Montabaur/WW. 1988 wurde die Kleinkunstbühne (KKB) Mons Tabor als gemeinnützige Kulturinitiative von einem Dutzend Menschen gegründet, die ein Ziel verband: das Kulturangebot im Westerwald und besonders rund um die Kreisstadt Montabaur besser und vielseitiger zu machen! Nach vielen erfolgreichen Aufbaujahren war der rege Verein wegen seiner Ausdauer, guten Ideen und der attraktiven Kulturformate zu einem Vorzeigeprojekt weit über den Westerwald hinaus geworden. Dann kam Corona und nun stellten die verbliebenen Aktivisten in ihrer Jahreshauptversammlung die Frage: Ende oder Wende für die Kleinkunstbühne nach 35 Jahren?
Das Beste vorweg: die Bühne ist noch nicht am Ende, das Programm für 2023 steht weitgehend und es wird ein gewohnt hohes Niveau garantiert! Allerdings ist die Finanzierung noch wackelig und hängt von einem wieder besseren Besuch ab, nachdem Corona seinen Schrecken etwas verloren hat. Dies gilt insbesondere für die letzte Veranstaltung in diesem Jahr, das 32. Kleinkunstfestival „Folk & Fools“ am 18. und 19.11.2022 in der Stadthalle Montabaur (siehe Foto). Doch auch wenn die Finanzen mit Hilfe von öffentlichen Zuschüssen und einigen wenigen Sponsoren - darunter die heimischen Geldinstitute Naspa, Sparkasse Westerwald-Sieg, Westerwald-Bank und Sparda Bank - ein Überleben zunächst sichern, bleibt das größte Problem: der fehlende Nachwuchs!
Bei seiner Begrüßung stellte KKB-Vorsitzender Uli Schmidt ernüchtert fest. „Wir sind mit unseren vielen Veranstaltungsgästen inzwischen zusammen alle 35 Jahre älter geworden – da ist ein Besuch von unseren bekannten Formaten wie der „Westerwälder Kabarettnacht“ oder der Weltmusikreihe „Musik in alten Dorfkirchen“ noch gut möglich, aber die ganze Arbeit mit immer weniger und älter werdenden Leuten zu stemmen, wird zunehmend belastender“.
Da wurde von langjährigen Aktiven geklagt, dass die Lautsprecherboxen und Strahler zu schwer zum Schleppen sind, dass Autofahren bei Dunkelheit Probleme macht oder Long-Covid eine Mitarbeit erschwert. Und die älteste ehrenamtliche Mitarbeiterin Marie Luise Gäffgen ließ wissen, dass sie mit Mitte 80 auch nicht mehr zu den Zukunftshoffnungen zähle! Im Ergebnis: „Nachwuchs“ oder gerne auch einige ältere neue aktive Kulturschaffende müssen her, sonst kommt die KKB ihrem biologischen Ende unvermeidlich Schritt für Schritt bzw. Jahr für Jahr näher! Da helfen auch alle guten Ideen und Sponsoren auf Dauer nicht!
Die Bühnentechniker Torsten Schmitz und Klemens Hübinger zeigten sich froh darüber, dass mit Hilfe von Corona-Programmen für die notleidende Kultur die Ton- und Bühnentechnik in wichtigen Teilen erneuert und verbessert werden konnte und weiterhin kann. „Mit Hilfe der Sparkasse Westerwald-Sieg konnten wir sogar einen neuen Anhänger für unsere Technik anschaffen“, so Kassenführer Carsten Frenzel. Dafür, dass unter "http://www.kleinkunst-mons-tabor.de" alle Infos rund um das Programm immer aktuell einzusehen sind, sorgt Volker Kram. Gelobt wurde von allen das bei Künstlern und Helfer/innen geschätzte Cateringteam der Bühne unter Leitung von Christa Marx. Diese ist auch mit Rita Stahl und Anne Linde für die Kassenprüfung zuständig.
Viel Hoffnung auf wieder vollere Säle und Nachwuchs sahen die Anwesenden begründet in neuen Formaten wie zuletzt „Varieté im Buchfinkenland“ im eignen Zirkuszelt oder das noch recht junge „Kabarett am Gelbach“. Doch das funktioniert nur, wenn keine weiteren Pandemiemaßnahmen mehr notwendig werden und dadurch nicht weiterhin 60 % der sonst üblichen Gäste ausbleiben: „Wer Angst vor dem Virus hat, kommt nicht, wenn wir keine Maskenpflicht anordnen. Gibt es die, kommen all jene nicht, denen es zu unangenehm ist, einen ganzen Kulturabend mit Maske zu erleben“, wie es einer der Anwesenden formulierte.
Zu der richtungsweisenden Versammlung begrüßte Günter Lenzen die Aktiven zum Beginn in seiner „Kulturscheune“ in Montabaur-Elgendorf. „Die Leute fühlten sich in dem alten Gemäuer wohl und wollten gar nicht mehr nach Hause“, beschrieb er den Gästen seinen Eindruck von den ersten beiden kleineren Kulturveranstaltungen mit Musik und Literatur. Der Aufbruch in der neuen Kulturlocation endete dann vorerst jäh mit dem Ausbruch der Pandemie.
Die KKB will weiterhin auch ein wichtiger Impulsgeber zur Weiterentwicklung des weichen Standortfaktors Kultur für die heimische Wirtschaft sein, was aber gerade in diesen Zeiten nicht ohne zuverlässige Sponsoren und ausreichend aktive Kulturschaffende geht! Weitere Infos über eine ehrenamtliche Mitarbeit in der Kleinkunstbühne Mons Tabor und Möglichkeiten einer finanziellen Unterstützung gerne per E-Mail bei Uli Schmidt melden. (Quelle Uli Schmidt)