Es ist ein herber Schlag für die Koblenzer Amateurchorszene: in diesem Jahr wird der klingende Adventskalender auf dem Koblenzer Weihnachtsmarkt ausfallen. Der Grund: Für jeden der 13 geplanten, jeweils halbstündigen Chorauftritte kämen auf den Kreis-Chorverband GEMA-Gebühren von über 1.200 Euro zu, in Summe mehr als 15.000 Euro. Denn anders als in der Vergangenheit legt die GEMA nun den pauschalen „‚Weihnachtsmarkt-Tarif‘ – U-ST für Veranstaltungen im Freien“ zugrunde.
Die geplanten Auftrittszeiten zum Koblenzer Adventskalender waren bereits auf der Seite der Koblenzer Weihnachtsmärkte einsehbar. Doch dazu wird es in diesem Jahr nicht kommen. Stattdessen wird am 3. Dezember, dem ersten Tag des klingenden Adventskalenders, ein schweigender Chor auf der Bühne am Josef-Görres-Platz stehen.
„Eine Videokonferenz am vergangenen Freitag sorgte für finale Ernüchterung“, äußert sich Tobias Hellmann, Vizepräsident des Chorverbandes Rheinland-Pfalz enttäuscht. „Bis zuletzt wurde versucht, die GEMA zum Einlenken zu bewegen – vergeblich.“ Kaum nachvollziehbar für alle ist die Tatsache, dass es in dem Bemessungstarif U-ST für die GEMA keinen Unterschied macht, ob bei den Auftritten eine halbe Stunde gesungen wird oder zehn.
Der Vorsitzende des Kreis-Chorverbands Koblenz, Dietmar Weidenfeller dazu: „Der klingende Adventskalender war nie Selbstzweck für die teilnehmenden Chöre. Ihr Auftritt war stets unentgeltlich. Die Chormitglieder investieren Zeit und auch Reisekosten aus eigener Tasche, um den klingenden Adventskalender an 13 Tagen in der Vorweihnachtszeit mit Klang und Leben zu füllen. Im Rahmen der Auftritte wurden stets Spendengelder für wohltätige Zwecke gesammelt. Davon erhielten die Chöre und ihre Aktiven keinen Cent. In diesem Jahr fallen somit nicht nur Spendengelder für den Kinderschutzbund in Koblenz weg, sondern auch ein wesentlicher Teil der weihnachtlichen Stimmung auf dem Weihnachtsmarkt in Koblenz. Die GEMA hat dem ganzen durch ihr Abrechnungsverhalten offensichtlich einen Bärendienst erwiesen.“
Der Weihnachtsmarkt in Koblenz ist bei weitem kein Einzelfall. Aufgrund der GEMA-Kosten wird beispielsweise auch in Trier an lediglich zwei Markttagen Live-Musik zu hören sein – und dort größtenteils mit Repertoire, das „GEMA-frei“ ist.
Für Chöre, Orchester, Bands und Nachwuchskünstler fällt damit eine wichtige Möglichkeit weg, sich einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. „Ganz offenbar wird dies von der GEMA billigend in Kauf genommen“, stellt Hellmann verärgert fest. Natürlich sei es möglich, einen Auftritt vollständig mit einem Repertoire zu gestalten, das nicht GEMA-pflichtig sei. „Dabei reden wir von Kompositionen und Bearbeitungen, deren Urheber seit mehr als 70 Jahren tot oder die nicht Mitglied der GEMA sind.“ Dies gehe aber an der gelebten Aufführungspraxis und den Repertoires der Chöre vorbei.
Schwer erträglich, so Hellmann, sei zudem die Behandlung der Livemusik auf Weihnachtsmärkten im Vergleich zur „Berieselung“ aus Lautsprechern. Lege man die von den Chören mit zwei Lautsprechern beschallte Fläche zugrunde, würden gerade einmal 47 Euro fällig. Denn dort spielt weder die Größe der Lautsprecher noch die Größe des Veranstaltungsortes eine Rolle.
„Als Verband werden wir Wege suchen und finden müssen, um eine praxisgerechte Anpassung der Tarife zu bewirken. Dazu ist der Schulterschluss mit anderen Verbänden sowie vor allem der betroffenen Musikschaffenden wichtig.“ Denn insbesondere die Mehrzahl der Chorkomponisten sei – durch die Einstufungspraxis der GEMA – ohnehin nicht auf Rosen gebettet. „Die Komponisten und Arrangeure sind von der GEMA-Praxis unmittelbar betroffen – denn ohne Aufführungen, keine Tantiemen“, erläutert der Vizepräsident. Dabei sieht Hellmann auch die Politik in der Pflicht: „Die GEMA hat in Deutschland eine Monopolstellung. Gleichzeitig genießt sie durch den staatlich verliehenen Status eines wirtschaftlichen Vereins enorme Privilegien. Das oft gehörte Mantra, die Politik sei hier machtlos, könne daher nicht einfach so stehenbleiben.“ (Quelle Chorverband Rheinland-Pfalz)