Es ist kaum noch Wasser im Emsbach. Nicht zu glauben, dass vor einem halben Jahr der erhöhte Wasserstand die dort vorgesehenen Arbeiten am Wehr mit dem Bau einer so genannten rauen Rampe ständig verzögerten. Inzwischen sind die Arbeiten beendet. Die neue Anlage soll den Fischen eine bessere Wanderung ermöglichen. Sichtbares Zeichen der Veränderung ist zudem eine Flutmulde mit Dauerstau, kurz ein kleines Gewässer abseits des Baches ganz in der Nähe des Radweges.
„Das Wetter hat uns am Anfang doch ganz erhebliche Schwierigkeiten bereitet“, sagt Sabina Schmidt als Abteilungsleiterin für den Kanalbau. Aufgrund der Vorgaben des Regierungspräsidiums musste noch im Dezember des vergangenen Jahres mit den Arbeiten begonnen werden. Die Baustelle wurde eingerichtet und dann war erst einmal für lange Zeit Schluss, denn der Bach führte über viele Wochen einen erhöhten Wasserstand. Und da war an ein Arbeiten im Bachbett nicht zu denken.
Durch Starkregen und damit einhergehenden hohen Wasserstand kam es in einem neu angelegten Verbindungsgraben zwischen Mühlgraben und Emsbach zu erheblichen Auswaschungen. Einige Stabilisierungsmaßnahmen mussten daher vorgenommen werden, so dass erst durch das Einbringen von Spundbohlen und Ton die fortschreitende Erosion gestoppt werden konnte.
Jetzt ist das alles Schnee oder Wasser von gestern. Seit Wochen oder gar Monaten hat es nicht mehr ergiebig geregnet. Über das Wehr läuft kein Wasser mehr. Kurz vor dem Wehr beginnt die raue Rampe, durch die jetzt das Wasser des Emsbachs fließt. Daneben führt der Mühlgraben noch Wasser und versorgt die Wasserkraftanlage. Die raue Rampe schlängelt sich deutlich sichtbar durch das breite Bachbett. Das Wasser fließt ausschließlich in der vorgegebenen Rinne, in der sich immer wieder quer zur Fließrichtung aufgestellte Steine als Riegel befinden. 24 dieser künstlichen Einbauten bilden insgesamt 23 Becken auf einer Länge von knapp 80 Metern.
Als Ausgleich zur nun erhöhten Wehrkrone ist zwischen dem Radweg und dem Bach eine Flutmulde eingerichtet worden. Das soll den Naturschutz. Die Anlage der Flutmulde als Ausgleichsmaßnahme wird vom Betreiber der Stromgewinnungsanlage finanziert.
An der Wehranlage im Emsbach zwischen Ennerich und Lindenholzhausen ist bereits in den 90er Jahren eine Aufstiegsanlage gebaut worden. Allerdings erfüllte die alte Fischaufstiegsanlage nicht mehr den Stand der Technik: Zu steil und mit zu hoher Fließgeschwindigkeit des Wassers. Wie Manfred Hastrich von der Kanalbauabteilung der Stadt mitteilt, wird das Gefälle mit dem neuen Bauwerk über eine viel längere Strecke verteilt und die Fische erhalten mit der neuen Beckenstruktur nebst entsprechender Leitströmung eine nahezu perfekte Aufstiegshilfe, die es in der alten Anlage nicht gab.
Auf die Problematik der nicht funktionierenden Fischaufstiegsanlage wies das Regierungspräsidium in Gießen bereits vor einigen Jahren hin, als die Betreiber der Wasserkraftanlage eine Erhöhung der Wehrkrone planten, um die Anlage zur Stromerzeugung konstanter zu betreiben. Eigentümerin der Wehranlage ist die Stadt Limburg, die Eigentümer der Wasserkraftanlage müssen sich jedoch auch an den Kosten für die neue Fischaufstiegsanlage beteiligen.
In der neuen Anlage sind planungsgemäß auch Basaltsteine aus der alten Fischtreppe verbaut worden. Ohne Beton ging es auch bei der naturnahen rauen Rampe nicht. Aus Gründen der Stabilisierung sind die säulenartigen Wasserbausteine und die Steine der Böschung in Beton eingebettet. Die angrenzenden Zonen und Böschungen wurden in geschütterter Bauweise mit Natursteinen bestückt, dadurch entsteht eine raue Oberfläche.
Vor Beginn der Erdarbeiten wurden im Anschluss an den Baubereich geeignete Filtersperren (zum Beispiel gepresste Strohballen) errichtet, die den Transport von Feinsediment und Schwebestoffe im Wasser verhinderten. Des Weiteren wurden alle betroffenen Bereiche des Baches einschließlich des Betriebsgrabens mehrmals mittels Elektrobefischung durch Fachpersonal abgefischt und die Fische in geeignete Lebensräume unterhalb des betroffenen Gewässerabschnitts wieder eingesetzt.
Die letzten Arbeiten der Rekultivierung sind für den in Verbindung mit der Einsaat vorgesehen. Erst dann sind Arbeiten auch abgeschlossen und die Anlage fertiggestellt. „Einige Anlieger haben uns bei den Ausführungen sehr unterstützt, indem sie Flächen für Zufahrtswege, Ausweichbuchten zur Verfügung gestellt haben“, macht Manfred Hastrich deutlich. Auch die benachbarte Stadt Runkel unterstützte die Arbeiten durch verkehrsbehördliche Anordnungen und Bereitstellung des Radwegs R8. (Quelle Stadt Limburg)