Nino Haratischwili, eine der großen deutschsprachigen Erzählerinnen und Dramatikerinnen, erhält die 46. Carl-Zuckmayer-Medaille. Für ihre Verdienste um die deutsche Sprache wird Ministerpräsidentin Malu Dreyer die deutsch-georgische Literatin am 18. Januar 2023 im Rahmen einer Feierstunde im Mainzer Staatstheater auszeichnen. „Nino Haratischwili gelingt es auf faszinierende Weise, Unterhaltung mit Haltung zu verbinden und dabei Einzelschicksale und Historie zu verschmelzen. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sind ihre Romane erschreckend aktuell. Sie erzählen von Dramen und Tragödien von beinahe antikem Ausmaß und stellen wichtige Fragen nach Schuld und Verantwortung, nach den Langzeitfolgen von Krieg und Verbrechen“, begründete die Ministerpräsidentin ihre Entscheidung, die sie nach Vorschlägen einer Fachkommission getroffen hat.
Nino Haratischwili sei eine besondere Geschichtenerzählerin, die die großen und kleinen Tragödien des Lebens bildstark ausleuchte. Sie zeige Menschen, die unter schwierigsten Bedingungen ihr Leben zu meistern versuchen, so anschaulich und schonungslos, dass man ihre Bücher kaum aus der Hand legen könne. „In ihren Romanen ist viel Schatten, doch trotz der Abgründe geht das Licht nie aus. In diesem Optimismus ist sie dem großen Carl Zuckmayer sehr ähnlich. Ich freue mich sehr darauf, Nino Haratischwili mit der Carl-Zuckmayer-Medaille auszuzeichnen“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
Die Schriftstellerin, Dramatikerin und Theaterregisseurin Nino Haratischwili wurde 1983 in Tiflis geboren und lebt seit 2003 in Deutschland. Schon als Schülerin gründete sie eine deutsch-georgische Theatergruppe und machte sich in ihrer Wahlheimat Hamburg als Hausautorin, Dramaturgin und Regisseurin am dortigen Thalia Theater rasch einen Namen. Sie selbst bezeichnet sich als Grenzgängerin zwischen Kulturen, die sie als sehr gegensätzlich empfindet. Mit ihrem dritten Roman „Das achte Leben (Für Brilka)“ schaffte sie den großen Durchbruch bei der Kritik und beim Publikum. Das 1.280 Seiten lange Werk aus dem Jahr 2014 ist ein monumentaler Gesellschaftsroman, der über sechs Generationen hinweg das Leben einer georgischen Familie im 20. Jahrhundert nachzeichnet. Mit „Die Katze und der General“ (2018), ihrem vierten Roman, der in Tschetschenien spielt, stand die vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Ihr jüngster Roman, „Das mangelnde Licht“ (2022), erzählt von vier Freundinnen, die sich nach Jahrzehnten wiedertreffen und auf ihre Jugend in Georgien zurückblicken.
Die Carl-Zuckmayer-Medaille wird vom Land Rheinland-Pfalz seit 1979 jährlich am 18. Januar, dem Todestag Carl Zuckmayers, an Persönlichkeiten vergeben, die sich um die deutsche Sprache in besonderer Weise verdient gemacht haben. Die Verdienste werden mit einer individuell gestalteten Kulturveranstaltung im Mainzer Staatstheater gewürdigt. Zu dem Preis gehört eine vom Künstler Otto Kallenbach geschaffene Medaille sowie ein 30-Liter-Fass Nackenheimer Wein, dem Lieblingswein Carl Zuckmayers.
Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille sind:
Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014), Bruno Ganz (2015), Sven Regener (2016), Joachim Meyerhoff (2017), Yoko Tawada (2018), Robert Menasse (2019), Maren Kroymann (2020), Nora Gomringer (2021), Rafik Schami (2022). (Quelle Staatskanzlei Mainz)