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Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Klimaschutzministerin Katrin Eder und Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt: Wasserstoff ist der Energieträger der klimaneutralen Zukunft und Rheinland-Pfalz stellt mit rund 184 Millionen Euro die Weichen, um eine Modellregion für grüne Wasserstofftechnologien zu werden.

„Wasserstoff ist der Energieträger der klimaneutralen Zukunft, deshalb haben bereits im Koalitionsvertrag vereinbart, Rheinland-Pfalz zu einer Modellregion für die grünen Wasserstofftechnologien zu machen. Zur Klimakrise ist eine handfeste Energiekrise hinzugekommen in Folge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Das hat die Notwendigkeit von Wasserstoffproduktion nochmals erheblich verschärft. Die Landesregierung bringt in einer großen Kraftanstrengung mit 184 Millionen Euro Wasserstoff-Projekte im Land voran. Mit dieser Landesförderung holen wir zusätzliche Fördermittel von Bund und EU in erheblichem Umfang für den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft nach Rheinland-Pfalz“, erklärten Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Klimaschutzministerin Katrin Eder und Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse der Wasserstoffstudie. Teil der Studie ist eine Roadmap für Rheinland-Pfalz, die die nächsten Schritte.

„Klimaneutraler Wasserstoff wird für das Erreichen der rheinland-pfälzischen, aber auch der nationalen Klimaschutzziele einen wichtigen Beitrag leisten, da er wesentlich zu einer Dekarbonisierung in Industrie und Mobilität beitragen kann und gleichzeitig zur Erhöhung der Versorgungssicherheit und Energieunabhängigkeit beiträgt. Daher ist die Verfügbarkeit von Wasserstoff auch ein bedeutender Standortfaktor für Wirtschaft und Industrie. Rheinland-Pfalz will seinen Wirtschaftsstandort mit großen energieintensiven Industriebetrieben auch für die Zukunft sichern“, hob die Ministerpräsidentin hervor. „Rheinland-Pfalz hat mit seiner Wirtschaftsstruktur, seiner gut ausgebauten Wasserstraßen-Infrastruktur sowie seiner geografischen Lage mit seinen Grenzen insbesondere zu Belgien und Holland mit ihren bedeutenden Häfen gute Voraussetzungen, um ein Knotenpunkt für die Wasserstoffindustrie zu werden“, so die Ministerpräsidentin weiter. Mit den Ergebnissen der Wasserstoffstudie mit Roadmap für Rheinland-Pfalz habe man nun ein genaues Lagebild und erste Empfehlungen für den Ausbaupfad. Nach der ersten Befassung im Ministerrat heute werde weiter intensiv mit verschiedenen Akteuren beraten. „Ich danke dem Studienleiter Dr. Martin Robinius und dem gesamten Konsortium sowie dem Projektbeirat und allen an der Studie Beteiligten für die hervorragende Arbeitsgrundlage, die mit der Studie geschaffen wurde. Sie ist nun der Startschuss für die weiteren Arbeiten“, betonte die Ministerpräsidentin.

Mit einem räumlich und zeitlich detailliert aufgelösten Optimierungsmodell wurden in der Wasserstoffstudie für Rheinland-Pfalz realistische Transformationspfade zur Treibhausgasneutralität im Jahr 2040 entwickelt, wobei die politisch gesetzten Randbedingungen berücksichtigt worden sind. Dazu gehört die Treibhausgasneutralität bis spätestens 2040, der Ausbau von Photovoltaik (PV) und Windkraft um mindestens 500 Megawatt (MW) pro Jahr bis 2030 und ab dem Jahr 2030 eine bilanzielle Stromdeckung durch 100 Prozent Erneuerbare Energien (EE).

„Grüner Wasserstoff ist Basis für zahlreiche Zukunftstechnologien. Dazu gehören auch neue Strategien und Konzepte im industriellen Sektor, in der Mobilitätspolitik, aber auch bei der Abwasserbeseitigung. Basis ist allerdings der konsequente Ausbau der Erneuerbaren Energien. Um zu gewährleisten, dass sich Rheinland-Pfalz bis 2030 bilanziell mit regenerativ erzeugtem Strom versorgen kann, ist bereits ein hohes Ausbautempo notwendig. Diese Notwendigkeit wird noch einmal verstärkt, um ab dem Jahr 2030 den zusätzlich notwendigen Strom für die Elektrolyse zur Erzeugung von grünem Wasserstoff bereitstellen zu können. Die Studie zeigt: Wir müssen den bereits ambitionierten Ausbau der Erneuerbaren Energien nochmals forcieren. Um den Ausbau der Erneuerbaren in Rheinland-Pfalz weiter voranzubringen, haben wir die Abstandsregeln für Windenergieanlagen gesenkt, eine Verordnung für Freiflächen-PV Anlagen erlassen, wir zentralisieren die Genehmigungsverfahren für Windenergieanlagen auf die Ebene der SGD mit insgesamt 12 neuen Stellen und zum 01.01.2023 tritt die Solarpflicht auf neuen Gewerbegebäuden und großen Parkplätzen in Kraft. Unterstützt werden diese Maßnahmen durch die Bundesregierung, die zum Ausbau der Erneuerbaren Energien bisherige Blockaden gelöst hat. Mit dem Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft in Rheinland-Pfalz werden wir die vielen industriellen Arbeitsplätze in Rheinland-Pfalz auch in Zukunft erhalten können. Dazu können wir durch die Wasserstoffwirtschaft bis zu 1.800 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen, weitere Arbeitsplatzeffekte entstehen durch den zusätzlich notwendigen Ausbau der Erneuerbaren Energien. Hier müssen alle Akteure gesamtgesellschaftlich zusammenarbeiten. Klima und Fortschritt gehen hier Hand in Hand“, stellte Energieministerin Katrin Eder die Größe der Aufgabe heraus.

Die Wasserstoffstudie mit Roadmap soll allen beteiligten Akteuren wie den Unternehmen, Kommunen, Institutionen und sonstigen Einrichtungen und natürlich der Landesregierung selbst als Informationsquelle und Ideengeberin dienen, so Eder weiter.

„Mit der vorliegenden Studie sind die Handlungsfelder im Bereich Wasserstoff sehr klar definiert. Für mich sind nun zwei Dinge von besonderer Bedeutung: Unsere Wirtschaft muss in ihrer gesamten Breite mit Wasserstoff versorgt werden - von der Industrie über den industriellen Mittelstand bis hin zu den kleinen und mittleren Unternehmen", sagte Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt. Unsere unterstützenden und flankierenden Maßnahmen zum Aufbau wasserstoffbasierter Wertschöpfungsketten müssen dabei gut zugänglich sein." Die Landesregierung plane deshalb eine "Koordinierungsstelle Wasserstoff", die in der Innovationsagentur des Landes angesiedelt werden soll. Wir wollen interessierten Unternehmen, aber auch Akteuren aus Wissenschaft und Kommunen, die sich mit der Erzeugung, Speicherung, Verteilung und Anwendung von Wasserstoff befassen, die Beratungsqualität eines one-stop-shop bieten", sagte Schmitt. Schmitt kündigte zudem ein Wasserstoffprogramm in Höhe von 40 Millionen Euro an: Unter anderem werden Wasserstofftankstellen entlang der wichtigen Verkehrsachsen gefördert sowie die Rolle der Häfen als Wasserstoffhubs untersucht. Auch Kommunen sollen direkt von dieser Förderung profitieren: Regionale Wasserstoffproduktion und -verfügbarkeit ist die Basis. Der Wasserstoff in diesen Modell-Kommunen ist dann praktisch der ,Lockstoff' für Wirtschaft und Forschung. So können in diesen Modellregionen regionale Wertschöpfungsprozesse in Gewerbe und Logistik, Forschung und Entwicklung, aber auch Energieversorgung entstehen", sagte Schmitt.

„Die Wasserstoff-Studie ist ein zentraler Baustein auf dem Weg, Rheinland-Pfalz im Bereich des Wasserstoffs zu einer Modellregion zu entwickeln. Sie bündelt nicht nur die Expertise im Land, sondern zeigt auch die Chancen und Entwicklungspotentiale in den Bereichen Erzeugung, Verkehr, Gebäude, Industrie, Transport und Speicherung sowie Bildung und Forschung. In der Studie wird aufgezeigt, dass die Forschung in Rheinland-Pfalz mit mehreren außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Universitäten und Hochschulen angewandter Wissenschaften und privaten Forschungseinrichtungen gut aufgestellt ist“, so Wissenschaftsminister Clemens Hoch. Das Wissenschaftsministerium fördere gezielt Maßnahmen als strategische Einzelprojektförderungen im Rahmen eines Kompetenzaufbaus zum Thema Wasserstoff im Bereich der Grundlagenforschung bis zur Vorlaufforschung. Diese Förderungen beliefen sich auf bislang insgesamt über sieben Millionen Euro und umfassen Projekte von Reaktorkonzepten zur dezentralen Wasserstoffspeicherung bis zu Druckbehältern für die Wasserstoffspeicherung und den Wasserstofftransport. Sie sollen in den nächsten Jahren weiterhin gezielt eingesetzt werden, um die Hochschulen und die Forschungseinrichtungen als Impulsgeber weiter zu unterstützen, wo besondere Förderlücken gesehen werden. Solche spezifischen Maßnahmen leisteten einen direkten Beitrag zur Umsetzung der Roadmap der Wasserstoff-Studie des Landes, so der Minister.

Hintergrund:

Die Wasserstoffstudie mit Roadmap für Rheinland-Pfalz wurde im Auftrag des Klimaschutzministeriums durch ein Konsortium unter Führung der umlaut energy GmbH erstellt und vom Klimaschutzministerium, Wirtschaftsministerium und Wissenschaftsministerium fachlich eng begleitet. Die Erstellung der Studie erfolgte darüber hinaus in einem bundesweit einmaligen Partizipationsprozess unter Beteiligung von in Rheinland-Pfalz ansässigen Unternehmen, die vom Aufbau der Wasserstoffwirtschaft unmittelbar betroffen sein werden, sowie Vertreterinnen und Vertretern der Sozialpartner und der kommunalen Gebietskörperschaften, Kammern, Hochschulen, von Forschungsinstituten und der Fraktionen im rheinland-pfälzischen Landtag. Die Ergebnisse der Studie und die weiteren Arbeiten sollen dabei insbesondere die energieintensive Industrie sowie die Kommunen bei der Nutzung von grünem Wasserstoff unterstützen.

Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat sich das klimaschutzpolitische Ziel gesetzt, in einem zeitlichen Korridor zwischen den Jahren 2035 und 2040 Klimaneutralität zu erreichen. Die dafür notwendige Dekarbonisierung erfordert eine stärkere Verknüpfung der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität. Ein wichtiger Baustein dafür kann Wasserstoff als Element der Sektorenkopplung sein.

In Rheinland-Pfalz sind weltweit vernetzte Unternehmen der chemischen Industrie mit sehr hohem stofflichen Bedarf an Wasserstoff und Hersteller, die den Einsatz von Wasserstoff als Antriebsenergie für Nutzfahrzeuge weiterentwickeln, angesiedelt. Für diese Unternehmen ist die verlässliche und kostengünstige Versorgung mit grünem Wasserstoff für die Fortführung ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten am Wirtschaftsstandort Rheinland-Pfalz essentiell.

Rheinland-Pfalz verfügt über ein gut ausgebautes Wasserstraßennetz, das es mit den größten europäischen Häfen Rotterdam und Antwerpen verbindet. Außerdem bieten sich rheinland-pfälzische Binnenhäfen als zukünftige Zentren für Wasserstoff-Import und -Verteilung an. Zudem begünstigen die zentrale Lage von Rheinland-Pfalz in Mitteleuropa und Deutschland sowie die gemeinsame Grenze mit Luxemburg und Frankreich eine führende Position als Transitland und Logistik-Drehscheibe für eine mögliche Wasserstoffversorgung Mitteleuropas und Deutschlands mit Wasserstoff aus Norddeutschland, Südeuropa und der MENA-Region (Middle East and North Africa: Nahost und Nordafrika).

Link zur Wasserstoffstudie mit Roadmap für Rheinland-Pfalz:
https://mkuem.rlp.de/de/themen/energie/ (Quelle Staatskanzlei Mainz)