet, der damit sowohl die Steuereinheiten der Heizungen meint, als auch das Engagement der Schulhausmeister. „Das sind unsere Fachleute vor Ort für die jeweiligen Anlagen und für die Nutzung der Gebäude.“ Energiesparen funktioniert allerdings nur, wenn die ganze Schulgemeinschaft mitzieht, also Schüler, Lehrer und Schulleitung dahinter stehen. „Das klappt inzwischen gut“, so das Lob des Energiemanagers.

Heizung richtig einstellen
In früheren Jahren wurden in den Schulen die Heizungen im Herbst einfach angeschaltet und liefen dann bis zum Frühjahr durch. Die größten Einsparungserfolge erzielte Walet in Zusammenarbeit mit den drei Hausmeistern, durch den Abgleich der Heizungssteuerung mit der Gebäudenutzung. „Wir wissen, welche Räume in der Schule wann und wie genutzt werden. Also haben wir die Heizungen im Detail so programmiert, dass die Räume nur dann beheizt werden, wenn sie auch wirklich genutzt werden. Abends, nachts, am Wochenende und in den Ferien reicht eine Grundtemperatur aus, damit das Gebäude nicht zu stark auskühlt.“ Nachdem diese Programmierung einmal vorgenommen war, haben die Hausmeister „nur“ noch kontrolliert, ob die Einstellungen auch tatsächlich zum Schulbetrieb passen und niemand frieren muss.

Neue Heizungsventile
Ein weiteres Erfolgselement sind die Heizungsventile. Sie wurden in allen Schulen schrittweise durch so genannte „Behördenventile“ ersetzt. Diese können nur noch mit Spezialwerkzeugen verstellt werden – und das haben nur die Hausmeister. „Früher haben Schüler oder Lehrer die Heizung voll aufgedreht und wenn es zu warm wurde, das Fenster geöffnet. Beim Verlassen des Raumes wurde nicht daran gedacht, die Heizung wieder runter zu drehen. Jetzt bringen die Thermostate in Kombination mit den Lüftungsanlagen eine gleichmäßige Raumtemperatur“, berichtet Christian Ihl, Hausmeister an der Heinrich-Roth-Realschule plus in Montabaur. Die Lüftungsanlagen sorgen für eine kontrollierte Be- und Endlüftung der Klassenräume. Dadurch entfällt das Lüften durch geöffnete Fenster. Außerdem messen die Anlagen permanent die Raumtemperatur. „So haben wir stets einen guten Überblick, ob die Einstellungen von Heizung und Lüftung passend eingestellt sind“, erklärt Thilo Walet.

Heinrich-Roth-Realschule plus in Montabaur
Die Schule hat einen Schwerpunkt als Ganztagsschule und wird abends oft von der vhs genutzt. „Als wir uns die Belegungspläne für die Abendstunden angesehen haben, haben wir festgestellt, dass sich die genutzten Räume in drei Heizkreisen befinden. Jetzt haben wir die Kurse alle in einen Heizkreis gelegt und können die anderen beiden nach Schulschluss herunterregeln. Das spart enorm“, berichtet Hausmeister Christian Ihl. In den Fluren der Schule gibt es überall Bewegungsmelder und die Beleuchtung wurde auf sparsame LEDs umgestellt. „Es sind viele kleine Maßnahmen, die wir getroffen haben, die einzeln keine enormen Einsparungen bringen. Aber in Summe macht sich das bemerkbar“, stellt der Energiemanager Walet fest. Insgesamt wurde so in von 2021 bis 2024 36% der Wärmeenergie eingespart, was eine Kostenersparnis von mehr als 24.000 Euro bedeutet.

Joseph-Kehrein-Schule in Montabaur
Die Grundschule in der Montabaurer Innenstadt verfügt über eine alte Heizungsanlage, deren Steuerung kaum Optionen für eine Programmierung bot und teilweise kaputt war. Die Phase der Kom.EMS-Zertifizierung hat gezeigt, dass ohne eine moderne Steuerung mit differenzierten Einstellungsmöglichkeiten kaum Optimierungen zu erreichen sind. Deshalb wurde die Heizung in diesem Herbst mit einer neuen Steuerung ausgestattet. „Davon versprechen wir uns viel“, so Walet. Schließlich muss Hausmeister Armin Stoffels nicht nur die beiden Schulgebäude sondern auch die Turnhalle auf Temperatur halten. Diese wird abends und an den Wochenenden von Vereinen genutzt. Die Halle wird kombiniert mit Deckenstrahlern und der Standardheizung beheizt; hier hilft die neue Steuerung beide Heizsysteme miteinander zu verbinden.

Freiherr-vom-Stein-Realschule plus in Nentershausen
Die Schule wurde mehrfach als „Digitale Schule“ ausgezeichnet. Durch die Computer, Smartboards, Netzwerke und vieles andere mehr ist der Stromverbrauch der Schule in den letzten Jahren gewachsen. Dafür ist es im Zuge der Kom.EMS-Zertifizierung gelungen, durch digitale Gebäudeleitechnik Energie einzusparen. Anders als seine beiden Kollegen Ihl und Stoffels muss Hausmeister Markus Hummer nicht mehr in den Heizungskeller gehen, wenn er die Heizung entsprechend der Gebäudenutzung programmieren will. Das kann er dank der neuen Software von seinem Büro aus machen. „Das Programm kontrolliert die Verbrauchswerte fortlaufend. Anhand der Daten kann der Hausmeister dann die Einstellungen anpassen. So hat sich die Anschaffung schnell ausgezahlt“, erklärt Thilo Walet.

Energiemanagement als Daueraufgabe
Die Einsparerfolge bei den drei Schulen motivieren das Energie-Team der VG-Verwaltung, das Kom.EMS-System auch auf andere Gebäude der VG auszuweiten; zunächst auf alle Schulen, dann auf die Feuerwehrgerätehäuser und später auch auf die Liegenschaften der Stadt und der Ortsgemeinden. Auch gilt es, die erreichten Werte zu halten und weiter zu verbessern. „Das ist für uns eine Daueraufgabe“, sagen Markus Felsing, Johannes Noll, Michelle Najmula und Thilos Walet unisono. Die erste Re-Zertifizierung steht bereits in zwei Jahren an. Unterstützt wird das Team von Energieagentur Rheinland-Pfalz, die die Einführung von Kom.EMS landesweit betreut und vorantreibt. (VG Montabaur)