WESTERWALD. 500.000 Hausbesuche, 220.000 Gasgeräte, 85 Millionen Euro Kosten: Diese Zahlen machen die Dimension des bisher größten Infrastrukturprojekts der Unternehmensgruppe Energieversorgung Mittelrhein (evm-Gruppe) deutlich. Die Rede ist von der Umstellung des Erdgasnetzes von L- auf H-Gas. Sieben Jahre nach dem offiziellen Start hat die evm-Gruppe das Projekt erfolgreich beendet. „Damit haben wir die Gasversorgung in der Region langfristig gesichert“, erklärt Hendrik Majewski, Geschäftsführer der Energienetze Mittelrhein (enm).
Genau zehn Jahre ist es her, dass die Open Grid Europe (OGE) als Betreiberin des Gasfernleitungsnetzes die evm-Gruppe über die notwendige Erdgasumstellung im hiesigen Netzgebiet informierte.
Zwischen 2021 und 2023, hieß es in der Mitteilung seinerzeit, müsse das Erdgasnetz im nördlichen Rheinland-Pfalz auf H-Gas umgestellt werden. Hintergrund ist die Tatsache, dass die Erdgasförderung in den Niederlanden schrittweise eingestellt werden soll und von dort größere Mengen L-Gas in das Fernleitungsnetz eingespeist wurden. Stattdessen strömt nun H-Gas aus Norwegen und anderen Bezugsländern durch das Netz der enm. Da H-Gas einen höheren Brennwert hat, mussten sämtliche gasbetriebenen Geräte auf die neue Gasqualität angepasst werden.
Umfangreiche Vorarbeiten
Um dieses Ziel zu erreichen, waren umfangreiche Vorarbeiten und ein genauer Zeitplan notwendig. „Wir sind dabei schrittweise vorgegangen und haben unser Netzgebiet in drei große Teilbereiche unterteilt“, berichtet Projektleiter Andreas Weiland. So war zunächst der Bereich Westerwald an der Reihe, wo 2019 die Hausbesuche starteten. „Wir mussten in jeden Haushalt, um exakt zu ermitteln, welche Gasgeräte dort jeweils vorhanden sind“, so Weiland. Anhand dieser Daten konnten die Experten dann ermitteln, wie das jeweilige Gerät auf H-Gas anzupassen ist. Im Regelfall musste für Erdgasheizungen eine neue Düse beschafft und später eingebaut werden, während sich vor allem neuere Geräte selbständig an die Gasqualität anpassen und kein Ersatzteil zu beschaffen war. In wenigen Ausnahmefällen war allerdings eine Anpassung aufgrund des Alters oder des Zustands der Anlage nicht möglich, sodass der Eigentümer diese austauschen musste.
Eine Million Arbeitsstunden
Damit die Mammutaufgabe pünktlich zum jeweiligen Schalttermin erledigt werden konnte, waren neben dem zwanzigköpfigen Kernteam der evm-Gruppe auch rund 100 weitere Mitarbeiter des Unternehmens sowie mehrere Hundert Mitarbeiter von 15 Dienstleistern im Einsatz, die sich um die Erhebung und Anpassung der rund 220.000 Endgeräte der Kunden, um die Qualitätssicherung, den Kundenkontakt und vieles mehr kümmerten. Unterm Strich wurden mehr als eine Million Arbeitsstunden und ca. 85 Millionen Euro in dieses Infrastrukturprojekt investiert.
Für die Umstellung des ca. 5.300 Kilometer langen L-Gas-Netzes der evm-Gruppe auf H-Gas war eine akribische Vorarbeit notwendig. Die Netzplanungsexperten der enm hatten zu diesem Zweck detaillierte Berechnungen vorgenommen und Probebetriebe durchgeführt, bevor dann von 2021 an die Netzbereiche sukzessive auf H-Gas geschaltet werden konnten. „Das muss man sich wie eine Operation am offenen Herzen vorstellen“, beschreibt Geschäftsführer Hendrik Majewski die Arbeit. „Unsere Spezialisten hatten alles so perfekt vorbereitet, dass die einzelnen Umstellungen ohne Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit in unserer Region durchgeführt werden konnten. Für diese einwandfreie Leistung danke ich unserem Team ausdrücklich.“ Das eigens eingerichtete Erdgasbüro konnte zwischenzeitlich aufgelöst werden; die telefonische Erreichbarkeit ist allerdings weiterhin sichergestellt. (Quelle evm)