Wissen. Die Arbeit an der Förderschule am Alserberg in Wissen – die einzige ihrer Art im Landkreis Altenkirchen – findet in der Regel etwas außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung statt. Leider. Erhält doch das großartige pädagogische Wirken vor Ort nur selten die eigentlich verdiente Aufmerksamkeit. Nun aber rückt die Förderschule mit einem Schlag ins Rampenlicht: Die Zahl der aufzunehmenden Kinder steigt so rasant, dass sich der Kreis als Schulträger auf eine größere Investition einstellen muss, um dem künftigen Raumbedarf gerecht zu werden. Und dies angesichts der Tatsache, dass bereits einige Klassen an die Marion-Dönhoff-Realschule plus ausgelagert wurden.
Das erfuhr jetzt der 1. Kreisbeigeordnete Tobias Gerhardus bei einem Ortstermin, als er sich von der kommissarischen Schulleiterin Heidi Bordach und Justus Gringe vom Schulleitungsteam über die aktuelle Situation informieren ließ. Derzeit besuchen 126 Kinder und Jugendliche die Förderschule, für das nächste Schuljahr wird mit rund 145 gerechnet. „Damit kommen wir wirklich in die Bredouille, diese Entwicklung ist allerdings auch im gesamten nördlichen Rheinland-Pfalz zu beobachten – und keiner weiß genau, woran das liegt“, berichtete Bordach.
Ein Plus von 20 Köpfen mag an jeder Regelschule marginal sein, an einer Förderschule ist das fast schon eine „Explosion“, wird doch hier im Normalfall in sehr kleinen Klassen mit sechs bis acht Kindern unterrichtet. Die Wissener gehen davon aus, künftig 18 (rappelvolle) Klassen bilden zu müssen, bisher sind es 14. Die Konsequenz: Auch wenn sämtliche Räume an der Realschule genutzt werden, fehlen zum neuen Schuljahr immer noch drei Klassenzimmer.“ Dass wir an der Förderschule mit steigenden Schülerzahlen rechnen mussten, war uns schon länger bekannt. Die jetzt prognostizierte Entwicklung überrascht uns dann aber doch“, so Gerhardus
Diese Schilderungen zur drohenden Raumnot waren allerdings nicht einmal die wichtigste Nachricht, die der Beigeordnete mit zurück in die Kreisverwaltung nahm. Denn für große Nachdenklichkeit sorgte die sich verändernde Schülerschaft. Etwa 40 Prozent der Schüler sind jünger als zehn Jahre. Doch das Alter ist am Alserberg relativ: Mindestens 50 Prozent der Schüler befinden sich in einem Entwicklungsstatus von unter drei Jahren, bei zusätzlichen 25 Prozent sind es unter fünf Jahren. Fast ein Drittel der Kinder und Jugendlichen haben eine Diagnose aus dem Autismusspektrum – mit den entsprechenden Begleiterscheinungen. Kein Wunder also, dass auch der Pflegebedarf immer weiter steigt, ebenso die Verwaltungsarbeit.
Die Folge: „Wir müssen oft genug unsere eigenen Ansprüche und Erwartungen herunterschrauben“, sagte Gringe. Es gehe dann einzig und allein nur noch darum, den Schülern Strukturen und ein Stück Lebenspraxis beizubringen. „Wir setzen als Förderschule bei den Bedürfnissen der Schüler an und orientieren uns so auch an den Schwächsten“, ergänzte Bordach.
„Vielen Dank für dieses Update. Es zeigt uns, wie zügig hier Handlungsbedarf besteht“, betonte Gerhardus, verbunden mit einem Dank an das 67-köpfige Team von der Lehrkraft bis zum Schulbegleiter, das sich in Wissen um die beeinträchtigten Schüler kümmert. Er werde jetzt unverzüglich die ohnehin laufenden Gespräche mit der Bauabteilung des Kreises sowie der ADD als Schulaufsichtsbehörde in Gespräche intensivieren, um verschiedene bauliche Optionen zu prüfen. „Denn eines ist auch klar: Das hier ist kein Thema, das wir in irgendeiner Form auf die lange Bank schieben dürfen“, so der Kreisbeigeordnete. (Quelle Kreis Altenkirchen)