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Viele kommen zur Kundgebung für demokratische und offene Gesellschaft
Westerwaldkreis. Für einen kurzen Moment leuchtet ein Regenbogen über dem Westerburger Marktplatz. Das Himmelsphänomen passt. Denn die rund 500 Menschen, die sich unter dem Motto „Westerburg steht auf“ hier versammelt haben, setzen ebenfalls ein leuchtendes Zeichen: Sie demonstrieren für eine bunte und offene Gesellschaft.

Nicht gegen, sondern für etwas auf die Straße gehen. Das liegt dem „Arbeitskreis Soziales Westerburg“ am Herzen: Der Arbeitskreis, eine Kooperation von Vertretern der Stadt und Verbandsgemeinde, der Kirchen, Schulen und sozialer Einrichtungen, hat die Kundgebung organisiert und sechs Werte in den Mittelpunkt des Tages gestellt: Demokratie, Zusammenhalt, Frieden, Vielfalt, Respekt und Freiheit. Jeder der kurzen Redebeiträge geht auf einen dieser Begriffe ein. „Wir Wäller lieben unsere vielfältige Gesellschaft“, sagt der Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Westerburg, Maic Zimmermann, zur Begrüßung. „Eine Vielfalt, die unser Zusammenleben hier im Westerburger Land bereichert und stark macht.“
Im Anschluss sprechen der Stadtbürgermeister Janick Pape und der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Westerburg, Markus Hof, über ein weiteres Fundament, für das es sich lohnt, auf die Straße zu gehen: die Demokratie. Sie muss gepflegt, geschützt und immer wieder erneuert werden – auch gegen diejenigen Kräfte, die Spaltung, Misstrauen und Unfrieden säen, betonen die Politiker.
Das erfordert freilich Zusammenhalt, wie VertreterInnen der Regionalen Diakonie Westerwald und des Vereins „Frauen gegen Gewalt“ betonen: „Ganz egal, wie alt und jung oder arm und reich wir sind: Vom Anfang bis zum Ende unseres Lebens sind wir aufeinander angewiesen“, sagen Wilfried Kehr, Selina Mende und Magdalena Klejdzinska-Stahl stellvertretend für die sozialen Einrichtungen der Stadt. „Diese Form des Miteinanders ist die Grundlage des Zusammenlebens in jeder Gesellschaft. Ohne dieses Miteinander sind wir einsam, schutzlos, aufgeschmissen. Eine Kette ist immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Deshalb setzen wir uns gemeinsam ein für alle Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind – damit die Kette und der Zusammenhalt nicht reißen.“
Natürlich steht am Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine auch das Thema Frieden im Fokus. Die Kirchen widmen sich diesem großen Begriff und betonen, dass Frieden eine Haltung verlangt, die nicht vorschnell verurteilt und ausgrenzt, sondern sich auf den anderen Menschen einlässt, sagen Pfarrerin Viola Gräf (Evangelische Kirchengemeinde Westerburg) und Gemeindereferentin Marina Jung (Katholische Pfarrei Liebfrauen Westerburg). Und auch wenn Friedensversuche scheitern: „Wir werden immer wieder für Frieden aufstehen - wenn Menschen diskriminiert werden oder Mitmenschlichkeit verloren geht“, sagen die Kirchenvertreterinnen.
Mitmenschlichkeit bedeutet auch: Vielfalt und Respekt. Schülerinnen und Schüler berichten aus ihrem Alltag, was dieses Gut für sie heißt: „Ich möchte mit meinen Freunden – egal, woher sie kommen – Neues erleben, ohne diskriminiert zu werden. Ich bin dankbar für die Freiheit, die mir das Grundgesetz garantiert“, erzählt eine der Jugendlichen.
Nadine Bongard, Referentin für Gesellschaftliche Verantwortung im Evangelischen Dekanat Westerwald, spricht zum Schluss schließlich über die Freiheit: „Für mich ist es ein großes Glück, in diesem Land und in dieser Zeit geboren zu sein. Die Menschen in Deutschland haben nach der Entmenschlichung im sogenannten Dritten Reich unsere freie, offene und demokratische Gesellschaft aufgebaut.“ Eine Gesellschaft, in der es natürlich auch Spannungen und Konflikte gibt. Aber in der Religion frei ausgeübt werden kann; in der es freie Wahlen und Pressefreiheit gibt: „Genau das ist Demokratie: miteinander mit-menschlich umgehen, dem anderen respektvoll zuhören, aber auch: die eigene Meinung vertreten. Deshalb steht Westerburg heute auf.“
Dieter Meurer verknüpft diese Werte musikalisch miteinander. Mit Songs wie „Blowing in the Wind“ oder dem bewegenden Mundart-Stück „Dat Haus, wo Kinner wohne“ verleiht der Liedermacher dem Tag einen besonderen, kraftvollen Akzent.
Demokratie ist nicht selbstverständlich. Eine Botschaft, die bei den Menschen in Westerburg ankommt. Mit viel Applaus und bunten Transparenten stehen sie auf für Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Am Ende der Kundgebung halten viele von ihnen farbige Papierhände in die Höhe, machen Fotos voneinander und teilen die Bilder unter dem Hashtag #westerburgstehtauf in den Sozialen Medien. Ein schönes Zeichen dafür, dass die Region Westerburg so bunt wie ein Regenbogen ist – und bleiben soll. (bon) (Quelle Evang. Dekanat WW)