Daaden/Siegen. Es war einmal mehr eine Gratwanderung zwischen Fiktion und Realität, und erneut lautete die zentrale Botschaft: Gewalt, ob physischer oder psychischer Natur, kann und darf niemals das Mittel zum Zweck sein. Das nahmen jetzt Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 der Hermann-Gmeiner-Realschule Daaden nach dem Besuch einer Präventionsveranstaltung im Kulturhaus Lÿz in Siegen mit nach Hause. Organisiert und finanziert wurde die Teilnahme vom Kinder- und Jugendschutz der Kreisverwaltung Altenkirchen und der Schulsozialarbeit der Realschule.
Dabei wurden die Jugendlichen zunächst bewusst in die Irre geführt, ging es doch vermeintlich um ein Casting der Agentur „Mensch – aber wie?“. Im Mittelpunkt standen fünf Personen, die auf verschiedenste Art und Weise mit Gewalt in Berührung gekommen sind, mal als Täter, mal als Opfer. Die einen sind „gezwungen“, an einer Präventionskampagne teilzunehmen, die anderen wollen ihre individuelle Geschichte mit der Öffentlichkeit teilen: ein Nazi, eine Lehrerin, eine Schülerin, ein Ausländer und eine Frau.
Nachdem jeder Akteur nacheinander von seiner Gewalterfahrung berichtet hatte, stellten die Schülerinnen und Schüler detaillierte Nachtfragen und beschäftigten sich mit vorbereiteten Fragebögen. Dabei ging es u.a. um diese Fragen: Wie sympathisch ist euch die Person? Glaubt ihr, dass die Person Recht und Unrecht unterscheiden kann? Was möchtet ihr der Person mit auf den Weg geben?
Als die Jugendlichen ihre Ergebnisse dem Plenum vorstellten, „outeten“ sich dann auch die Schauspielerinnen und Schauspieler als solche und berichteten, dass es sich zwar um gespielte, gleichwohl wahre Schicksale handelte. Es entstand ein gemeinsamer Austausch über subjektives Gewalterleben im (Schul-)Alltag. Die Jugendlichen stellten Fragen, äußerten ihre Eindrücke und teilten ihre persönlichen Meinungen und Erlebnisse zum Thema „Gewalt“.
Das „unangekündigte“ Präventionstheater löste jedenfalls eine tiefe emotionale Betroffenheit bei den Neuntklässlern aus Daaden aus, eben weil es kontrovers und provokant „rüberkam“ und auf wahren Geschichten beruhte. Letztlich kam man zu der Überzeugung, dass Gewalt keine Lösung sein kann, denn sie führt wiederum zu weiterer Gewalt. Vielmehr muss es darum gehen, sich in den richtigen Momenten solidarisch und empathisch zu zeigen und nicht nur stiller Betrachter und Zuschauer zu sein, wenn Unrecht geschieht. Insgesamt war es aus Sicht des Jugendschutzes eine sehr gelungene und berührende Veranstaltung, um sich und das eigene Handeln und Verhalten kritisch zu reflektieren.
Nach der Veranstaltung hatten die Daadener Schülerinnen und Schüler noch die Möglichkeit das Thema weiter innerhalb ihrer Klassenverbände zu besprechen. (Quelle Kreis Altenkirchen)