Hilgenroth. Zugegeben: Es sieht gerade etwas wüst aus. Das nackte, schlammige Erdreich verlangt nach Gummistiefeln der gehobenen Kategorie, der kleine Bach kämpft sich tapfer durch das unwirtliche Umfeld, von jedweder Artenvielfalt keine Spur. Doch das wird sich schnell ändern. Hier, am ehemaligen Brandweiher der Ortsgemeinde Hilgenroth, entsteht im Rahmen eines Naturschutzprojekts auf kleiner Fläche ein vielfältiger Lebensraum. Finanziert von der „Stiftung Umwelt und Natur Rheinland-Pfalz“ und umgesetzt von der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) der Kreisverwaltung Altenkirchen wird das wertvolle Biotop schon im nächsten Jahr auch für den Laien als solches zu erkennen sein. Über den Stand der Dinge informierte Christian Heidtmann (UNB) dieser Tage Bürgermeister Fred Jüngerich, Ortsbürgermeister Michael Rüttger sowie dessen Vorgängerin Monika Otterbach, die das Projekt maßgeblich mit angestoßen hatte.
Ziel war und ist es, den ehemaligen Brandweiher – der längst seine ursprüngliche Funktion verloren hat und auch nicht mehr als Fischteich genutzt wurde – grundlegend ökologisch aufzuwerten. Dafür war zunächst einmal schweres Gerät in Form eines Schreitbaggers erforderlich, um das Gelände neu zu modellieren. „Die Fläche birgt nach unserer Meinung sehr viel Potenzial, um verschiedene Habitate miteinander zu verknüpfen: Still- und Fließgewässer, die passenden Randstrukturen und extensives Grünland“, so Heidtmann. Der Fachmann spricht hier von einem sogenannten Trittsteinbiotop zwischen den Einzugsgebieten von Wied und Sieg.
Zunächst einmal wurde das Areal von jeder Menge alter Rohre befreit, zudem fiel die künstliche Stützmauer der Baggerschaufel zum Opfer. An deren Stelle wird die natürliche Böschung von großen Steinblöcken abgefangen – idealer künftiger Lebensraum für Reptilien und Kleinsäuger. Doch wie gesagt: Die Baggerschaufel hat im Fall von Hilgenroth nicht nur eine destruktive Kraft. Mit ihrer Hilfe wurden zum Beispiel Flach- und Tiefwasserzonen geschaffen und Gehölze entfernt, um einen übermäßigen Laubeintrag zu verhindern und damit einer vorzeitigen Verlandung entgegenzuwirken.
Der Wasserstand soll nicht mehr künstlich beeinflusst werden. Das heißt: Der Bach behält sein Wasser. Die tieferen Zonen werden künftig durch einen natürlichen Grundwasserzufluss gespeist, der Wasserstand reguliert sich je nach Jahreszeit und Niederschlägen. Sollten im Sommer die Flachwasserzonen trockenfallen, gibt es so immer noch einen Rückzugsort für Amphibien.
Zudem wurden seitens der Unteren Naturschutzbehörde auch die Randbereiche in das Projekt miteinbezogen, und zwar in der Form, dass sich das Grünland zu einer artenreichen, extensiven Feuchtwiese mit maximal zwei Mahd-Terminen oder einer Beweidung pro Jahr entwickeln soll.
Der Zeitplan ist klar: Bereits im kommenden Frühjahr wird die Natur dort weitermachen, wo der Bagger aufgehört hat. Und geht es nach Christian Heidtmann, wird der Mensch nur noch in Ausnahmefällen regulierend am ehemaligen Brandweiher eingreifen. (Quelle Kreis Altenkirchen)